Mueller, Carin
Geschwistern und fuhr dann an Katia gerichtet fort: »Adrian will aber nach wie vor nichts davon wissen.«
»Das kapiere ich wirklich nicht, ich meine, wenn Hugo nicht umgebracht worden wäre, hättet ihr doch noch immer einen Hund. Wo ist da der Unterschied?«
»Keine Ahnung, aber apropos Hugo. Die Gerichtsverhandlung gegen Damianos und seinen Spießgesellen ist Mitte Februar. Adrian sagt, dass gute Chancen bestehen, dass dein Stiefsohn in den Knast muss. Wie sich herausgestellt hat, ist er zurzeit auf Bewährung wegen irgendeiner Betrugsgeschichte, und Anstiftung und Beteiligung an einer Straftat sind ganz eindeutig Verstöße gegen die Auflagen. Außerdem wird mir wohl Schadensersatz zugesprochen für den Verlust von Hugo. Ich kann immer noch nicht fassen, dass der Mord an dem Kleinen juristisch gesehen tatsächlich nur eine Sachbeschädigung ist. Ich vermisse ihn immer noch so sehr und Elisa auch. Schau sie dir doch mal an, wie verliebt sie in die Welpen ist. Es würde ihr bestimmt guttun, wenn sie wieder ein lebendiges Kuscheltier hätte. Dann müsste sie vielleicht auch nicht eifersüchtig auf ihren kleinen Bruder werden. Aber Adrian ist absolut stur, er meint, dass das einfach zu viel Stress wäre. Und vielleicht hat er damit sogar irgendwie Recht …«
»Alles in Ordnung?« Katia sah sich ihre Freundin genauer an und stellte fest, dass Antonella einen ziemlich erschöpften Eindruck machte.
»Ich weiß auch nicht, irgendwie lässt sich das Jahr nicht so gut an, wie ich gehofft hatte. Der Hoteljob ist komplizierter als gedacht, ständig gibt es irgendwelche Änderungen. Morgen muss ich nach Hamburg fahren und mich mit Malte Hansen, dem Hotelier, und dem Architekten treffen. Adrian findet das mal wieder völlig unnötig und sagt, dass ich dieses Projekt niemals hätte annehmen dürfen und blablabla. Aber ganz ehrlich, die Aussicht, morgen und übermorgen jeweils vier Stunden im Zug zu sitzen und nichts tun zu müssen, ist absolut paradiesisch!«
»Und sonst so?«
»Sonst?«, seufzte Antonella. »Sonst läuft es jedenfalls im Job okay. Marie ist ein echter Glücksfall, und wenn nicht noch eine Katastrophe passiert, kann ich Ende der Woche endlich die Akte Gesa schließen und diese verdammte Wohnung übergeben.«
»Ich meine aber nicht die Arbeit. Irgendwie machst du keinen guten Eindruck, und Adrian scheint auch ziemlich angespannt zu sein. Das kann ja wohl nicht nur am Job liegen.«
»Tja, da sage ich nur: Vielen Dank, liebe Schwiegermama!«, entgegnete Antonella sarkastisch. »Seit dem Weihnachtsdesaster versucht sie ständig mit Adrian zu sprechen, quatscht uns den AB voll und belämmert ihn in seiner Kanzlei. Aber zuhause geht er nicht ran, und bei der Arbeit lässt er sie von seiner Sekretärin abwimmeln. Daraufhin hat Brigitte gestern die Taktik geändert und mich im Büro angerufen. Sie hat mir eine tierische Szene gemacht, ich würde einen Keil zwischen sie und ihren Sohn treiben und dass sie mich dafür verantwortlich machen wird, wenn ihre Familie auseinanderbricht. Wirklich ganz großes Kino!«
»Die spinnt doch wohl komplett!«, empörte sich Katia.
»Das kannst du laut sagen.« Antonella massierte sich den schmerzenden Nacken und fuhr müde fort: »Und genau das habe ich ihr auch gesagt. Dass, wenn überhaupt, sie diejenige ist, die einen Keil in die Familie treibt, und dass ich mir ein für alle Male ihre anmaßenden Kommentare verbitte, speziell wenn dabei der Name Gisela fällt. Als sie dann wieder anfing, habe ich einfach aufgelegt. Nun ja, als ich Adrian davon erzählt habe, ist er komplett ausgeflippt, und ich nehme an, dass er seiner Mutter daraufhin ordentlich den Marsch geblasen hat. Jedenfalls hoffe ich das. Alles nicht so der große Stimmungsmacher, kann ich dir versichern. Übrigens hat nicht nur seine Mutter Telefonterror bei ihm veranstaltet, sondern auch ebenjene grandiose Gisela …«
»Nein!«, unterbrach sie Katia mit entsetzt aufgerissenen Augen. »Und das erzählst du mir jetzt einfach so beiläufig, als wäre es dir egal?«
»Natürlich ist es mir nicht egal! Aber was soll ich machen? Ihm verbieten, dass er mit ihr spricht? Angeblich hat er keine Ahnung, was sie von ihm will, und legt es, wie er sagt, auch nicht darauf an, es herauszufinden. Das muss ich ihm wohl glauben. Und die Sache mit seiner Mutter finde ich insgesamt schlimmer. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich schon mal mehr Spaß hatte«, sagte sie mit resigniertem Tonfall. »Aber jetzt lass uns bitte
Weitere Kostenlose Bücher