Mueller, Carin
Flott nach Hause! Ich gehe jetzt einkaufen. Wir sehen uns heute Abend. Ciao!« Lächelnd machte sie sich wieder auf den Weg und winkte Katia zum Abschied noch mal zu.
»Huch, was ist denn hier los?« Katia machte große Augen, als sie nach Hause kam. In der Küche stand ein frisch rasierter, geduschter und vollständig bekleideter Giovanni und bereitete das Frühstück vor. Es roch nach Kaffee und gebratenem Speck, und der Tisch war schön gedeckt. Alles sehr, sehr ungewöhnlich. In den letzten Tagen hatten sie sich eigentlich nie die Mühe gemacht, am Tisch zu essen, und vollständig bekleidet waren sie das letzte Mal an Heiligabend gewesen. Sie legte die Bäckertüte auf den Tisch, ging zu Giovanni, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
»Ich habe mir gedacht, wir machen es heute mal ein bisschen feierlicher.« Er lächelte sie an und zog ihr die Mütze vom Kopf.
»Oh.«
»Ich würde mich nämlich gerne mal mit dir unterhalten, und das geht einfacher, wenn wir nicht nach fünf Minuten wieder im Bett landen.« Seine dunklen Augen blicken zärtlich, aber auch ernst.
»Oh.« Katia wurde mulmig zumute. Unterhalten klang gar nicht gut. »Da mache ich mich wohl besser auch ein bisschen frisch.« Dieser »Unterhaltung« würde sie lieber ebenfalls gewaschen und ordentlich angezogen beiwohnen. »Fütterst du bitte Olga?« Damit verschwand sie im Bad – sehr besorgt und nachdenklich.
Eine halbe Stunde später stand sie, reichlich verunsichert, aber schick, wieder in der Küche. Nach einer Blitzdusche hatte sie etwas Make-up aufgetragen und die Haare locker hochgesteckt. Sie trug ein lilafarbenes Wickelkleid und hochhackige Pumps. Giovanni saß entspannt mit ausgestreckten Beinen auf einem Stuhl, las in der Zeitung und trank Kaffee.
»Wow! Das ist aber sehr feierlich.« Er betrachtete sie anerkennend und stand auf, um Spiegeleier zu braten. »Setz dich.«
Katia saß am Tisch, und schon zum zweiten Mal an diesem Tag gab es für sie ein erstes Mal. Nach dem »Ich liebe dich« von heute Morgen war ihr jetzt nämlich komplett der Appetit verloren gegangen. Allein die Vorstellung von Essen verursachte ihr Übelkeit. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und ihr Herz schlug wie ein Artilleriefeuer.
Als Giovanni mit der Spiegeleierpfanne zum Tisch kam und ihr verängstigtes Gesicht sah, musste er fast lachen. Er legte ihr zwei Eier auf den Teller und setzte sich dann. »Guten Appetit!«, sagte er und begann mit Begeisterung, seine Eier mit Speck zu essen.
»Giovanni!«, rief sie bestürzt. »Wie kannst du jetzt essen?«
»Weil ich Hunger habe. Du solltest auch anfangen, sonst werden die Eier kalt.«
Sie stocherte ziellos auf ihrem Teller herum, konnte sich jedoch nicht dazu entschließen, einen Bissen zu nehmen. »Jetzt spann mich doch nicht länger auf die Folter!«, flehte sie ihn schließlich an.
»Was ist denn los, Kleine?« Er sah sie verwundert an.
»Wie, was ist los?«, jetzt klang sie ein klein wenig hysterisch. »Du hast gesagt, dass du dich mit mir unterhalten willst, und jetzt sagst du nichts!«
Er lachte. »Du hast ja wirklich Angst! Das ist völlig unnötig. Kathi, ich wollte dir einfach nur etwas sagen, was mir wichtig ist und was ich nicht kann, wenn du mich mit deinen Verführungskünsten ablenkst. Du darfst nicht vergessen, dass ich nur ein simpel gestrickter Mann bin. Ich kann mich immer nur auf eine Sache konzentrieren.« Er aß seine Eier auf und nahm sich dann eine Semmel, die er mit Butter und Marmelade bestrich.
Katia starrte ihn an. Was hatte das nur zu bedeuten?
Giovanni wollte gerade in sein Brötchen beißen, als er ihren panischen Blick auffing. Er legte die Semmel wieder weg und sagte dann: »Du glaubst mir nicht, dass es nichts Schlimmes ist, oder?« Sie nickte. »Na schön, dann sage ich es jetzt, und wir essen anschließend weiter. Aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht unterbrichst. Okay?« Sie nickte wieder und verschränkte ihre eiskalten Hände auf dem Schoß. »Zunächst möchte ich dir gerne sagen, dass die letzten Tage so ziemlich das Schönste waren, was ich jemals erlebt habe. Ich kann mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal so glücklich war – und so viel Sex hatte.« Er grinste kurz und trank einen Schluck Kaffee. Dann fuhr er ernst fort: »Wie du weißt, habe ich ja nie ein Geheimnis aus meinen Gefühlen für dich gemacht, und ich möchte betonen, dass das nicht nur für einen Mann an sich ungewöhnlich ist – für mich
Weitere Kostenlose Bücher