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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Golfidis
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doch als er sah wie die Gruppe in eine Seitenstraße bog, korrigierte er seine Richtung und schlich ihnen hinterher. Es war eine stockfinstere Nacht und auch der fahle Schein der Straßenbeleuchtung vermochte die Sicht nicht zu verbessern. Victor glaubte sie schon wieder verloren zu haben, aber dann sah er, wie einige Personen durch das Gartentor eines Einfamilienhauses verschwanden.
    Victor wartete ein paar Minuten, dann schlich er sich näher an das Haus heran. Es war ein einstöckiges, älteres Haus, aus dem vorigen Jahrhundert, mit einem kleinen Garten davor. Als sich Victor über die Gartentüre lehnte bemerkte er, dass sie offen war. Er erschrak als sie plötzlich nachgab. Blitzartig ging ihm sein Puls in die Höhe. Unter größter Anspannung öffnete er das Tor und ging hinein. Im Garten angekommen wechselte er sogleich in die Wiese. Nun war es wirklich stockdunkel um ihn. Es war so finster, dass er kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Victor verharrte einige Augenblicke, bis sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten und er zumindest schemenhaft die Umgebung wahrnehmen konnte. Auch konzentrierte er sich auf seinen Atem, der durch die Aufregung zu laut geworden war. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, nahm er das Haus näher in Augenschein. Es war von ein paar Bäumen und Büschen umgeben und wirkte nicht sehr gepflegt. Überall lagen Bretter und Schrott herum und in der Wiese stand ein verrostetes Autowrack.
    Im Haus selbst brannte kaum Licht, nur aus zwei Fenstern drang, durch die heruntergelassenen Jalousien, ein fast nicht wahrnehmbarer Lichtschein. Victor schlich von einem Busch zu dem Autowrack und dann in Richtung eines der Fenster. Das nasse Gras verschluckte zum Glück die Geräusche seiner Schritte fast vollständig. Am Fenster angekommen versuchte er einen Blick ins Innere zu erhaschen. Doch die Jalousien waren so verschlossen, dass sie keine Sicht nach Innen zuließen. Doch dann hörte er ein paar gedämpfte Stimmen die miteinander sprachen.
    Victor schlich zu dem anderen Fenster. Der Lichtschein der durch dieses Fenster drang, war um einiges heller. Die Lamellen der Jalousie standen so, dass man mühelos hineinschauen konnte. Victor blieb beinahe das Herz stehen. Er hatte durch Zufall das Zimmer von Pillen-Ede entdeckt. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet. Links stand ein zweittüriger Schrank, mittig ein einfaches Bett und auf der anderen Seite ein Tisch mit Stuhl davor. Pillen-Ede saß auf dem Bett. Seinen Rollator hatte er seitlich von sich abgestellt. Diesmal war es ein einfacheres Modell, jedoch noch immer hochwertig – das sah Victor sofort.
    Pillen-Ede hielt ein dickes Bündel Geldscheine in der Hand und sortierte die Scheine, je nach Wert, zu noch dickeren Bündeln, die er vor sich auf dem Laken aufgeschichtet hatte. Daneben stand eine geöffnete Geldkassette. Victor hatte in seinem ganzen Leben noch nie so eine Menge Geld gesehen.
    Pillen-Ede schien gar nicht mitzubekommen, wie die Zeit verging. Immer wieder nahm er die Geldstapel zur Hand und zählte sie erneut durch. Inzwischen war an dem anderen Fenster das Licht erloschen. Die Alten hatte sich wohl zum Schlafen gelegt – während Pillen-Ede zählte und zählte. Victor war es in der Zeit, die er nun am Fenster stand, so kühl geworden, dass ihm die Kälte bis auf die Knochen drang. Die Temperatur war mittlerweile bis zur Null-Grad-Grenze gesunken.
    Endlich schien Pillen-Edes Zählen ein Ende zu nehmen. Er schlichtete die Stapel sorgfältig in die Geldkassette. Dann knöpfte er sein Hemd auf und holte einen Schlüssel hervor, den er an einem Band um den Hals umhängen hatte. Pillen-Ede stand auf und trug die Geldkassette zur Mitte des Zimmers. Dort angekommen schob er den Teppich beiseite, bückte sich, und steckte den Schlüssel in ein Loch am Boden. Er öffnete den Deckel eines verborgenen Tresors. Victors Puls schoss abermals in die Höhe, er konnte es vor Spannung schon fast nicht mehr ertragen, dem Ziel so nah zu sein. Pillen-Ede hob die Geldkassette hinein, schloss den Deckel, ließ aber unvorsichtigerweise den Schlüssel stecken und den Teppich schob er auch nicht mehr zurück.
    Vielleicht war der Alte schon senil geworden, überlegte Victor.
    Dann kam Pillen-Ede auf das Fenster zu. Victor tauchte gerade noch rechtzeitig mit dem Kopf nach unten, als Pillen-Ede das Fenster einen kleinen Spalt öffnete. Darauf erlosch das Licht im Zimmer und Victor hörte, wie sich Pillen-Ede, begleitet von

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