Münsterland ist abgebrannt
stellte den SUV im Carport ab und ging um das Haus herum zur Vordertür. Bienen summten im kleinen Vorgarten und übertönten beinahe die Geräusche der weit entfernten Lkw auf der A 43 . Der Professor sog den Duft der Blumen und Kräuter ein. Pflanzen waren etwas Wunderbares – in jeglicher Hinsicht. Die Natur fand für jedes Problem eine Lösung, und bis jetzt hatten die Menschen erst einen Bruchteil davon entschlüsselt. Irgendwann würde man alle Baupläne kennen und für jede individuelle Krankheit ein maßgeschneidertes Medikament entwerfen. Per Knopfdruck, oder besser gesagt: per Computerprogramm. Aber bis dahin, sagte sich Weigold, wäre er längst tot.
Er nahm die fünf Stufen zur Haustür und schloss auf. «Karin?»
Stille. Aber eine andere Stille als draußen. Karins Wagen stand im Carport, sie war also nicht weggefahren. Machte sie mit Max einen Spaziergang? Um diese Uhrzeit? Das passte nicht zu ihr.
Er rief noch einmal: «Karin!»
Jetzt hörte er ein Geräusch. Es kam aus der Küche. Als ob etwas überkochen würde. Weigold spürte, wie sich seine Herzfrequenz erhöhte. Ihm wurde ein wenig schummrig, und er musste sich kurz an der Wand festhalten. Dann öffnete er die Küchentür. Tatsächlich, aus einem Topf quoll weißlicher Schaum auf den Herd und verdampfte zischend. Wo war Karin? Er zog den Topf von der Platte und rief erneut, diesmal etwas verärgert: «Karin! Wo steckst du?»
Keine Antwort. Doch da war noch ein anderes Geräusch. Ein leises Winseln. Es kam von der Sitzecke. Weigold schaute sich suchend um. Unter der Sitzbank zuckte eine blutverschmierte weiße Pfote.
«Oh mein Gott! Max!»
Der braun gemusterte Kopf des Foxterriers lag in einer Blutlache. Max atmete schwer, nur in seinen Augen war noch ein Hauch Leben.
«Ist ja gut, Max. Ich bin da.»
Der Hund versuchte sich zu bewegen. Weigold strich mit der Hand über das drahtige Fell. Es war sinnlos, das Tier zum Arzt zu bringen, sein Tod war nur noch eine Frage der Zeit. Doch Karin würde sicher darauf bestehen.
Karin! Weigold richtete sich auf, die Küche verschwamm vor seinen Augen. Der Kreislauf machte schlapp. Er musste sich mit beiden Händen auf der Tischplatte abstützen. Ruhig atmen!
Denk nach!, sagte er sich. Wo könnte Karin sein?
Zuerst das Haus durchsuchen. Ja, das sah nach einem Plan aus. Er schaute ins Wohnzimmer und in die Gästetoilette, den Keller sparte er sich für später auf. Dann stieg er die Treppe hinauf, sie hatten zwei Schlafzimmer, weil Karin meistens früh ins Bett ging, während er noch arbeitete oder vor dem Fernseher saß.
Aber nichts. Karins Bett war unberührt. Weigold schluckte hart. Er war so überzeugt gewesen, sie spätestens hier zu finden, dass er sämtliche Alternativen verdrängt hatte. Jetzt explodierten sie in seinem Gehirn: Karin entführt. Karin schwer verletzt. Karin … tot.
Er rannte hinüber zu seinem eigenen Schlafzimmer. Die letzte Chance. Karin legte sich nie in sein Bett. Bis auf den wöchentlichen Beischlaf blieben sie jeder lieber für sich. Aber vielleicht –
Da lag sie. Schlafend. Oder?
Ja, sie atmete. Er griff nach ihrem Handgelenk und fühlte einen schwachen Puls. Er musste den Notarzt rufen. Wo war sein Handy? Unten, in der Aktentasche, die er im Hausflur abgestellt hatte. Neben dem Festnetzanschluss.
Weigold hastete die Treppe hinunter und riss das schnurlose Telefon aus der Station. Kein Ton. Was war mit dem Telefon los? Und wer hatte die Kellertür geöffnet? Als er das Haus betreten hatte, war sie doch verschlossen gewesen.
Der Professor drehte sich um. Und dann wusste er, was ihm bevorstand.
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Sieben
Bastian hatte sich gerade eine Cola aus dem Kühlschrank geholt, als das Telefon klingelte.
«Hier ist Frau Kemminger.»
Die Stimme war zu alt, zu zittrig und zu unprofessionell für eine Callcenter-Mitarbeiterin, die ihm einen neuen Handy-Vertrag aufschwatzen wollte. «Ja und?»
«Sebastian? Sebastian Matt?»
«Am Telefon.»
«Es geht um Ihre Mutter.»
Wann kam die Frau endlich zur Sache? Bastian riss sich zusammen, um nicht noch unfreundlicher zu klingen: «Was ist denn mit meiner Mutter?»
«Sie ist nicht zurückgekommen.»
Bastian schaute auf die Uhr. Kurz vor acht, draußen war es noch taghell. Es gab kein Gesetz, das einer neunundsechzigjährigen, halbwegs gesunden Frau verbot, am Abend einen Spaziergang zu machen. Wo war das Problem? «Entschuldigung, ich verstehe nicht …»
«Verzeihung, ich habe mich nicht richtig
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