Mum@work: Roman
Entschuldigungs-Weihnachtsstern fällig.
»Nun, die waren ein bisschen ausgelassen bei unserer Adventsrunde. Entschuldigen Sie bitte, falls wir Sie gestört haben. Das wird bestimmt nicht wieder vorkommen.«
»Ja, ja. Aber was hatten die denn getrunken?«
»Getrunken?«
»Ja, die hatten doch wohl was getrunken. So ein Becherchen Rum im Tee? Einen Glühwein mit Schuss?« »Äh, also, nun ...«
»Nun verraten Sie es mir schon. Wissen Sie, meine Kaffeekränzchen mit meinen Damen werden einfach immer langweiliger. Da könnten wir schon eine kleine Aufmunterung gebrauchen.«
Ach, so ist das.
»Weihnachtstee.«
»Wie bitte?«
»Weih-nachtstee. Einfach nur Weihnachtstee. Aus dem Teeladen am Bahnhof Blankenese.«
»Aha, danke. Den werde ich uns dann mal besorgen. Einen schönen Tag noch.«
To do:
- Tee und Weihnachtsstern für Frau Petersen kaufen
38. Kapitel
Natürlich war der Supermarkt so kurz vor Weihnachten etwas voll. Und meine beiden Lieblinge waren in Topform. Ja, auch Mareike war blitzgenesen und sauste durch die Regalreihen auf der Suche nach Beute - schließlich kommt sie nicht so oft mit einkaufen. Sie besorgte deshalb gleich eine ganze Palette Ketchup, das Jubiläumsweihnachts-neujahrs-l,5-Kilogramm-Glas Nutella, einen Eimer(!) Chips, eine Kindergarten-Ration Fruchtzwerge, Schokoweihnachtsmänner, ihre geliebten Gummibärchen und je zwei Dutzend Milchschnitten und HappyHippo-Snacks. Okay, die brauchten wir wirklich. Ich bin zwar inzwischen halbwegs clean, aber ein Schokoholic bleibt ein Schokoholic - lebenslang.
Max entschloss sich in der Nähe der Drogerieabteilung, dass es nun endgültig Zeit war, den Kindersitz im Einkaufswagen zu verlassen. Heute! Passte ja auch ganz gut. Nach einem zweiminütigen Schreikrampf ließ ich ihn also frei, womit wir rund zwei Stunden zwischen Zahncreme, Bodylotion und Damenbinden feststeckten. Ich nutzte die Gelegenheit und kaufte gleich ein Maxi-Pack »BabyDon'tCry«, weil ich glaube, dass diese MAMA.Com-Superwindeln ohnehin nie ankommen.
Als Max gerade sehr konzentriert mit dem Leeren des Papiertaschentücherregals beschäftigt war (ungefährlicher als die Shampoos, die er vorher sortiert, geöffnet und - zum Glück - nur fast getrunken hat), wagte ich mich kurz in die nicht allzu weit entfernte Obst- und Gemüseabteilung. Schließlich fehlte für meinen Shrimp-Cocktail noch ein bisschen Salat- und Avocado-Deko.
Und da stand er.
Der Traum aller Single-Frauen. Na ja, die bin ich zwar nicht, aber egal. Und träumen darf auch ich. Er ähnelte sehr Kevin Spacey, nichtso klassisch attraktiv, schon ein bisschen älter, aber sehr geheimnisvoll.
Kevin schnappte mir also die letzte Avocado weg, während ich meine Hand schon danach ausgesteckt hatte.
»Oh, sorry. Wollten Sie die haben?«, fragte er und lächelte mich an. Das Lächeln ließ in seinen Wangen zwei Grübchen entstehen, die wirklich zu entzückend waren.
»Ja, eigentlich schon, aber macht nichts. Sie waren zuerst.«
»Nun, wir können sie uns auch teilen.«
Halb?
»Äh ...«
Mister Spacey drückte mir die Avocado in die Hand. »Mit ein paar Shrimps schmecken die wirklich ganz hervorragend.«
»Na, so ein Zufall, die Shrimps hab ich gerade gekauft.« »So ein Zufall«, Kathi, was redest du da?
Schien Kevin aber nicht zu stören. »Und ein Glas Champagner passt auch sehr gut dazu.«
Moment, das geht jetzt aber ein bisschen schnell. Und überhaupt, ich bin eine verheiratete Mutter! Aber ...
»Den Champagner hab ich nämlich gerade gekauft«, sagt Kevin jetzt. »Also, ich meine, bezahlen muss ich ihn natürlich noch.«
»Ja, ja, ich meine Shrimps auch.«
»Na dann bezahlen wir doch schnell, und dann ...«
Und dann ... kam Mareike um die Ecke gedüst.
»Mamaaaaaaa! Max hat... Max ist... also Max, da ist überall Bluhuuut.«
Ich ließ die Avocado fallen, Kevin Spacey stehen und stürzte zurück in die Drogerieabteilung. Dort saß Max inmitten einer riesigen Pfütze. Rot.
»Max, was hast du denn gemacht?«
»Miam, miam.« Max lächelte. Schlimm konnte die Verletzung nicht sein.
Wie sich herausstellen sollte, war er überhaupt nicht verletzt, nurüber und über mit Ketchup verschmiert. Er hatte sich von Mareike eine der Flaschen stibitzt, als er das Interesse an den Papiertaschentüchern verloren hatte.
Ich setzte mein Ketchup-Kind zurück in den Einkaufswagen. Widerstand gab es nicht: Der Bedarf meines Sohnes an Abenteuern war offenbar für heute gedeckt. Nichts wie weg.
Kurz vor der
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