Mum@work: Roman
Gastgeschenke, die man sich wünschen kann, schließlich sind die hier nicht so leicht zu bekommen, und schon gar nicht in der Größe und Quali...«
»Hm. Oh, sei mal kurz leise. Da läuft gerade was im Radio zu den Protesten bei uns an der Alster.«
»... es sind längst mehr als 5000 Demonstranten, die hier vor der BetterMedia-Zentrale ausharren. Eine regelrechte Zeltstadt ist entstanden, direkt an der Alster. Am Hauptportal haben sich noch immer einige Hungerstreikende der Software Slaves angekettet, die durch die friedlichen Proteste unterstützt werden.
Schon einen Tag vor der angekündigten Großdemonstration ist der Zugang zum BetterMedia-Gebäude praktisch versperrt. Die Aktivisten haben sich bereits mit Eiern, Tomaten und Farbbeuteln bewaffnet, denn morgen wird hier Konzernchef Randolph DeLuxe erwartet.
Ich gebe jetzt erst einmal zurück ins Funkhaus. Bleiben Sie dran! In Kürze bieten wir Ihnen ein Interview mit dem zuständigen Einsatzleiter der Polizei, einem Vertreter der Demonstranten und der Pressesprecherin von BetterMedia ...«
Ach ja?!
Als ich meinen Computer anwerfe und die ersten Mails öffne, klingelt das Telefon. Ein Anruf, weitergeleitet aus meinem Büro an der Alster. »Stein.«
»Guten Tag, Frau Stein. Hier Horst Hornig von Radio Elbe. Wir brauchten ganz dringend ein Interview mit Ihnen zur Lage an Ihrer Firmenzentrale ...«
Oh, eine Mail von Trish.
»Ja, natürlich gern. Aber vielleicht darf ich Sie in einer Viertelstunde zurückrufen. Ich bin gerade sehr beschäftigt.«
Sicher noch ein paar Details zur Betriebsversammlung.
»Warum zurückrufen? Kommen Sie doch einfach vor die Tür. Ich stehe genau vor Ihrem Firmengebäude. Wenn Sie aus dem Fenster gucken, sehen Sie mich.«
»Nein. Ich bin gar nicht... also ... ich meine ... später. Rufen Sie doch gleich noch einmal zurück.«
Date: 20. Dezember
To: Katharina Stein
From: Trish Curtis
Re: Strategiesitzung/Home-Office
Kässy, wir sind auf der Weg nach Germany. Das US-Management wird aber vorerst nicht kommen können in das Zentrale, wegen die Proteste. Konferenzsaal so schnell nicht zu bekommen. Strategy meeting deshalb bei dir im Home-Office. Dann es macht endlich mal eine Sinn. Bestell Catering Service. Low-carb, bitte.
Trish
Neiiiiin!!!
Schon wieder das Telefon. Jetzt aber privat. Keine Zeit. Ich lasse den Anrufbeantworter laufen.
»Hallo, Schatz, wir sind's. Wir sind noch unterwegs. Immer noch in Frankreich. Unsere Abfahrt hat sich ein bisschen verzögert. Aber wir kommen, keine Sorge. Auch noch ein paar Tage vor Weihnachten, damit wir mal wieder so richtig Zeit zum Plaudern haben. Also, ich denke morgen Abend könnten wir da sein. Wir freuen uns schon auf euch. Mach dir aber nicht s o viel Arbeit mit Gästebetten oder so. Wir sind ganz anspruchslos. Das weißt du ja.«
:-S
Nein, das geht nicht. Die müssen unbedingt bei Sebastian schlafen. Ich rufe sie sofort zurück.
»Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht zu erreichen.« »Tobias! Hilfe!«
»Was ist denn los? Irgendwelche neuen Kataströphchen?« »Kataströphchen? Sehr lustig.«
»Jetzt beruhige dich erst mal und trink endlich ein Glas Palmwein. Das entspannt.«
»Tobias, die Lage ist ernst. Die kommen morgen schon. Alle: Trish, Randolph, Fred ... Hierher! Weißt du, was das bedeutet?«
»Ja, dass die auch kein Geld mehr haben, wie die Uni.«
»Mir ist wirklich so gar nicht nach Witzen zumute, okay?«
»Also, wo ist denn da das Problem? Wir, also ich und meine Kollegen, sind morgen sowieso den ganzen Tag im Völkerkundemuseum, und Ayos Familie geht einkaufen und ein bisschen durch Hamburg bummeln. Abends ist mit allen zusammen Empfang im Museum. Du hast das Haus also ganz für dich und deine Kapitalistenfreunde. Wir räumen vorher noch ein bisschen auf, und dann geht das schon.«
»Und Mareike? Und Max?«
»Hm. Das ist schwieriger. Na ja, Mareike ist ja erst mal im Kindergarten, und Che passt auf Max auf. Wobei... ach, das hab ich dir noch gar nicht erzählt. Che hat sich vorhin krankgemeldet.«
»Was?«
»Ja, als er gegangen ist. Ehrlich gesagt, sah er gar nicht so krank aus. Aber er meinte, es ginge ihm gar nicht gut, und morgen könne er auf gar keinen Fall kommen.«
»Bingo.«
»Wann kommen denn deine Eltern?« »Morgen Abend.«
»Na, das ist doch schon mal ein Lichtblick.« »Wie man es sieht.«
»Ich kann Max und Mareike auch einfach mitnehmen.« »Und Max allein durchs Museum rutschen lassen? Soll er ein paar
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