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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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ist ein schöner Name!», widersprach Radieschen vehement.
    «Klingt wie Oma Plem-Plem», erwiderte Susi.
    «Mich kannst du beleidigen, aber nicht meine Oma!», zürnte Radieschen. Ihre Augen funkelten wütend. Susi zuckte daraufhin zurück. Für Radieschen war ihre Oma der wichtigste Mensch auf der Welt gewesen. Als sie starb, hatte Radieschen tagelang bitterlich geweint. Doch eines Morgens lächelte sie wieder: Oma Hamm-Hamm war ihr im Traum erschienen und hatte ihr gesagt, sie solle nicht ihr Leben mit Trauer vergeuden, sondern es aus vollen Zügen genießen. Von da an war Radieschen wieder froh und hatte stets das Gefühl, dass ein Teil von Oma Hamm-Hamm bei ihr war. Das verlieh meiner Freundin eine innere Kraft, um die ich sie oft beneidete. Und nie beneidete ich sie so sehr darum wie jetzt.
    «Was», wollte ich von ihr wissen, «hat Oma Hamm-Hamm gesagt?»
    «Sicherheit, Glück und Liebe, … das ist alles in dir.»
    Ich schaute in mir nach. Außer dem Ziehen in der Beckengegend fand ich da leider nicht allzu viel – und bestimmt kein Glück.
    «Lolle, du musst lernen, den Augenblick zu genießen. Sonst ist er vorbei.»
    «Das hatte meine Frauche auch immer gesagt», jaulte der Kater traurig auf, «und dann sie aß die Pilze.»
    Den Augenblick genießen, trotz allem, war dies der Schlüssel zu einem glücklichen Leben?
    Ich konnte es ja versuchen, obwohl unser Weg so weit war und mich das so sehr bedrückte: Also, die Sonne schien, das war ja schon mal wirklich schön. Es wehte ein angenehmer Wind, auch das war wunderbar. Die Audoos stanken, das konnte man zwar nicht genießen, jedoch ignorieren. Leider gab es etwas, was ich hingegen ganz und gar nicht ignorieren konnte, um ehrlich zu sein, ich wollte es noch nicht einmal: Unsere Herde war tot und Champion auch. Ein Augenblick war eben nicht nur ein Augenblick, der für sich alleine stand. Der Schmerz der Vergangenheit konnte ihn überlagern. Genauso wie die Sorge über die Zukunft.
    Radieschen konnte beides ausblenden, Vergangenheit und Zukunft. Es mochte sein, dass auch andere Kühe diese beneidenswerte Fähigkeit besaßen, aber mir war sie nicht gegeben. Vielleicht hätte ich dazu von Oma Hamm-Hamm aufgezogen werden müssen anstatt von einer Kuh, deren Stier sie immerzu betrog.
    Ich konnte die Vergangenheit nur überwinden, indem ich die Zukunft gestaltete. Das bedeutete: Ich musste uns nach Indien führen, auch wenn es drei Vollmonde dauerte. Davon durfte ich mich nicht unterkriegen lassen. Denn nur, wenn ich die Zukunft gestalten würde, könnte ich in der auch den Augenblick genießen!
    Entweder so oder indem ich auch Pilze aß.

Kapitel 19
    Nach einer Weile erreichten wir etwas, das Giacomo Autorastplatz nannte. Überall lag merkwürdiger Müll herum, den der Kater als Folien, Verpackungen und Kondome bezeichnete, während er sich mit seinen Pfoten die Tränen in den Augen abwischte.
    Wir blieben stehen, sahen uns genauer um, und Hilde fand: «Ich glaube, es gibt keinen ekligeren Ort.»
    «Signorina, dann sie ware noch nie auf die Toilette von die Fußballstadion.» Giacomo rang sich ein Lächeln ab, er versuchte ganz offensichtlich die Erinnerung an sein Frauchen zu verdrängen.
    Wir Kühe verschnauften und grasten ein bisschen auf der am Parkplatz angrenzenden Wiese. Hilde und Susi kauten lustlos an ihrem Gras, Radieschen schlug sich fröhlich den Pansen voll, ich jedoch bekam kaum ein Büschel herunter. Ich überlegte mir, ob ich den anderen nicht die Wahrheit sagen sollte, dass wir nämlich eine Reise begonnen hatten, die so viel länger dauern würde als gedacht. Doch ich kam zu dem Schluss, manchmal war es besser, wenn die Anführerin ihre Herde anlog, um das Erreichen des Zieles nicht zu gefährden. Es war gemein und hinterhältig, aber notwendig. Anführen war ein noch größerer Mist, als ich gedacht hatte.
    Radieschen hörte auf, Gras zu mümmeln, erkannte, wie bedrückt wir alle wirkten, und wollte uns aufmuntern. Sie wandte sich an Hilde: «Ich bin sicher, dass wir in Indien Kühe treffen werden, die braune Flecken haben.»
    Hildes Augen leuchteten bei diesem Gedanken, aber sie schwieg. Sie wollte ihrer Hoffnung nicht noch mehr Nahrung geben, für den Fall, dass es auf dieser Welt gar keine braun gefleckten Kühe gab und ihr Lebenstraum endgültig ausgelöscht würde.
    Zu Susi sagte Radieschen: «Und für dich wünsche ich mir, dass du dort ganz viele Stiere triffst.»
    «Aber für dich wünschst du dir keinen Kerl, oder was?», blaffte

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