München Manhattan #1
sagt Kristin. Sie hat auf einmal hochrote Wangen und steht abrupt auf. „Wir haben uns immer bemüht, unsere Beziehung lebendig zu halten. Und dennoch hat er mich betrogen – warum nur? Ich komme einfach nicht dahinter. Ich habe keine Ahnung was ihm gefehlt hat. Wir hatten regelmäßig Sex, haben uns eigentlich immer gut verstanden. Klar, gab es auch Streit. Aber den gibt es doch überall. War ihm diese eigentlich gut laufende Beziehung einfach zu langweilig? Hat er Abwechslung gebraucht?“
Kristin setzt sich wieder aufs Sofa und greift sich nochmal ein Kissen. Sie drückt es fest an sich. Dann sagt sie: „Du glaubst nicht wie sehr er mich verletzt hat. Ich liebe ihn so sehr und deswegen tut es so furchtbar weh. Deswegen musste ich auch sofort weg. Weil ich den Schmerz nicht aushalten konnte. Irgendwie habe ich gedacht, dass er dann nachlassen würde. Dass ich dann wieder klar denken kann. Aber so ist es leider nicht. Ich bin völlig kopflos abgereist. Habe nicht an Elisa und nicht an meinen Job gedacht. Und nun sitze ich hier in München und will eigentlich gar kein neues Leben anfangen. Ich will mein altes zurück haben. Aber ohne, dass mein Mann mich belogen und betrogen hat. Susanna, ich habe keine Ahnung was ich machen soll!“
Susanna nimmt Kristins Hand, sieht sie direkt an und sagt: „Kannst du dir denn nicht vorstellen, ihm irgendwann zu verzeihen? Wenn du ihn doch so sehr liebst. Glaubst du nicht, dass ihr das wieder hinbekommen könntet – vielleicht mit Hilfe einer Ehetherapie?“
„Ich weiß ja noch nicht einmal ob er das wirklich will“, antwortet Kristin. „Wirklich gesprochen habe ich mit ihm bis jetzt nicht. Nur das eine Mal direkt nach diesem Zoo-Albtraum. Aber da hat er nicht wirklich etwas gesagt. Seit meiner Abreise aus New York bombardiert er mich zwar mit SMS, wie leid es ihm tut – aber auf die habe ich bis jetzt nicht reagiert. Am Sonntag habe ich einmal ganz kurz mit ihm gesprochen – und das hat mir wirklich den Rest gegeben.“ Kristin sieht gedankenverloren aus dem Fenster.
„Sonntag?“ Susanna nippt an ihrem Tee. „Da habe ich auch mit meinem Bruder gesprochen. Nach unserem unglücklichen Gespräch im Café Reitschule habe ich ihn angerufen und angebrüllt.“
„Ach wirklich? Wahrscheinlich hat er mich dann danach angerufen. Da kam ich gerade von Sophie. Dieser miesen falschen Schlange“, sagt Kristin.
„Wie bitte? Wieso miese falsche Schlange?“, fragt Susanna und sieht Kristin erstaunt an.
„Total miese falsche Schlange“, antwortet Kristin. „Ich habe sie am Sonntag direkt nach unserem Treffen besucht, weil ich einfach nicht nach Hause zu meinen Eltern wollte. Ich dachte sie versteht mich vielleicht. Falsch gedacht. Die hat sich benommen als ob ich ein Geist wäre, der gerade aus der Unterwelt aufgetaucht ist. Na ja, ich habe ihr dann mein Herz ausgeschüttet. Und sie hat gar nichts dazu gesagt. Und ich weiß jetzt auch warum.“
„Und warum?“, fragt Susanna.
„Das hat mir dann Peter gesteckt. Sein kleines Flittchen – sie heißt übrigens Charlotte – ist Sophies Freundin“, antwortet Kristin.
Susanna springt mit einem Satz auf. Den restlichen Tee aus ihrer Tasse verschüttet sie dabei über ihre Jeans. „Charlotte? Ach nee. Ich glaube, ich weiß wer das ist. Ja, klar! Blond – kurze Haare – Beine bis zum Himmel. Die war mal bei Sophie zum Essen, als Peter in München war und wir dort alle einen feuchtfröhlichen Abend verbracht haben. Stimmt, die arbeitet in der gleichen Branche wie Peter.“
Nachdenklich geht sie in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Dabei sammelt sie ein paar herumliegende Duplosteine vom Boden auf. Auf einmal ist sie sehr ernst.
„So Kristin, jetzt pass mal gut auf. Wenn es die ist, die ich meine, dann musst du sofort nach New York zurückfliegen!“
Kristin sieht ihre Freundin verblüfft an.
„Was läuft hier eigentlich? Kannst du mir das jetzt bitte mal erklären?“ Sie ist kurz davor auszurasten. Erst Sophie und jetzt auch noch Susanna.
„Jeder kennt Charlotte – nur ich nicht! Wahrscheinlich weiß auch jeder, dass mein Mann ein Verhältnis mit ihr hat. Aber meine besten Freundinnen haben es nicht für nötig befunden, mir auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen. Tolle Freundinnen seid ihr. Und jetzt, Susanna: Raus mit der Sprache! Ich flippe sonst aus und zwar hier und jetzt.“
Wenn jemand filmreife Szenen hinlegen kann, dann ist das Kristin. Und Susanna weiß das sehr genau.
„Kristin, jetzt
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