München Manhattan #1
beruhige dich bitte“, sagt sie. „Ich werde dir jetzt alles erzählen was ich weiß – und bitte hör mir einfach zu und flipp’ bitte nicht aus!“
Kristin steht ihr gegenüber und blickt sie kühl und abwartend an.
„Also, jetzt lass mich eben klären, ob Charlotte auch wirklich die Charlotte ist, die ich meine.“ Susanna greift zum Hörer und gibt eine eingespeicherte Nummer ein.
„Ich bins , Susanna. Diese Charlotte – das ist die vom Dinner bei Sophie, oder?“
Am anderen Ende der Leitung kommt scheinbar keine klar definierte Antwort. Sie fragt nochmal nach.
„Ja oder nein?“
Dann, n ach einer kurzen Pause sagt sie: „Mehr wollte ich nicht wissen.“ Und legt auf.
Kristin schaut Susa nna erwartungsvoll an und fragt: „Mit wem hast du gesprochen? Gibt es noch mehr Verbündete in dieser verhängnisvollen Affäre?“
„Das war Peter. Und bei verhängnisvoller Affäre liegst du vielleicht gar nicht so falsch.“
„Susanna – ich warte …“ Kristins Ton ist jetzt fordernd.
„Also gut“, antwortet Susanna zögernd. „Wir waren letzten Herbst bei Sophie zum Essen eingeladen. Peter war gerade in München und ist zusammen mit Robert und mir hingegangen. Meine Veranstaltung war es nicht so ganz, da hauptsächlich Freunde von Gavin da waren und es die ganze Zeit um Musik ging. Auf jeden Fall war da so eine Blondine. Charlotte. Sie hat sich bei mir als alte Freundin von Sophie aus New Yorker Zeiten vorgestellt. Ich habe mich damals ein wenig gewundert, dass Sophie sie nie erwähnt hatte. Aber mehr auch nicht. Ich erzähl‘ euch ja schließlich auch nicht von meinen Kindergarten-Mutti-Freundschaften. Aber was mich dann doch ziemlich erstaunt hat, war, dass sie so tat als ob zwischen ihnen eine ganz besondere Verbindung bestehen würde. Ich glaube sie wollte mir zeigen, dass sie zu Sophie eine sehr vertrauliche Beziehung hat. Sie tat sehr geheimnisvoll. Ich fand das total affig, so eine Art Revierabgrenzen. Sie war mir total unsympathisch und ich bezweifel ’, dass sie der Typ ist, der wirklich gute Freundinnen hat.“
Susanna geht in die Küche und kommt mit einer Schachtel Zigaretten und Streichhölzern wieder zurück ins Wohnzimmer. Sie hält ihrer Freundin die Schachtel hin.
„Willst du auch eine?“
Kristin schüttelt den Kopf.
Susanna öffnet die Terassentür und geht ein Stück auf die verschneite Terrasse hinaus. Sie zündet sich eine Zigarette an.
Kristin sieht Susanna einfach nur an. Keine Regung zeigt sich in ihrem hübschen Gesicht. Nur an der zarten Partie um die Augen kann man erkennen, dass sie in letzter Zeit viel geweint hat.
Susanna dreht sich zu ihr um und räuspert sich. „Charlottes Hauptaufmerksamkeit an diesem Abend galt den Männern. Und die hingen an ihren Lippen. Als das Dessert serviert wurde, war sie der umschwärmte Mittelpunkt der Runde. Und dann fing sie an mit Peter zu flirten. Und Kristin – ich muss ehrlich sagen, mein Bruder hat mitgemacht. Er hatte schon ein paar Gläser Wein getrunken und ist auf ihre Anmache reingefallen.“ Susanna denkt kurz nach und nimmt einen Zug von ihrer Zigarette.
„Mehr war da aber nicht – Peter fuhr mit uns nach Hause. Ende des Kapitels eigentlich. Ich habe ihn natürlich aufgezogen und ihm unterstellt, dass er Blondie attraktiv fand und mit ihr geflirtet hätte. Er meinte damals, ich würde spinnen. Wir haben dann zuhause zu dritt noch einen Absacker getrunken – und da kam dann auch schon die erste SMS. Peter hatte sein Handy auf dem Tisch liegen. Ich konnte den Anfangstext sehen, als die Nachricht aufblinkte.
WÜRDE DICH GERNE WIEDERSEHEN
Wir haben noch drüber gelacht. Nach dem Motto die geht ja ganz schön ran. Peter hat natürlich bei uns übernachtet. Und am nächsten Morgen ging das SMS- Gepiepse weiter. Ich habe mir daraufhin meinen Bruder zur Brust genommen und ihm – du weißt ja wie ich bin – verboten, auch nur einmal darauf zu antworten. Charlotte wusste immerhin, dass er verheiratet ist und ein Kind hat. Das hatte ich an dem Abend noch laut und deutlich am Tisch verkündet.“
„Wieso hast du mir nichts davon gesagt?“ Kristin ist den Tränen nahe.
„Na ja, was sollte ich dich in New York beunruhigen“, antwortet Susanna. „Es war doch nichts passiert. Ich hatte die Sache auch schon so gut wie vergessen, als ich kurz vor Weihnachten eine SMS von Peter erhalten habe, die offensichtlich nicht an mich gerichtet war.“
Susanna kann Kristin jetzt nicht mehr ansehen und blickt auf den
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