Mum@work: Roman
mit Meeresfrüchten, Canapes und kleinen Torteletts zum Dessert. Etwa für acht, nein für zehn Personen.«
Lieber Mareike mitzählen und mindestens einen Kollegen doppelt - nicht, dass uns noch das Futter ausgeht. Und ihren Low-Carb-Quatsch kann Trish gleich vergessen.
»Wie bitte, keinen Termin mehr frei? Oh. Das ist bedauerlich. Auf Wiederhören.«
»Bum, bum, auaaaaah!«
Max ist auf dem Weg von der Trommel zur Yams-Kiste hingefallen. Diagnose: mittelschwere Verletzung. Behandlung: Kühlkissen.
Weiter geht's: »Stein hier von BetterMedia. Wir brauchen ein Büfett für heute A ... Danke. Auf Wiederhören.«
So ging es noch fünfzehn Mal, dann hatte ich alle halbwegs akzeptablen Partyservices im Großraum Hamburg durch. Ohne Erfolg. Weihnachtsfeiern. Überall alles ausgebucht, seit Wochen.
»So, ihr Lieben, wir gehen jetzt ein bisschen einkaufen.« »Aber Mama! Ich hab Fieber, da darf man doch nicht raus.« Stimmt.
»Komm, lass mal fühlen.«
Geschätzte 39,4 Grad
»Schon viel besser, sag ich doch.«
Hoffentlich treffen wir niemanden. Mein Sorgerecht ist in akuter Gefahr.
»Und Hunger hab ich auch.«
»Aber du hast doch gerade erst gefrühstückt. Dafür, dass du so krank bist, sogar eine ganze Menge.« »Trotzdem, ich hab Hunger.«
»Dann nimm dir schnell einen Apfel, den kannst du unterwegs essen.«
»Nein, ich will ein Ei. Mit Toast zum Reinstecken.«
Œuf à la Coq, wie meine Mutter neulich verkündete, als sie ihre neuesten Errungenschaften aus der französischen Küche zum Besten gab. Weich gekochtes Ei. Mehr nicht.
Aber jetzt zu viel.
»Nein, Meiki, dafür haben wir gerade gar keine Zeit. Ich muss noch ganz viel vorbereiten für heute Abend, und das kann ich erst, wenn wir eingekauft haben. Aber nachher koche ich dir ein Ei. Ganz bestimmt.«
»Du bist gemein! «
Das verspricht kein lustiger Einkauf zu werden. Mit etwas Erpressung (Überraschungsei an der Kasse, bei Wohlverhalten noch eine Packung Tic-Tac dazu - oje, ich bin käuflich!) schaffe ich es, Mareike aus dem Haus zu schleifen. Aber sie ist noch immer beleidigt.
Fast haben wir unser Auto erreicht, da biegt Frau Petersen um die Ecke. Die Unterhaltungen mit ihr sind in der Regel stundenlange Litaneien darüber, dass früher alles besser war und dass sie eigentlich in dieser Reihenhaussiedlung gar nichts verloren hat, hätte nicht ihr Mann, Gott hab ihn selig, leider ihr gesamtes Vermögen in das falsche Unternehmen investiert. Sind diese Monologe schon schlimm genug, könnte es heute sogar noch schlimmer kommen. Seit dem Kiffer-Kaffeeneulich habe ich sie nämlich noch nicht wiedergesehen. Schon möglieh, dass sie da so die eine oder andere Frage an mich hat.
Doch diese zu stellen, dazu hat sie erst einmal gar keine Gelegenheit.
»Ich habe Fiiiieber«, sagt Mareike und hustet theatralisch in Frau Petersens Richtung. Na, wunderbar!
Ich versuche, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. »Guten Tag, Frau Petersen. Wie geht es Ihnen?«
»Du hast Fieber?« Frau Petersen scheint aufrichtig entsetzt zu sein. »Dann gehörst du aber ins Bett, meine Kleine!«
»Ich weiß, aber meine Mama ...«
»Es ist schon viel besser, und wir müssen ganz dringend etwas erledigen.«
»Na, ich weiß ja nicht.« Frau Petersens Blick wechselt von mitleidig in Richtung vorwurfsvoll. »Soll ich Ihre Kleinen vielleicht zu mir mitnehmen?«
Um Gottes willen. Frau Petersens ganzes Haus ist voll von Antiquitäten - Louis-XIV-Stühle, Rokoko-Kommoden und -Intarsientischchen, die Max und Mareike sicher binnen einer halben Stunde in Brennholz verwandeln.
»Nein, das ist sehr aufmerksam von Ihnen, aber es geht Mareike gar nicht so schlecht. Ein bisschen frische Luft kann ihr nicht schaden.«
»Aber ich habe Fiiiieber! Und mein Hals tut weh, und Hunger hab ich auch.«
x(
»Na, gegen Hunger kann man doch etwas machen.« »Aber meine Mama gibt mir nichts zu essen.« »Oh, seht mal, der schöne Schneemann da drüben.« Ich drehe Mareikes Kopf von Frau Petersen weg.
»Wie bitte?« Frau Petersen hört zum Glück etwas schwer. »Meine Mama gibt mir ...«
»So, jetzt müssen wir aber wirklich los. Einen schönen Tag noch, Frau Petersen.«
Ich setze Max und Mareike ins Auto, schnalle sie in ihren Kindersitzen an und schließe die Tür. Frau Petersen steht immer noch neben mir.
»Sagen Sie mal...« Sie kommt mir jetzt immer näher und bedeutet mir, dass Sie mir etwas ins Ohr flüstern will.
»Was war denn neulich mit Ihren Freundinnen los?«
Jetzt ist wohl der
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