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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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tatsächlich, hier, in diesem feuchten Maisfeld, unter freiem Sternenhimmel, eröffnete meine Freundin uns ihren Herzenswunsch: «Ich möchte auf Kühe treffen, die so ein Fell haben wie ich.»
    Bei Naia, Hilde fühlte sich mit ihrer braunen Fleckenfarbe einsamer, als ich gedacht hatte!
    Nachdem sie uns dies gestanden hatte, schwiegen wir wieder, und ich hoffte für meine Freundin, dass wir in Indien ganz viele Kühe mit braunen Flecken treffen würden. Und hoffentlich auch einen braun gefleckten Stier.
    Radieschen unterbrach nach einer Weile das Schweigen und begann, ihren Herzenswunsch vorzutragen: «Ich wünsche mir …»
    Doch dann traute sie sich nicht, weiterzureden.
    «Was wünschst du dir?», fragte ich neugierig.
    Sie rang mit sich, offensichtlich wollte sie etwas Wichtiges sagen, ja, sie wirkte wie eine Frau, die etwas gestehen wollte, sich es aber nicht ganz traute. Nach schier endlosem inneren Kampf flüsterte sie: «Ist auch egal.»
    Und Susi ätzte: «Find ich auch.»
    Radieschen traf dieses abfällige Desinteresse sichtlich, aber sie war nicht der Typ Kuh, die gemeine Widerworte geben konnte. So schnaubte sie nur traurig durch und machte die Augen zu. Aber eins war klar, was immer sie uns auch hatte sagen wollen, es gab etwas, wonach sie sich aus tiefstem Herzen sehnte. Einen Traum von Glück. Und den hatte sie uns gestehen wollen, sonst hätte sie das Gespräch gar nicht auf das Thema gebracht.
    Traurig schloss auch ich die Augen. Beim Einschlafen war ich ein wenig neidisch auf Radieschen, Hilde und Susi: Sie hatten wenigstens Träume. Ich nur ein Ziel: Indien.

Kapitel 15
«Ich werde dich töten», lachte Old Dog.
Wir standen tief im Schnee auf einem engen Pfad, der verschlungen in den Himmel zu führen schien. Der Pfad bestand aus Geröll, und im Schnee konnte ich eine einzige eingefrorene Blume erkennen. Rechts neben mir war eine Felswand, die hoch in die dunklen Wolken ragte. Links neben mir blickte ich in einen Abgrund. Wie tief es runterging, konnte ich nicht erkennen, weil ein Schneesturm mir so stark ins Gesicht wirbelte.
Ich hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden, aber die Luft war – wie soll ich es beschreiben? – irgendwie dünn. Es fiel mir schwer, zu atmen, und die Kälte setzte mir zu. Aber noch schlimmer als die äußere Kälte war das innere Frösteln, das mir Old Dog bereitete.
Wo waren Radieschen, Hilde, Giacomo … oder auch nur Susi? Warum waren sie nicht bei mir in der Kälte?
Es gab nur eins, was ich ganz genau wusste. Dies sagte ich denn auch zu Old Dog: «Ich würde unglaublich gerne aus diesem Traum aufwachen.»
«Tu dir keinen Zwang an», lächelte der Schäferhund und bleckte dabei seine Reißzähne. «Wir sehen uns eh bald wieder.»
Dann lachte er wieder laut, gemein, markerschütternd. Und ich …
    … riss panisch die Augen auf: Ich lag neben den anderen im Maisfeld. Die Sonne schien bereits. Begierig saugte ich jeden Sonnenstrahl auf, denn es fröstelte mich so sehr von diesem Albtraum.
    Mit wackligen Beinen stand ich auf, hatte dabei allerdings nicht bedacht, dass Giacomo auf meinem Rücken lag. Er plumpste zu Boden, jaulte erst und fluchte dann mal wieder fremdländisch: «Mafia, Cosa Nostra, Spaghetti, die nicht sein al dente …»
    Von seinem Gezeter wachten die anderen auch auf.
    Susi meckerte: «Kann eine Kuh nicht in Ruhe ihren Depressionsschlaf halten?», während Radieschen sich räkelte: «Schaut mal, die Sonne scheint», und Hilde das weniger begeistert aufnahm: «Na toll, dann latschen wir in der Hitze nach Indien.» Als sie sich aufgerappelt hatte, fragte sie mich: «Also, große Anführerin, wo geht es lang?»
    Obwohl sie dies leicht ironisch aussprach, war es nun endgültig klar: Ich war die Anführerin unserer kleinen Herde – wohl oder übel, dazu befähigt oder nicht. Und während ich hoffte, dass ich befähigt dazu war, befürchtete ich, dass eher «oder nicht» zutraf.
    Bevor ich etwas antworten konnte, hörten wir ein knatterndes Geräusch. Es war das eines Treckers.
    «Scheiße, der Bauer!», fluchte Hilde.
    Susi sprang auf und kreischte: «Ich hätte nie auf euren Rinderwahnsinn hören dürfen!»
    «Das ist nicht der Trecker des Bauern», unterbrach Radieschen das Geschrei, während sie sich seelenruhig aufrichtete.
    Wir blickten sie alle erstaunt an.
    «Der Trecker des Bauern», erklärte sie, «macht ‹Brumm-bram-brum›, dieses Geräusch hier ist eine ‹Bram-brum-brumm›-Melodie.»
    Hilde fragte erstaunt: «Du hörst im Lärm des

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