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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ich ohnehin kein Geld mehr habe, um irgend etwas zu kaufen«, fügte Nanny hinzu.
    »Ist wohl kaum meine Schuld, wenn du es einfach verplemperst«, sagte Oma.
    »Ich hatte gar keine Gelegenheit, es zu verplempern.«
    »Geld nützt nur dann etwas, wenn man es verwendet.«
    »Ja, stimmt. Zum Beispiel hätte ich mein Geld gern dazu verwendet, mir neue Stiefel zu kaufen.«
    Nanny sprang mehrmals auf und ab und pfiff dabei an ihrem einen Zahn vorbei.
    »Ich finde es nett von Frau Palm, daß wir gratis bei ihr wohnen durften«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Nun, ich habe eine gewisse Gegenleistung erbracht; mit dem Klavierspielen und Witzeerzählen.«
    »Da kann sich Frau Palm freuen«, meinte Oma.
    »Nicht zu vergessen die von mir zubereiteten Appetithäppchen. Mit der Besonderen Partysoße .«
    »Ja«, sagte Oma. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos. »Erst heute morgen hat mir Frau Palm anvertraut, daß sie daran denkt, sich nächstes Jahr in den Ruhestand zurückzuziehen.«
    Nanny sah erneut über die Straße.
    »Die junge Agnes müßte jetzt jeden Augenblick eintreffen«, sagte sie.
    »Glaubst du?« entgegnete Oma skeptisch.
    »Eigentlich gibt es hier keine großen Aussichten für sie.«
    Oma Wetterwachs schniefte. »Die Entscheidung liegt allein bei ihr.«
    »Alle waren sehr beeindruckt, als du das Schwert mit der bloßen Hand festgehalten hast…«
    Oma seufzte. »Ha! Typisch für die Leute. Sie denken einfach nicht richtig nach. Weil sie zu faul sind. Sie überlegen nicht: Vielleicht hielt sie etwas in der Hand, ein Stück Metall oder so. Nicht eine Sekunde lang erwägen sie die Möglichkeit, daß es ein Trick gewesen sein könnte. Niemand kommt auf den Gedanken, nach einer ganz vernünftigen Erklärung zu suchen. Vermutlich glauben alle, es wäre Magie gewesen.«
    »Ja, aber du hattest doch nichts in der Hand, oder?«
    »Darum geht es nicht. Ich hätte etwas in der Hand halten können .« Oma sah über den Platz. »Außerdem versagt Magie bei Eisen.«
    »Stimmt. Gegen Eisen läßt sich mit Magie nichts ausrichten. Hexen wie die Schwarze Aliss konnten ihre Haut angeblich härter als Stahl werden lassen. Aber ich nehme an, das ist nur eine alte Legende…«
    »Sie konnte es tatsächlich«, erwiderte Oma. »Aber man sollte nicht mit Ursache und Wirkung herumpfuschen. Letztendlich hat ihr das den Verstand geraubt. Aliss glaubte, abseits von Ursache und Wirkung stehen zu können. Aber das ist nicht möglich. Wenn man eine Schwertklinge mit der Hand festhält, verletzt man sich. Die Welt wäre ein schrecklicher Ort, wenn die Leute das vergäßen.«
    »Aber du hast dich nicht verletzt.«
    »Es war nicht meine Schuld. Ich hatte keine Zeit.«
    Nanny behauchte ihre Hände. »Wenigstens ist der Kronleuchter nicht heruntergefallen«, sagte sie. »Das ist wirklich eine gute Sache. Ich habe mir gleich Sorgen gemacht, als ich das Ding zum erstenmal sah. Sieht viel zu dramatisch aus, dachte ich mir. Ein normaler Irrer hätte das Ding in den Saal stürzen lassen.«
    »Ja.«
    »Habe gestern abend vergeblich nach Greebo gesucht.«
    »Gut.«
    »Nun, er taucht immer wieder auf.«
    »Schade.«
    Es klapperte, als die Kutsche um die Ecke rollte.
    Sie hielt an.
    Der Kutscher zerrte an den Zügeln, drehte und verschwand wieder.
    »Esme?« fragte Nanny nach einer Weile.
    »Ja?«
    »Ein Mann und zwei Pferde spähen da drüben um die Ecke.« Sie hob die Stimme. »Kommt her, ich weiß, daß ihr da seid! Um sieben Uhr soll die Kutsche abfahren! Hast du die Fahrkarten, Oma?«
    »Ich?«
    »Oh«, murmelte Nanny unsicher. »Wir… äh… haben also keine achtzig Dollar, um die Fahrt zu bezahlen?«
    »Was steckt hinter den Gummibändern deines Schlüpfers?« fragte Oma, als sich die Kutsche vorsichtig näherte.
    »Nichts, das sich in diesem Fall als Zahlungsmittel verwenden ließe, fürchte ich.«
    »Dann… können wir uns keine Fahrkarten leisten.«
    Nanny seufzte. »Na schön. In dem Fall greife ich auf meinen Charme zurück.«
    »Zu Fuß ist es ein langer Heimweg«, stellte Oma Wetterwachs fest.
    Die Kutsche hielt an. Nanny sah zum Kutscher auf und lächelte unschuldig. »Guten Morgen, werter Herr!«
    Der Mann bedachte sie mit einem furchtsamen und vor allem argwöhnischen Blick. »Ist es wirklich ein guter Morgen?«
    »Wir würden gern nach Lancre reisen, aber unglücklicherweise sind wir derzeit indisponiert, in finanzieller Hinsicht, meine ich.«
    »Seid ihr das?«
    »Als Hexen hätten wir jedoch die Möglichkeit, auf andere Weise zu bezahlen. Zum

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