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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Partnerin, gehen zur Wohnungstür, werfen einen letzten Blick auf ihre Lieben, denn im Dienst weisst du nie: Kommst du unversehrt und heil zurück? Die Tür fällt hinter ihnen ins Schloss. Es erhebt sich ein Brausen und Summen in der Stadt Zürich. Sie setzen sich in ihre privaten Wagen, die Motoren springen an, Gang eingelegt, ein letzter Blick auf die Ausrüstung. Koppel blitzblank? Alles am Platz? Die Waffe okay? Sie strömen sternförmig ins Zentrum der Stadt, wo das Polizeihauptquartier hingebaut ist, aber fast einstürzt, weil es schon lange ein neues geben müsste. Aus Stallikon kommen sie, aus Birmensdorf und Urdorf, aus Greifensee, Effretikon, Kloten, Bassersdorf, aus Steinmaur und Dielsdorf, aus Geroldswil und Oetwil, aus Killwangen, Spreitenbach und Dietikon, aus dem harten Schlieren, aus Bergdietikon und vom Mutschellen herunter, aus Thalwil, Rüschlikon und Kilchberg. Es fehlen nicht die aus Wallisellen und Volketswil, die aus Opfikon und Glattbrugg, die aus Dübendorf und von dahinten, wie heisst es noch, es fällt mir nicht ein. Auch und besonders scharf motiviert strömen sie aus sämtlichen Quartieren der Stadt Zürich herbei, die Streetwisen aus Altstetten und Albisrieden, vom Triemli, aus Wiedikon und vom Friesenberg, aus der Hardau, Werd und der Brunau, aus Wollishofen, in der Enge wohnt keiner (zu teuer), aus dem rauen Aussersihl und dem harten Industriequartier, aus Wipkingen und Höngg, aus Oerlikon vor allem, Seebach und Schwamendingen müssen natürlich auch vorkommen, die Neuaffolterner kommen, die vom Milchbuck, ein Einziger aus dem Universitätsviertel, viele aus Unterstrass und Oberstrass, einige aus der Altstadt, Hottingen und Fluntern fehlen natürlich, dort kann sich kein Polizist die Miete leisten, und der letzte Durchschnittsverdiener, der noch im Seefeld wohnt, fliegt auch herzu. Entschlossene Mienen, harte Gesichter. Und wenn ich das Wort «Sihlfeld» und «Aussersihl» und «Industrie» sage, da zuckt manch einer zusammen und hört die Erde fast beben.
    Sogar die Dandys von der Betrugsabteilung hängen ihre Computer an den Nagel und lassen den hinterlistigen «Geschäftsleuten» dienstbedingt einige Augenblicke Verschnaufpause. Weg mit der Krawatte: Sie gürten sich mit dem Schulterhalfter und suchen in der Schreibtischschublade die Dienstwaffe, seit Jahren nicht mehr angerührt, denn schiesswütig sind wir nicht.
    Alle Vereidigten kommen sie, um dem Verbrechen hart zuzusetzen. Du glaubst, du hörst die Posaunen von Jericho.
    Denn es ist «Gefahr im Verzug», und die Polizei zieht sich zusammen, mit all ihrer Kraft, versammelt sich, bündelt sich, rüstet sich, tritt an, in vollster Stärke zum optimalsten Einsatz. Zur Einsatzbesprechung im Polizeihauptquartier. Wie ein Bienenstock legt sich emsige Atmosphäre über die sommerlich ruhige Stadt Zürich, die wegen der Sauhitze ihre Siesta macht. Es wundern sich über die plötzliche, aber leise Betriebsamkeit die Menschen in Flipflops und mit fast nichts an auf dem Heimweg vom Wasser oder zu ihm hin, Oberer Letten, Unterer Letten, Werdinsel, Mythenquai, Strandbad Tiefenbrunnen, Zürichhorn, die Rangierarbeiter in der Zigarettenpause, das Rotlichtmilieu an der Langstrasse, die Kunden desselbigen, die nicht aufgegriffen zu werden wünschen, weil sonst die Ehe am Ende ist und auch der Job, weil das Ganze während der Arbeitszeit vonstattengegangen ist. Es wundern sich die Junkies in ihrer Drogenhölle. Es wundern sich die Unkonzentrierten, die es immer wieder vom Computer weg ans Fenster oder auf den Balkon treibt. Es staunen die Vögel in ihren Nestlein auf den Bäumen auf Schulhöfen und im Park. Es schrecken auf die Eichhörnchen. Es erschrecken sogar im Pfuhl der Kanalisation die gelbzahnigen Ratten. Es erschrickt der Leiter des Pannendiensts der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich, der gerade noch seinen Rapport getippt hat. Es fährt zusammen der Kellner auf dem Heimweg in die Zimmerstunde, der Rock ’n’ Roller, der zum Proberaum spaziert. Die Verliebten fahren hoch aus ihrer Kontemplation. Der Polizeivorstand der Stadt Zürich berät mit seinem Stab über die erste Pressemeldung. Der Polizeikommandant, sämtliche Offiziere der Abteilung Gewaltverbrechen der Polizei Zürich, Stadt und Kanton, alle lösen ihre innere Handbremse.
    Wer gehen und stehen kann und nicht an der Arbeit seinen Mann stellen muss wie die Polizei, wandert dem kühlenden Nass zu. Denn Wasser = Leben. Wasser = Erfrischung. Aber manchmal, siehe Sandra

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