München Manhattan #1
eine ganz entzückende Tochter. Bei dem kannst du sowieso nicht landen“, hatte Sophie bestimmt erklärt.
Charlotte hatte aber nur hämisch gelächelt. So schön sie war, sie hatte doch etwas Verschlagenes. Manchmal blitzte durch das ganze perfekte Styling die dunkle Seite in ihr durch.
„Das macht das ganze doch noch einen Tick spannender. Du weißt wie anziehend ich verheiratete Männer finde.“
„Charlotte, bitte nicht. Nicht Peter. Versuche nicht diese Familie zu zerstören.“
„Jetzt mach’ mal einen Punkt, Sophie. Du hast ja wahrlich auch keine blütenreine Weste. Wie heißt es so schön? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Ich sag’ dir das jetzt nur einmal. Ich habe die Nase voll von deinen ‚moralischen’ Ansichten. Die hast du ja auch nur, wenn es dir passt.“
Charlotte hatte gelacht. Ja, sie hatte sie ausgelacht. „Meine liebe Sophie, ich will diesen Peter. Und du wirst mir dabei helfen! Oder willst du, dass ich … “
Sophie hätte ihr am liebsten eine Backpfeife verpasst. Und was hatte sie stattdessen getan? Zwar zögernd und niedergeschlagen, aber – sie hatte Charlotte mit Informationen gefüttert.
Und statt Kristin zu warnen, hatte sie gar nichts getan. Sie hatte versucht, dieses Gespräch einfach zu verdrängen.
Genauso, wie sie auch die ganze andere Sache versucht zu verdrängen. Den Deal, den sie mit Charlotte eingegangen ist.
***
DIAMONDS ARE A GIRL’S BEST FRIEND
MÜNCHEN. DIENSTAG 16 UHR
„Weißt du was, Kristin?“, sagt Susanna. „Wir machen jetzt den Rechner aus.“
„Quatsch, Susanna. Ich will jetzt wissen, was diese fiese Kuh damals gemacht hat. Ich will …“ Kristin lässt ihren Kopf energisch in ihre Hand fallen.
„Aua!“ Jetzt hat sie sich vor lauter Seufzen auch noch mit ihrem Verlobungsring eine Schramme in die Stirn gehauen. Ein wenig zu groß ist er ja. Deshalb rutscht er auch schon mal um ihren Finger rum, so dass der Stein innen hängt.
„Was denn? Ach so, dein Ring“, sagt Susanna. Sie kann noch immer nicht fassen was für einen Zinken Kristin damals zur Verlobung von Peter bekommen hat. Von so einem Ring träumte schließlich jede Frau! Man kann Peter ja einiges vorwerfen, aber geizig ist er nicht. Ganz im Gegenteil.
„Hier. Nimm das.“ Susanna reicht Kristin die Packung mit den Demakeup -Pads. Anna hat sie auf dem Küchentisch liegen lassen, als sie sich vorhin ihr Löwen-Gesicht nach der Aufführung im Kindergarten abgeschminkt hatte. Kristin tupft ihre Verletzung ab und blickt mit einem verzerrten Gesicht weiter auf den Bildschirm. Es kommt Susanna vor, als wollte sie telepathischen Kontakt mit dem Google-Artikel aufnehmen. Total spooky .
Susanna springt auf, kramt aus der obersten Schublade des Apothekerschrankes ein Haarband und bindet ihr dickes rotblondes Haar zu einem Pferdeschwanz ho ch. Zu Kristin gewandt sagt sie: „Pack deine sieben Sachen zusammen. Wir geben die Kinder bei meiner Nachbarin ab. Die wollte sowieso mit Anna und Tom backen. Und sie freut sich bestimmt, wenn Elisa auch dabei ist. Du weißt doch wie Gisela ist.“
„Ja aber …“
„Nichts aber, Kristin. Wir verschwinden den Rest des Nachmittags in die Stadt. Erst trinken wir einen schönen Latte Macchiato am Odeonsplatz und dann bummeln wir in Richtung Fünf Höfe. Vielleicht hat ja der Thailänder dort auch nachmittags offen. Den kennst du noch gar nicht. Da musst du hin. Los komm jetzt.“
Gegen Susannas Geschäftigkeit hat noch nie einer etwas tun können, vor allem nicht, wenn sie es ernst meint. Gesagt getan. Eine halbe Stunde später sitzen Kristin und Susanna in der U6 Richtung Münchner Freiheit. Kristin lehnt ihren Kopf erschöpft an die Scheibe.
Schlechtes Zeichen. Wenn Kristin noch nicht mal merkt, dass sie mit ihrer Stirn die Scheibe einer U-Bahn berührt! Wo sie doch mit Bakterien in öffentlichen Einrichtungen so empfindlich ist. Normalerweise würde sie in einer U-Bahn gar nichts anfassen. Ich muss sie irgendwie aus diesem Tief rausholen.
„Alles klar mit deiner Stirn? Tut der Kratzer noch weh?“, fragt sie.
Kristin dreht sich zu Susanna. Sie sagt nichts, nickt nur und lehnt ihren Kopf wieder ans Fenster.
„Wie war das damals als du den Ring bekommen hast? Ich höre die Geschichte so gern. Komm. Erzähl schon!“, sagt Susanna auffordernd.
Kristin schüttelt den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Ich habe echt keine Lust darüber zu reden, was für ein Prachtkerl dein Bruder ist.“
Susanna antwortet
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