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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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konnte. Zumindest nicht auf den ersten Blick – obwohl es den Technikern gelungen war, die einzelnen Buchstaben in unerwarteter Deutlichkeit herauszuholen. Die Rückseite wurde zu neunzig Prozent von einem sehr gräulichen Schwarzweißbild bedeckt, aus dem man ebenso wenig herauslesen
konnte. Zwar behauptete Rooth, dass es sich um den Querschnitt einer Schrumpfleber handeln müsste, aber er bekam von seinen Kollegen keine Unterstützung.
    Kurz nach drei Uhr hatten sie mit einer vorsichtigen Einschätzung des betreffenden Schrifttyps begonnen, obwohl diese Frage wohl kaum in den Kompetenzrahmen der Gerichtsmedizin fiel, wie Mulder immer wieder betonte. Die Buchstabentypen gehörten nicht zu den üblichen drei oder vier, es war also weder Times noch Geneva, was natürlich die Möglichkeiten einer definitiven Bestimmung wieder erweiterte.
    Gegen fünf Uhr schloss Kommissar Mulder den Laden für den Tag, drückte jedoch einen gewissen, wissenschaftlich zurückhaltenden Optimismus für die weitergehende Analyse am morgigen Tag aus.
    »Das glaube ich wohl«, sagte Reinhart. »Aber ich hätte gern die Quote.«
    »Die Quote?«, wiederholte Mulder verwundert und hob langsam eine seiner gepflegten Augenbrauen.
    »Mit welcher Wahrscheinlichkeit Sie mir morgen werden sagen können, um welches Käseblatt es sich hier handelt.«
    Mulder senkte seine Augenbraue.
    »Achtundsechzig zu hundert«, sagte er.
    »Achtundsechzig?«, wiederholte Reinhart.
    »Ich habe abgerundet«, sagte Mulder.
    »Einwickelpapier«, kommentierte Reinhart dann im Auto, während er Inspektorin Moreno nach Hause fuhr. »Genau wie beim Schlachter.«
    »Die wickeln doch kein Fleisch in Zeitungspapier ein!«, wunderte Moreno sich. »Das habe ich noch nie erlebt.«
    »Aber früher«, erklärte Reinhart. »Dafür bist du zu jung, mein Mädchen.«
    Was ein Glück, dass es immer noch welche gibt, die das glauben, dachte Moreno und bedankte sich fürs Mitnehmen.

35
    Er musste dreimal klingeln, bevor Mauritz Leverkuhn die Tür öffnete.
    »Guten Tag«, sagte Münster. »Da bin ich wieder.«
    Offensichtlich brauchte Mauritz Leverkuhn mehrere Sekunden, um sich zu erinnern, um wen es sich bei seinem Besucher handelte, und vielleicht war es dieser kurze Zeitraum, der ihn bereits von Anfang an etwas aus der Bahn brachte.
    Oder es war die Krankheit. Als ihm klar geworden war, dass es wieder die Polizei war, reagierte er zumindest nicht mit seiner üblichen Aggressivität. Er schaute Münster nur aus glänzenden, fiebrigen Augen an, zuckte mit seinen hängenden Schultern und bedeutete ihm, doch hereinzukommen.
    Münster hängte seine Jacke an einen Haken im Flur und folgte ihm ins Wohnzimmer. Es wirkte seltsam kalt. Wie eine Art Provisorium. Ein Sofa und zwei Sessel um einen niedrigen Kiefernholztisch. Ein teakholzartiges Bücherregal mit insgesamt vier Büchern, einem halben Meter Videobändern und einer Sammlung verschiedenster Nippessachen. Ein Fernsehapparat und eine Musikanlage aus schwarzem Plastik. Auf dem Tisch lagen eine Herrenzeitschrift und ein paar Reklameblätter, das zwei Meter lange Fensterbrett war von einem fünf Zentimeter hohen Kaktus und einer Spardose in Form einer nackten Frau geschmückt.
    »Wohnen Sie allein hier?«, fragte Münster.
    Mauritz Leverkuhn hatte sich auf einen der Sessel niedergelassen. Obwohl er offensichtlich immer noch krank war, war er angezogen. Weißes Hemd und blaue Hose mit Bügelfalte. Heruntergetretene Pantoffeln. Er zögerte mit der Antwort, als hätte er sich immer noch nicht entschieden, welche Haltung er einnehmen sollte.
    »Ich wohne erst seit einem halben Jahr hier«, sagte er schließlich. »Wir haben uns getrennt.«
    »Sie waren verheiratet?«
    Mauritz Leverkuhn schüttelte mühsam den Kopf und trank
einen Schluck aus einem Glas, das vor ihm auf dem Tisch stand. Irgendetwas Weißes, Schäumendes. Münster nahm an, dass es sich um ein Vitamingetränk oder etwas Fiebersenkendes handelte.
    »Nein, wir waren nur zusammen. Aber es hat nicht lange gehalten.«
    »Nicht einfach das Ganze«, sagte Münster. »Dann leben Sie jetzt allein?«
    »Ja«, sagte Mauritz Leverkuhn. »Aber das bin ich gewohnt. Was wollen Sie eigentlich?«
    Münster zog den Block aus seiner Aktentasche. Es war natürlich nicht notwendig, sich in so einer Lage Aufzeichnungen zu machen, aber er war es gewohnt, und er wusste, dass es ihm auch eine Art von Sicherheit gab. Außerdem konnte er besser nachdenken, wenn er so tat, als würde er etwas lesen oder

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