Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
Vom Netzwerk:
Kabine. «Eine schlimme Sache.» Der kantige blonde Mann streckte seine Hand aus. «Visser. Enno Visser. Ich bin der Kapitän von diesem Dampfer.»
    Bastian stellte sich und Knut Hansen vor.
    «So tragisch der Vorfall auch ist», sagte Visser, «wir müssen heute Abend ablegen, sonst bringt das unseren ganzen Zeitplan durcheinander.»
    «Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen», widersprach Bastian, «aber Sie werden erst ablegen, wenn meine norwegischen Kollegen das erlauben.»
    Vissers Augenbrauen kamen sich verdächtig nahe, als er die Stirn in Furchen legte. «Was heißt das?»
    «Das da», Bastian deutete zum Bett, «sind keine Selbstmörder, sondern Opfer eines Doppelmordes. Und wenn Sie in der Nacht nicht irgendwo angelegt haben, bedeutet das, dass die Mörder auf Ihrem Schiff zu finden sind.»
    «Verdammt», sagte Visser. «Sind Sie sicher?»
    «Hundertprozentig. Es würde zu lange dauern, Ihnen alles zu erklären, doch in gewisser Weise ist Helene Lambert sogar der Grund, warum ich hier auf Spitzbergen bin. In Münster arbeiten wir nämlich an einer Mordserie, in die auch Helene Lambert verwickelt ist. Oder war.»
    Visser dachte nach. «Am liebsten wäre mir, Sie würden den Fall bis achtzehn Uhr aufklären. Dann wollen wir die Anker lichten.»
    «Je schneller, desto lieber», sagte Hansen. «Und mehr Unterstützung ist doppelt gut.»
    «Natürlich bekommen Sie unsere volle Unterstützung», versicherte der Kapitän. «Wenn Sie es wünschen, werde ich alle meine verfügbaren Leute einsetzen.»
    «Zunächst einmal brauchen wir Informationen», sagte Bastian. «Hat jemand etwas gesehen oder gehört?»
    Visser verneinte. «Die Philippinin, die für diese Kabine zuständig ist, hat die Leichen heute Morgen entdeckt.»
    Bastian schaute zum Bett, wo Lars mit Graphitpulver und Pinsel nach Fingerabdrücken suchte. «Hat die Frau etwas angefasst oder verändert? Oder eine andere Person?»
    «Nein. Wir haben alles so gelassen, wie es war.»
    «Gut», sagte Bastian. «Dann würden wir gern mit allen sprechen, die Kontakt zu Frau Lambert hatten.»
    «Da sollten Sie mit ihrem Sohn anfangen. Frederik Lambert.»
    «Wo finden wir ihn?»
    «Er ist in seiner Kabine», sagte Visser. «Die Warnemünde-Suite. Auf diesem Deck, Richtung Bug, Backbordseite. Der Schiffsarzt ist bei ihm.» Er verschränkte die Hände hinterm Rücken. «Trotz allem hält sich der Junge ganz tapfer.»
    «Ist es okay, dass ich hier an Bord das Reden übernehme?», fragte Bastian, als er mit Hansen wenig später vor der Warnemünde-Suite stand. «Schließlich bist du hier zuständig und nicht ich.»
    «No problem»
, sagte Hansen. «Besser, ich beobachte und höre zu und suche nicht in meinem Kopf nach deutschen Worten. Außerdem: Das sind deine Leute, und du hast mehr Erfahrung in solche Sache.»
    Bastian klopfte, und sofort antwortete eine energische Männerstimme. Vermutlich der Schiffsarzt.
    «Mein Name ist Matt, Kripo Münster», rief Bastian. «Neben mir steht Knut Hansen von der hiesigen Polizei.»
    Ein großer hagerer Mann in einem hellen Leinenanzug öffnete die Tür. «Was macht ein Kripobeamter aus Münster auf Spitzbergen?»
    «Das ist eine lange Geschichte, Herr …»
    «Dr. Holthoff, ich bin der Arzt hier an Bord.»
    Bevor Holthoff Einwände erheben konnte, schoben sich Bastian und Hansen an ihm vorbei in die Kabine. Die Warnemünde-Suite war ungefähr halb so groß wie Helenes Reich, aber immer noch groß genug, um neben einem stattlichen Doppelbett eine Sitzecke mit Sofa und zwei Sesseln unterzubringen. Auf einem der Sessel lag ein gutaussehender Jüngling, dem eine dunkle Haartolle ins Gesicht fiel. Frederik Lambert hatte geweint, aus rot unterlaufenen Augen schaute er seinen Besuchern entgegen.
    «Mein herzliches Beileid, Herr Lambert», sagte Bastian.
    «Von mir auch», schloss sich Hansen an.
    «Danke», kam es matt zurück.
    «Herr Lambert steht verständlicherweise unter Schock», erklärte Holthoff. «Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie sollten sich kurzfassen und ihn nicht unnötig aufregen.»
    «Das werden wir», versicherte Bastian. Und an Frederik gewandt: «Sind Sie in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten?»
    «Ich werde es versuchen.» Der Junge lächelte traurig. «Aber ich begreife immer noch nicht, wie er so etwas tun konnte.»
    «Wer?»
    «Na, Rafael. Rafael van Meulen, Mamas Assi. Haben Sie die beiden nicht auf dem Bett gesehen?» Frederik schniefte. «Sie hat ihm nie etwas vorgemacht.»
    «Sie

Weitere Kostenlose Bücher