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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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leicht rauchig, riecht echt.
    Telefonische Verabschiedung und der Müller wendet sich Angsts und Schaufelberger zu. Nein, sie haben nichts berührt. Die Schweine sind auf der Weide in den Unterständen, der Bauer hat nur im Schweinestall die Fenster schliessen wollen, weil doch ein Gewitter angekündigt ist, in der Ferne hat es schon geblitzt, und dabei das Riesending entdeckt. Dann hat er den Nachbar angerufen, der sein Freund ist, und nicht die 117, sondern gleich den Müller.
    »Ich habe doch Ihre Visitenkarte mit den Telefonnummern«, sagt Heini Angst. »Sie haben sie mir gegeben.«
    Eine Erklärung für die unerhörte Begebenheit weiss keine der anwesenden Personen.
    Was kann der Polizeimann jetzt tun? Mitten in der Nacht?
    Er gibt Anweisung, nichts anzufassen, und fragt Heini Angst nach dem Schlüssel des Schweinestalls. »Der steckt immer aussen«, sagt der Bauer. Der Müller nickt ihnen ein Zeichen zu, die vier verlassen zusammen den Stall. Von draussen schliesst er die Tür, dreht den Schlüssel im Schloss, »wenn’s recht ist«, die Angst-Schwerzmanns einverstanden, er steckt den Schlüssel ein. Er kann doch die Kollegen vom Posten Bremgarten nicht um halb zwei auf den Hof bestellen, damit sie einen Rollschinken bewachen. So weit gehen weder die interkantonale Polizeizusammenarbeit noch seine Weisungsbefugnis. Also muss die abgeschlossene Tür reichen. Was auch immer es mit dem grossen, eigenartigen Fleischerzeugnis auf sich haben mag.
    »Gute Nacht«, sagt er zum Bauern, dessen Frau und dessen Nachbarn. »Schlafen Sie wohl. Ich komme morgen wieder. Sollten Sie etwas Verdächtiges wahrnehmen, rufen Sie die 117 an. Aber ich glaube nicht, dass der Rollschinken Gefahr bedeutet.«
    »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind«, sagt Heini Angst, »kommen Sie gut nach Hause.«
    Das tut der Müller, wieder zwanzig Minuten on the road. Ein Kurzroadmovie. Als einziges Auto auf der Strasse. Weit und breit kein beleuchtetes Fenster. Nur der Müller unterwegs nach Zürich-Wiedikon. Irgendwie glücklich.
    In der Wohnung vergisst er sogar, seine Tablette einzunehmen, und schläft trotzdem einen tiefen Schlaf. Ohne schreckliche Bilder. Ohne den Druck auf der Brust.
    Ohne das Gefühl, in der Waschmaschine geschleudert worden zu sein, wacht er spät am Morgen auf. Zum ersten Mal seit Wochen richtig ausgeschlafen.
    Der Müller wählt sogleich Bucher Manfred an, Manfred hat ihm ja Hilfe angeboten. Allein kommst du da auch als Supercop nicht weiter, da müssen die forensischen Laborspezialisten mit ihren Reagenzgläsern und Daumenabdruckscannern ran, die DNS -Lupenspektrografen, Genomparallelometer und all die Spezialgeräte, von denen der unbedarfte Delinquent nichts ahnt. Diese Hilfsmittelbatterie und das optimal ausgebildete Fachpersonal, ein verwickelter Fall, da bist du mit deinem Hirn allein einfach zu wenig.
    Bucher Manfred verspricht, mit den Spezialisten für die forensische Analyse des Rollschinkens zu kommen. Und der Müller besteigt nach einem kurzen Frühstück, das heisst Kaffee und Knäckebrot, ist alles, was im Haus ist, wieder seinen Wagen. Freut sich sogar aufs Autofahren, weil letzte Nacht, das war schön. Wenigstens das überwunden? Auf einmal fällt dem Müller die vergessene Tablette ein. Jetzt, da er im Auto sitzt, kann er sie nicht mehr nehmen. Ist zu gefährlich, weil die Tablette verlangsamt die Reaktionen. Der Beipackzettel rät dringend davon ab, Herr Borowski auch. Ich werde ihn anrufen, denkt sich der Müller. Damit die Dosierung nicht durcheinanderkommt. Mit Medikamenten ist nicht zu spassen. Was tun?
    Dieser Fall wird immer rätselhafter.
    Hoffentlich bringen die Analysen endlich eine Spur, die sich dann erhärten lässt, denkt der Müller in einem mentalen Stossseufzer. Noch immer wurmt ihn sein missglückter Versuch bei Michael Hauser: Safran und Dylanologen … wie konnte er sich nur so verrennen! Wenn das ja niemand erfährt! Er würde es als Gegenstand einer Witzkolumne in die Zeitschrift der Polizeigewerkschaft schaffen. Sicherlich anonymisiert, die Kollegen sind ja nicht so. Aber jeder wüsste, wer einer so hirnverbrannten Ermittlungsidee nachgerannt ist. Ein historischer Löli.
    Also nicht jedem Impuls folgen.
    Und immer aufpassen, nicht auf verrückte Trittbrettfahrer hereinfallen. Nicht aus Verzweiflung über fehlende Resultate einfach jeden einbuchten, der sagt: »Ich habe das und das getan.« Lässt sich manchmal leicht überprüfen: Hat er Täterwissen? Manchmal schwierig zu

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