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Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert

Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert

Titel: Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Hinrichs
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deutsch Sonne
zi ‹schwarz›
zh
wie j in französisch journal
zheg ‹Hitze›
Der Bau der Wörter
    Albanische Grammatiker bestehen auf der Existenz von fünf Fällen (als ob das ein Privileg wäre): Nominativ djali ‹der Junge›, Genitiv i, e djalit , Dativ djalit , Akkusativ djalin , Ablativ djalit . Vielleicht weist dies in den Augen vieler Albaner auf den lateinischen Anteil hin und gibt zusätzlichen Glanz. Streng genommen bleiben nur drei Kasusformen übrig: djali, djalit, djalin ‹der Junge, des Jungen, den Jungen›, im Plural sogar nur zwei, und mehrere Kasus fallen schon zusammen.[ 25 ] Summa summarum muss man sagen, dass das albanische ‹Kasussystem› offiziös-konstruiert wirkt. Das ganze Feld ‹Kasus› ist also mit Vorsicht zu genießen und erscheint im gesprochenen Albanisch weniger streng. So können z.B. Präpositionen auch ganz ohne Kasus stehen: nga Tirana ‹aus Tirana›.[ 26 ]
    Der bestimmte Artikel ist formenreich und schlägt auch die westeuropäischen Sprachen um ein Vielfaches; und er ist ein ausgesprochener Balkanismus: Er wird hinten an das Nomen angehängt und in allen Kategorien mitdekliniert: djal i ‹der Junge›, shtëpi a ‹das Haus›, punetorë t ‹die Arbeiter›. Auch kann er mitten im Satz stehen: miku i mirë ‹Freund-der der gute› = ‹der gute Freund›, qytetarë të mirë ‹gute Bürger›, djali është i mirë ‹Junge-der ist der gute› = ‹der Junge ist gut›. Adjektive stehen nach ihrem Kernwort und werden nach dem balkanischen Muster gesteigert: mirë ‹gut›: më mirë ‹mehr gut› = ‹besser›.
Zum Bau der Sätze
    Was den albanischen Satz wirklich zu einem balkanischen macht, ist, dass die meisten Objekte zweimal angezeigt werden müssen – das Substantiv wird noch einmal durch ein zusätzliches Pronomen aufgenommen. Der gängige Name für diese Methode heißt ‹Objektsverdopplung›.
    â€“ Tensionin e keni normal . ‹ Den Blutdruck ihn haben Sie normal› = ‹Ihr Blutdruck ist normal.›
    â€“ A mund të m’ i thyeni këto kartëmonedha ? ‹Können Sie mir sie wechseln diese Geldscheine ?› = ‹Können Sie mir diese Geldscheine wechseln?›
    Dieses Modell gibt dem albanischen Satz seine Eigenart; die Regeln sind streng und die Reihenfolge der Objekte auch. Fast alle Objekte werden so verdoppelt, besonders aber Personen und Pronomen Mua më quajnë Vasil ‹mich mich nannten sie Vasil›. Der albanische Satz wirkt so für deutsche Ohren leicht unübersichtlich, und in der albanisch-deutschen Zweisprachigkeit muss sich dies auswirken.
Zum albanischen Verb
    Großen und komplizierten Formenreichtum weist das albanische Verb auf – wie in allen Balkansprachen. Auch hierauf können wir uns nicht näher einlassen: Schier unübersehbar die Zeiten, der Formenreichtum, die Modi etc.[ 27 ] Der größte Unterschied zu westlichen Sprachen ist, dass es keinen Infinitiv gibt.[ 28 ] Er wird ersetzt oder umschrieben, und dies ist ein weiteres Exotikum:
    filloi të punojë ‹er fing an DASS er arbeitet› = ‹er fing an zu arbeiten›;
    kam shumë për të punuar ‹ich habe viel FÜR GEARBEITET› = ‹ich muss viel arbeiten›;
    do të punoj ‹ES WILL DASS ICH ARBEITE› = Futur I ‹ich werde arbeiten›.
    Ãœberaus wichtig für Kommunikation und Mehrsprachigkeit ist jener balkanische Modus, der Informationen vom Hörensagen bezeichnet (sogenannter ‹Admirativ›, ein türkisches Erbe). Gleichzeitig kann man über diesen Allround-Modus auch Emotion (Verwunderung), logischen Schluss oder eine allgemeine Unsicherheit ausdrücken, z.B. abgeleitet von punuar ‹gearbeitet›:
    â€“ punuake ‹du arbeitest ja!›, paska punuaka ‹er soll (wirklich) gearbeitet haben›, (sigur) të punuaka ‹(sogar) als ob er arbeitete›, mund të punuakam ‹ich kann doch wohl arbeiten!› etc.
    Wenn man alle diese Kategorien zusammennimmt und sich einen albanischen Text ansieht (sich ein Gespräch unter Albanern anhört), dann kann man sagen, dass das Albanische vieles in ‹zergliederter› Form ausdrückt und dazu viele Partikeln verwendet:Die zehn häufigsten albanischen Wörter sind solche

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