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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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tat, bis die Buchstaben sich ineinander verhakten und den Namen bildeten oder vielmehr die Abkürzung. Ihm fiel nicht mehr ein, wie das Label hieß, und die Puzzleteile Leverkuhn, Bonger und Van Eck verhakten sich nie ineinander. Sie wirbelten nur immer weiter in den gleichen unergründlichen und sich wiederholenden Schleifen ... immer weiter fort, wie es schien, immer tiefer in den schwarz werdenden Raum.
    Mit aller Kraftanstrengung gelang es ihm, die Augen zu öffnen.
Er sah, dass es schon nach fünf Uhr war, und beschloss, nach Hause zu fahren.
    O Scheiße, dachte er, während er sich in den Mantel zwang, verdammte Scheiße, ich glaube, wenn alle Kriminaler auf der ganzen Welt eine Stunde zusätzlichen Schlaf in der Nacht bekämen, dann könnte man fünf Mal so viel Zeit sparen.
    Dank unserer Gehirne, die dann nämlich klar denken könnten.
    Denn es wäre doch wohl besser, die vergeudete Zeit einzusparen als den Schlaf? Und Schlaf konnte doch eigentlich nie vergeudet sein?
    Was ist das nur für ein Blödsinn in meinem Kopf?, dachte er dann. Werde ich langsam alt? Außerdem habe ich seit mehr als zwei Wochen nicht mehr mit Synn geschlafen.

19
    »Irgendwie werde ich dieses Gefühl einfach nicht los«, erklärte Rooth.
    »Was für ein Gefühl?«, fragte Jung.
    »Dass ich irgendwie an der falschen Stelle zu den Ermittlungen gestoßen bin. Ich habe das Gefühl, als wüsste ich gar nicht, worum es geht. Ich sollte mich wohl lieber mit was anderem beschäftigen.«
    Jung betrachtete ihn mit einem kühlen Lächeln.
    »Und was sollte das sein? Ich finde nicht, dass wir bei diesem Typen in Linzhuisen viel weiter gekommen sind ... Vielleicht wäre es am besten, wenn du dich ganz und gar von der Arbeit fern hältst?«
    Rooth seufzte selbstkritisch. Suchte in den Taschen nach etwas, was er sich in den Mund stopfen konnte, fand aber nur ein ausgekautes Kaugummi in einer alten Kinokarte. Es klopfte an der Tür, und Krause kam mit einem Umschlag herein.
    »Fotos von Else Van Eck«, erklärte er.
    »Okay«, sagte Jung und nahm sie in Empfang. »Kannst du
Joensuu und Kellerman herschicken ... und wer sonst noch da ist?«
    »Klempje und Proszek.«
    »Prima«, sagte Rooth. »Nullsummenspiel.«
    Krause machte sich wieder davon. Jung holte die Fotos heraus und betrachtete sie. Reichte sie weiter an Rooth, der aufstand und sich demonstrativ am Kopf kratzte.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Jung.
    »Das ist doch merkwürdig«, sagte Rooth.
    »Was denn?«
    »Dass so viel spurlos verschwinden kann ... ich meine, dass sich alles Feste verflüchtigen kann und so, das weiß ich, aber trotzdem ...«
    »Hm«, sagte Jung. »Du hast eine Theorie, willst du das damit sagen?«
    »Nun ja«, sagte Rooth. »Theorie ... ich traue mich in dieser verfluchten Geschichte eigentlich gar nicht, etwas laut auszusprechen. Nein, mir sind die Lippen verschlossen.«
    »Mein Gott«, sagte Jung. »Was faselst du denn da? Auch wenn es ihnen gelungen sein sollte, dieses Zimmer hier abzuhören, so wird keine einzige Zeitung in ganz Europa das abdrucken, was du jetzt sagst. Das kannst doch selbst du nicht einmal glauben.«
    »All right«, sagte Rooth. »Es hat was mit ihrer Größe zu tun.«
    »Ihrer Größe?«
    »Ja. Ich glaube einfach nicht, dass so eine Riesenfrau wie Else Van Eck einfach auf diese Art verschwinden kann.«
    »Wieso auf diese Art? Was soll das bedeuten?«
    Rooth setzte sich wieder.
    »Verstehst du das nicht?«
    »Nein.«
    »Und trotzdem haben sie dich zum Inspektor ernannt?«
    Jung sammelte die Fotos zusammen und schob sie zurück in den Umschlag.
    »Anstrengender, unrasierter Bulle redet mit gespaltener Zunge«, sagte er.

    »Ich glaube, sie ist noch im Haus«, sagte Rooth.
    »Was?«
    »Die Alte, Van Eck. Die ist noch im Kolderweg 17.«
    »Was meinst du damit?«
    Wieder seufzte Rooth.
    »Nur, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sie das Haus verlassen hat, ohne dass sie jemand gesehen hat ... also ist sie noch in dem Schuppen.«
    »Wo?«, fragte Jung.
    Rooth zuckte mit den Schultern.
    »Verdammt, das weiß ich auch nicht. Auf dem Dachboden oder unten in irgendeinem Keller wahrscheinlich.«
    »Du gehst also davon aus, dass sie tot ist?«
    »Schon möglich«, bestätigte Rooth. »Sie kann natürlich auch zerstückelt und eingewickelt worden sein ... oder liegt gefesselt und geknebelt da. Scheißegal, der Punkt ist jedenfalls, dass wir das Haus ordentlich durchsuchen sollten, statt weiter in der Nachbarschaft herumzurennen.«
    Jung

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