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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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Busch zurück. «Aber warten Sie, ich habe einen Vorschlag, nein, sogar zwei: Charly hat nach mir noch eine andere Frau bestellt. Oder er hat sich einen Porno angeguckt. Charly war ein reinlicher Mensch, er hätte bestimmt Angst um seinen Teppich gehabt. Wie ist er eigentlich ums Leben gekommen?»
    Winkler sagte es ihr.
    Annika Busch schnaubte. «Na toll. Sie verdächtigen mich, Charly ermordet zu haben? Er war zwanzig Zentimeter größer als ich und dreißig Kilo schwerer. Wie hätte ich es denn schaffen sollen, ihn an den Kronleuchter zu hängen?»
    «Wir verdächtigen Sie nicht», sagte Fahlen. «Wir befragen Sie als Zeugin, um die Todesumstände von Carl Benedikt Mergentheim aufzuklären.»
    Busch wirkte erleichtert. «Sind wir dann durch? Ich habe heute Nachmittag zwei Seminare an der Uni, die ich ungern verpassen würde.»
    «Sie können gehen, nachdem Sie das Protokoll unterschrieben haben», seufzte Fahlen. «Aber halten Sie sich bitte zur Verfügung, falls wir noch weitere Fragen haben.»

[zur Inhaltsübersicht]
Sechs
    Was für ein schöner Abend. Im weichen Licht der orangefarbenen Sonne erholten sich die Pflanzen von der Mittagshitze, braune Pferde mit blonden Mähnen standen träge auf den Weiden und glotzten den wenigen Autos hinterher, und am Horizont thronten die grünen Kegel der Baumberge über der flachen Parklandschaft. Professor Weigold hatte den Weg über Roxel genommen. Er summte den Popsong im Autoradio mit und fühlte sich zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder unbeschwert. Vielleicht sogar glücklich, das kam auf die Definition von Glück an. Falls man unter Glück eine Augenblicksaufnahme verstand, eine flüchtige Mischung aus unbändiger Lebenslust und Selbstzufriedenheit, hätte er unterschreiben können, glücklich zu sein.
    Und das alles nur, weil etwas fehlte. Vordergründig die beiden jungen Männer, die sich seit gestern nicht mehr hatten blickenlassen. Viel mehr ins Gewicht fiel allerdings, dass seine Angst verschwunden war, diese Schraubzwinge, die ihm den Lebensmut aus dem Leib gepresst hatte. Es war vorbei. Ulrich Vogtländer hatte recht gehabt, die Typen wollten lediglich ein perverses Spiel mit ihm treiben, es gab keine Verbindungen zu Mergentheim und der Vergangenheit, alles Zufall.
    Dass der Spuk aufhörte, dafür hatte Weigold selbst gesorgt. Er war mit Max zur Polizeistation nach Nottuln gefahren, hatte den Beamten von den zwei verdächtigen Männern erzählt und Anzeige gegen unbekannt erstattet. Auch wenn er sich wenig Hoffnung machte, dass man die Burschen festnehmen würde – allein die Tatsache, dass er sich wehrte, brachte die Wende. Die Polizeibeamten in Nottuln hatten ihm versprochen, sein Haus im Auge zu behalten. Und genau das war geschehen, gleich zwei Mal hatte Weigold am späten Abend einen Polizeiwagen in langsamer Fahrt auf der Landstraße gesehen. Falls seine Verfolger nicht von allein begriffen, dass er eine rote Linie gezogen hatte, dann machte ihnen das spätestens die Anwesenheit der Polizei klar: Bis hierhin und nicht weiter.
    Karin, seiner Frau, erzählte er natürlich nichts davon. Warum die Pferde scheu machen? Ihre geliebten Baumberge, in denen sich in ihrer Vorstellung Fuchs und Hase gute Nacht sagten, hätten sich plötzlich unheilvoll hinter dem Gartenzaun aufgetürmt.
    Weigold überlegte, ob er Karin anrufen und ihr vorschlagen sollte, essen zu gehen. In dem hübschen Landgasthaus mit der großen Gartenterrasse, wo man ihm neulich dieses vorzügliche Schnitzel serviert hatte. Ein Abendessen unter freiem Himmel wäre die Krönung des Tages. Andererseits mochte Karin keine spontanen Veränderungen ihres Tagesablaufs. Und garantiert standen schon die Töpfe auf dem Herd. Besser, er verschob den Vorschlag auf das Wochenende.
    Weigold drosselte die Geschwindigkeit vor der Radarfalle am Stift Tilbeck. Gleich danach kam Schapdetten. Er sollte mal wieder mit dem Fahrrad zum Institut fahren, so wie er das im Sommer vor drei Jahren gemacht hatte. Mehr als ein paar überflüssige Pfunde konnte er dabei nicht verlieren, seiner Fitness würde es jedenfalls guttun, ein bisschen Sport zu treiben.
    Als er am Friedhof vorbeifuhr, sah er sein Haus in der Sonne liegen. Westhang Baumberge. Vor elf Jahren, als er das Grundstück erworben hatte, war die Aussicht das schlagende Argument gewesen. Nur die Ballonfahrer in ihren Körben hatten einen schöneren Blick auf das Münsterland.
    Am Zufahrtsweg wuchsen die Gräser schon bis zur Höhe des Wagendachs. Weigold

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