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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Verflechtungen von Franz Schuberts «Internationaler Clearingzentrale» von der Bäckerstrasse 40 bis nach Asien. Also: ganze Welt.
    Aber die ganze Welt ist leider auch ein Ort des Verbrechens.
    Das weiss der Müller, das weiss Franz Schubert, die «Internationale Clearingzentrale» und auch «Bretzeli.ch». Und die ganze Polizei überall macht sich auch keine Illusionen. Das wissen Sie und ich.
    Und nicht erst einmal blieb im Filter von Franz Schuberts «Internationaler Clearingzentrale» ein suspektes Datenpaket hängen, das dann nicht business as usual prozediert wurde, sondern Franz dem Müller, dem Polizisten Müller, weitergibt. Und der Müller den Dandys vom Betrugsdezernat. Und dann: Dienstweg und höchste diplomatische Verwicklungen. Nur ein Wort: Nordkorea. Und andere Wörter. Aber darf ich nicht sagen, weil Internationaler Gerichtshof. Der arbeitet weniger schnell als dem Franz sein Unternehmen, wo er alleiniger Mehrheitsaktionär ist und sich sogar expandierend an anderen Unternehmen beteiligt in verschiedenen Branchen, zum Beispiel bei «Bretzeli.ch», wo Christoph Weiss als CEO amtiert.
    Und da friert dem Müller beim Clearen plötzlich der Bildschirm ein. Risiko: die ganze vermaledeite Eingabe von mehreren Minuten ist vielleicht verloren. Obwohl manchmal hat der automatische Zwischenspeicher noch rechtzeitig seine Arme aufgespannt und das Wichtigste gerettet.
    Und da geht das Telefon in der Jackentasche vom Müller.
    Es ist Bucher Manfred (99 Kilogramm) und sagt: «Noch immer keine Spur von Mark Huber, mutmasslichem Täter.»
    Das reisst unseren Müller Beni nun wirklich aus der Clearing-Meditation. Er denkt eh nur an den Fall mit der Toten in der Limmat und den Fall mit den sechs Toten in der Schlucht. So viele Tote treiben ihn hinüber in die Chefetage, wo Franz Schubert über vierzig Angestellten thront, die fast stündlich mehr werden und unter anderem im Schichtbetrieb zuverlässig clearen, während Franz Schubert nur noch zu selbsttherapeutisch-moralisch-emotionalem Zweck (Bescheidenheit, Nostalgie) eigenhändig cleart, sondern – jetzt genauer: – meistens Partnerschaften und Strategien und Konzepte entwirft und Prozesse und Monitoringvorgänge supervisioniert. Ich sagte es. Der Müller sagt zum Franz: «Muss mir mal die Beine vertreten.» Franz Schubert ist natürlich nicht beschränkt im Kopf: Hat das Klingeln gehört und die Worte vom Müller und weiss: Da sind wieder Ereignisse im Anmarsch. Aber was soll er tun? Kommt in «Internationaler Clearingzentrale» schon zurecht ohne den Müller. Ist ja Freundschaftsdienst, quasi Hobby vom Müller. Sagt darum: «Gut», weil langjährige Freundschaft und inniges Verhältnis und fast wortlose Verständigung ohne Missverständnisse. Schon ziemlich toll.
    Betonung: Die «Internationale Clearingzentrale» ist in der Geschichte «Müller und die Tote in der Limmat» nicht wirklich fallrelevant.
    Und der Müller verlässt jetzt dem Franz Schubert seine Tag und Nacht brummende Firma, und wir verlassen jetzt den Müller, der sich etwas sammelt und den Abend und die Nacht ohne uns verbringt, mit sich selbst im engsten Kreis und seinen Büchern. Er will denken, dafür braucht er Ruhe, aber uns nicht. Wir fliegen, wie es das Privileg des Erzählers und seiner Leserinnen und Leser ist, an einen anderen Ort zu einer anderen Zeit zu anderen Personen, und wir sehen und hören zu, was sich dort ereignet.
    Die Zeit ist auch die heisse Zeit, in der die Kleider durchscheinend sind, da haben wir wie eben angedeutet bloss eine Verschiebung von wenigen Stunden zu verkraften. Der Ort ist auch die Stadt Zürich, in der die Polizei am Donnerstag aus aller Welt angerollt ist, aber die Birmensdorferstrasse, im Abschnitt zwischen der Weststrasse (historisch: Verkehrs-Inferno; heute: im Begriffe der Gentrifizierung, wird so sauteuer wie der Rest, Tempo dreissig, pflanzen Bäume, retten die Welt) und der Zentralstrasse. Zwei Spuren stadtauswärts, daneben eine Tramspur. Die Häuser wackeln, wenn die 14 oder die 9 vorbeiquietschen. Die Sonne heizt die Strasse und die Fassaden auf wie eine Mikrowelle. Da wächst kein Gras, und die Kaugummis schmelzen auf dem Asphalt. Die Zeit ist schon der nächste Tag.

Freitag
    Genau genommen sind wir jetzt am Freitagmorgen, neun Uhr, mitten beim Geschehen dabei. Es ist Indizienverdichtung bei der Polizei, das glaubst du kaum, wie sich die Indizien jetzt verdichten, so was von verdichten.
    Die Personen sind vorerst der Plattenfirmenmann

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