MUH!
Treckers eine Melodie?»
«Alles hat eine Melodie. Selbst Drescher und Häcksler. Wenn du wüsstest, wie schön die Drähte der Strommasten im Sturm singen …»
«Sag ich doch», stöhnte Susi, «Rinderwahnsinn.»
Ich war unsicher, ob ich Radieschens Gehör Vertrauen schenken sollte. Jemand musste herausfinden, ob der Bauer uns noch mit seinem Knallstab verfolgte oder nicht. Und als Anführerin durfte ich die anderen nicht in Lebensgefahr bringen, sondern musste selbst dieser Jemand sein.
Au Mann, Anführen ist eine echte Scheißaufgabe!
Leise sagte ich: «Ich schaue mal unauffällig nach, wer das ist.»
«Du biste eine Kuh», erwiderte Giacomo, «du kannste gar nicht seie unauffällig.»
Ich seufzte, weil der Kater recht hatte, setzte mich aber dennoch in Bewegung und ging den Maisfeld-Weg in die Richtung, aus der das Traktoren-Geräusch kam. Dabei versuchte ich, lautlos zu schleichen, was bei meinem Lebendgewicht nicht gerade von Erfolg gekrönt war. Ich war aber wenigstens leise genug, um kein Aufsehen zu erregen. Als ich an den Rand des Maisfeldes trat, sah ich durch die Pflanzen hindurch einen Acker, über den ein Trecker fuhr. Und auf dem saß … ein anderer Bauer? Unglaublich, es gab noch andere Bauern?!?
Gut, wir Kühe hatten gewusst, dass noch ein paar mehr Menschen auf der Welt herumliefen, wie zum Beispiel der Mann, der immer mit so einem riesigen Gefährt unsere Milch abholte. Dieser Kerl bohrte ständig in seiner Nase und aß dann, was er darin fand. Ein Vorgang, über den Pups-Onkel einmal sagte: «Boah, das möchte ich auch mal mit meinen Hufen können!»
Dieser Bauer hier schien jünger, fröhlicher und, vor allen Dingen, liebenswerter zu sein als unserer, was allerdings auch kein Problem war, erschien doch jeder von den wenigen Menschen, die wir bisher in unserem Leben gesehen hatten, freundlicher zu sein als er. Wobei es nicht immer schön war, wenn sie gut gelaunt waren, besonders nicht bei diesem Mann namens Tierarzt, der uns immer lachend Nadeln in den Bauch jagte und dabei Dinge sagte wie: «Das tut euch mehr weh als mir.»
Der Bauer machte den Trecker aus, und ich bekam panische Angst: Hatte er mich etwa entdeckt? Sollte ich weglaufen? Aber falls er mich nicht gesehen hatte, würde er es gewiss tun, wenn ich jetzt lostrampelte. Also blieb ich still und sah zu, wie er einen kleinen Kasten in die Hand nahm und merkwürdigerweise in den auch reinsprach: «Hast du gehört? Klaasen sind ein paar seiner Kühe abhandengekommen, aber er hat schon eine super Idee, wie er die wieder einfängt …»
Der Bauer hatte noch nicht aufgegeben, uns zu jagen?!?
«Klaasen muss die Kühe auch kriegen, der Insolvenzverwalter wird ihm sonst einen ganz schönen Einlauf verpassen, wenn weniger Tiere geschlachtet werden als gedacht.»
Mir drehte sich der Magen um, als er vom Schlachten redete. Aber ich blieb stehen und lauschte, wollte ich doch erfahren, auf welche Weise genau der Bauer uns wieder einfangen wollte.
«Was er vorhat, wollte Klaasen nicht verraten …»
Mist!
«… aber er ist sich sicher, die Problemkühe werden ihm auf den Leim gehen.»
Ich war mir sicher, wenn mich dieser Mann entdeckte, würde er mich und die anderen Kühe an unseren Bauern ausliefern.
So leise wie möglich hastete ich zu den anderen zurück. Wir durften keine Zeit vergeuden und mussten sofort weg aus diesem Feld, weit weg von allen Bauern dieser Welt und auf nach Indien!
Ich bedeutete meinen Kühen stumm, mir zu folgen. Es machte keinen Sinn, ihnen zu erklären, dass unser Bauer uns noch jagte: Susi würde durchdrehen, und wir würden erst recht gefunden.
Ich nahm eine Abzweigung, die uns weder zu dem einen Bauern noch zu unseren alten Feldern führen sollte. Die anderen schlichen hinter mir her, ohne Fragen zu stellen, sie spürten, dass die Lage ernst war. Nach einem kleinen Fußmarsch traten wir aus dem Maisfeld heraus und standen direkt vor Bäumen.
«Ach du Scheiße …», stöhnte Susi auf.
Und Hilde vollendete: «… das sind die Bäume am Ende der Welt.»
Kapitel 16
Es war erstaunlich, die Bäume standen keine fünf Kuhlängen von uns entfernt. Von unserer Weide aus schienen sie doch immer so weit entfernt. Und nun hatten wir nach so kurzer Reise die Bäume schon erreicht.
«… wo ist dann Indien?», fragte ich den Kater entsetzt.
«Weite, weite weg», antwortete er.
«Aber … aber … hinter den Bäumen gibt es doch nur die unendliche Milch der Verdammnis!», protestierte ich.
«Signorina, du
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