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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Polizeipräsident Hiller am Freitagnachmittag wurde zu einer wenig denkwürdigen Veranstaltung. Im Laufe der Woche waren zwei Zwergakazien eingegangen, trotz aller Pflege, Nahrung und Liebe, die aufzubringen überhaupt nur in der Macht eines Menschen standen.
    Polizeipräsident Hiller trug zwar keine Trauerkleidung, doch er hatte schwarze Ringe unter den Augen.
    Auf der menschlichen Seite sah es nicht viel besser aus. Münster schilderte in erster Linie mit Hilfe von Moreno und Jung die Lage (letzterer hatte den größten Teil des Tages damit verbracht, verschiedene Verwandte und Bekannte von Else und Arnold Van Eck aufzuspüren und zu befragen – ungefähr mit ebenso großem Erfolg wie ein Streichquartett in einer Taubstummenschule). Nach einer unendlich zähen Stunde wurde beschlossen, dass die aktuelle Mannschaft erst einmal am Fall dran bleiben sollte, sowie eine längere Pressemeldung herausgegeben werden und insgesamt eine größere Offenheit gegenüber den Massenmedien gezeigt werden sollte.
    Hilfe, dachte Münster, als er endlich wieder in sein Arbeitszimmer zurückkehren konnte. Darum geht es. Wir haben keinen blassen Schimmer, und jetzt brauchen wir Hilfe.
    Fernsehen, Zeitungen, was auch immer. Den Detektiv Jedermann.
    Tipps, ganz einfach.
    Und trotzdem, trotzdem war es nur ein Dreiteilepuzzle. Immer noch das gleiche Puzzle.
    Leverkuhn. Bonger. Else Van Eck.
    Wie er es auch drehte und wendete, das Ergebnis war bislang blamabel.

20
    »Du weißt, dass heute Samstag ist?«, fragte Synn.
    »Ich habe ihn gestern angerufen«, erklärte Münster. »Er hat nur heute Vormittag kurz Zeit. Kannst du dir vorstellen, dass er eine Frau hat?«
    Synn hob eine Augenbraue.
    »Willst du etwa damit sagen, dass du Angst hast, dass er sie dir vorzieht?«
    Münster versuchte darauf etwas zu antworten, aber eine Art Aufstoßen der Seele war davor, und so brachte er kein Wort heraus.
    »Ach Synn, verflucht noch mal ...«, versuchte er es schließlich, aber da hatte sie ihm bereits den Rücken zugedreht.
    Er trank seinen Kaffee aus und verließ die Küche. Als er im Flur stand und sich die Schuhe zuband, konnte er hören, wie sie im oberen Stockwerk mit den Kindern sprach.
    Sie liebt mich noch, dachte er voller Hoffnung. Letztendlich liebt sie mich doch noch.
    »Ich bin spätestens um eins zurück!«, rief er die Treppe hinauf. »Ich kaufe unterwegs ein.«
    »Kauf was Schönes!«
    Marieke kam die Treppenstufen heruntergeschlittert.
    »Kauf was Schönes, ich will was Schönes! Mit Papier drum.«
    Er hob sie hoch. Umarmte sie, bohrte seine Nase in ihr frisch gewaschenes Haar und beschloss, mindestens drei Geschenke zu kaufen. Eins für Marieke, eins für Bartje, eins für Synn.
    Hundert Rosen für Synn.
    Ich muss diese feinen Risse kitten, dachte er entschieden. Unbedingt.
    Aber ob Rosen die Risse wirklich abdichten konnten — ja, das war natürlich die Frage.
    Er ließ Marieke los und eilte hinaus in den Regen.
     
    »Der Hauptkommissar sieht aus, als ginge es ihm ausgezeichnet«, sagte Münster.

    Van Veeteren schlürfte den Schaum von seinem Bier.
    »Nenn mich nicht so, Münster«, sagte er. »Ich hab dir schon oft genug befohlen, keine Titel zu verwenden.«
    »Danke«, sagte Münster. »Aber wie dem auch sei, es scheint dir gut zu gehen. Das wollte ich damit nur sagen.«
    Van Veeteren nahm einen tiefen Schluck.
    »Ja«, sagte er. »Ich habe mit unserem Herrn gesprochen, und wir haben uns auf sieben gute Jahre nach der Wanderung in der Finsternis geeinigt. Das ist verflucht noch mal nicht mehr als recht und billig ... wenn ich fünfundsechzig bin, hat er freie Hand.«
    »Wirklich?«, sagte Münster. »Nun ja, ich für meinen Teil fühle mich ebenfalls schon etwas alt ... Reinhart ist zur Zeit ja auch weg, da wird es manchmal reichlich eng.«
    »Kein neuer Hauptkommissar in petto?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, die warten auf zwei Dinge. Dass du zurückkommst ...«
    »Ich komme nicht zurück«, sagte Van Veeteren.
    »... und wenn du das nicht machst, dann darauf, dass Heinemann erst mal in Pension geht. Niemand kann sich ihn in der Position vorstellen, und er ist irgendwie an der Reihe.«
    »Aber Hiller ist auch Polizeichef geworden«, erinnerte Van Veeteren.
    Er legte Tabak und eine kleine Zigarettendrehmaschine auf den Tisch und begann sich eine zu drehen.
    »Ich habe mit den Zahnstochern aufgehört«, erklärte er. »Wurde schon langsam süchtig danach. Und dieses Selbstdrehen macht es fast zu einer Art

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