München Manhattan #1
Dusche fühlt sie sich schon etwas besser. Das Mittagessen allerdings entpuppt sich als mittlere Katastrophe. Elisa löchert sie mit Fragen, wann sie wieder zuhause sein wird und ob sie nachher ihren Vater anrufen kann. Kristin versucht auszuweichen, aber da ist sie bei ihrer Tochter an der falschen Adresse. Das Ganze endet damit, dass Elisa in Tränen ausbricht und Kristin sich noch schlechter fühlt. Dazu kommen die vorwurfsvollen Blicke ihrer Eltern.
Kristin schnappt sich ihren Mantel, schlüpft in ihre heiß geliebten Ugg -Boots und verlässt wortlos das Haus. Erstmal an die frische Luft.
Sie braucht einen Plan und zwar schnell. Das ist sie zumindest Elisa schuldig. Außerdem muss sie unbedingt in der Galerie anrufen. Sie hat dort nur mitgeteilt, dass sie wegen einer dringenden familiären Angelegenheit nach Deutschland fliegen muss. Wie lange sie nicht zur Arbeit kommen wird, hat sie nicht gesagt. Wenn sie ihren Job behalten will, sollte sie sich dort melden. Und wenn sie keine Bilder verkauft, wird das in nächster Zukunft jemand anderes für sie tun. Ihr Job ist begehrt, und sie will ihn eigentlich nicht verlieren. Oder ist ihr das egal? Nein, eigentlich ist ihr das nicht egal.
Aber einfach wieder zurück gehen? Zu Peter? Als ob nichts gewesen wäre? Sie könnte sich mit Elisa eine eigene Wohnung nehmen. Und das in Manhattan? Viel zu teuer!
Verzweifelt stapft sie durch den Schnee in Richtung Blutenburg Park.
***
GEGOOGELT
MÜNCHEN. DIENSTAG 15 UHR
„Kristin – es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern. Du bist für mich wie eine Schwester. Und Peter ist mein Bruder. Ich wünsche mir einfach, dass ihr das wieder hinbekommt. Für mich habt ihr das super tolle spannende Leben. Ich beneide euch in mancher Hinsicht.“
„Wieso beneidest du uns?“ Kristin macht es sich auf Susannas Sofa gemütlich. Draußen schneit es schon wieder. Elisa führt oben in Annas und Toms Kinderzimmer ihre Ballettkünste vor. Susanna hatte Kristin überredet, den Nachmittag bei ihr zu verbringen. Und sie hatte gerne eingewilligt. Das Letzte was sie im Moment braucht, ist auch noch Streit mit ihrer Schwägerin.
Susanna balanciert in der einen Hand zwei dampfende Teetassen. Mit der anderen räumt sie den mit Zeitungen und Matchboxautos übersäten Wohnzimmertisch frei.
„Glaube mal nicht, dass in meinem Reihenhausleben alles perfekt läuft. Robert arbeitet nur noch. Ich komme mir vor, als ob ich für die Kinder allein verantwortlich wäre. Nicht, dass ich nicht gerne Mutter bin. Du weißt wie sehr ich meine Kinder liebe. Aber manchmal fehlt mir mein alter Job schon sehr. Die große weite Welt. Immer an anderen Orten sein. Auf der anderen Seite könnte ich mir gar nicht vorstellen, meine Kinder tagelang nicht zu sehen und als Stewardess durch die Welt zu fliegen.“
Sie stellt die Tassen ab, setzt sich neben Kristin aufs Sofa und redet weiter.
„Robert ist in letzter Zeit andauernd genervt und geht bei jeder Kleinigkeit in die Luft. Ich habe keine Ahnung was mit ihm los ist. Er spricht nicht wirklich mit mir. Ich weiß ja, dass er in seinem Job viel Stress hat. Er will hoch hinaus. Das kann ich ja auch alles verstehen. Und ich unterstütze ihn dabei auch so gut ich kann. Aber er ist im Moment so wenig liebevoll. Unsere Beziehung ist zurzeit alles andere als romantisch. Soviel zu meinem perfekten Reihenhausleben.“
„Ach Susanna, das tut mir leid“, sagt Kristin. „Du wirkst immer so, als ob bei dir alles in bester Ordnung wäre. Vielleicht solltet ihr mal etwas Zeit nur zu zweit verbringen. Organisier’ doch mal ein romantisches Wochenende. Das ist etwas was Peter und mir immer wichtig war. Wir hatten regelmäßig unsere romantischen Wochenenden in den Hamptons. Elisa war dann übers Wochenende bei ihrer besten Freundin Tiffany und im Gegenzug war das Mädchen dann bei uns, wenn ihre Eltern mal etwas Romantik brauchten. Eigentlich perfekt. Und diese Wochenenden waren wirklich gut für unsere Liebe …“
Kristin seufzt. Sie rückt die Kissen auf dem Sofa gedankenverloren zurecht. Dabei lässt sie ihre Hand über die kunstvoll gestalteten Stickereien auf den Kissen gleiten. „Die sind ja echt total hübsch, Susanna! Wo hast du die denn her?’“
„Ach, da hat so ein neuer Deko-Laden auf der Leopoldstraße aufgemacht – du weißt schon, direkt neben …“ Susanna zuckt zusammen als Kristin eines der teuren Kissen in das Sofa reinpfeffert.
„Und weißt du, das verstehe ich einfach nicht“,
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