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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zeit an.
    Schließlich hörte es auf. Um gleich darauf erneut zu beginnen: ein beständiges Platschen, das allmählich in ein Tröpfeln überging.
    Ein Lächeln formte sich auf Nannys Lippen.
    »Füllt da jemand eine Badewanne?« fragte Oma.
    »Nun, das wäre möglich«, räumte Nanny Ogg ein.
    Die Geräusche wiederholten sich, als jemand einen dritten Krug entleerte. Leichte Schritte verschwanden in der Ferne, kurz darauf ertönten viel schwerere. Dann platschte es wieder, untermalt von gelegentlichem Brummen.
    »Ja, ein Mann nimmt ein Bad«, sagte Oma. »Was machst du da, Gytha?«
    »Ich suche nach einem kleinen Astloch«, antwortete Nanny. »Ah, hier ist eins…«
    »Komm sofort her!«
    »Entschuldige bitte, Esme.«
    Und dann begann der Gesang. Es war ein sehr angenehmer Tenor, der durch die Badewanne zusätzliches Timbre erhielt.
    »Zeig mir den Weg nach Hause. Ich bin müde und möchte zu Bett gehen…«
    »Jemand vergnügt sich«, sagte Nanny.
    »… wo auch immer ich wandere…«
    Es klopfte an der fernen Badezimmertür, woraufhin der Sänger übergangslos zu einer anderen Sprache wechselte.
    »… per via, di terra, mare o schiuma …«
    Die Hexen wechselten einen Blick.
    »Ich habe dir deine Wärmflasche gebracht«, sagte eine gedämpfte Stimme.
    »Oh, viela Danka«, erwiderte der Badende mit schwerem Akzent.
    Erneut entfernten sich Schritte.
    » Indicami la strada… nach Hause zurückzukehren.« Platsch, platsch. »Guten Aaaaabend, Freeeuuunde…«
    »Na so was«, sagte Oma mehr zu sich selbst. »Ich habe den Eindruck, unser Herr Faul ist ein heimlicher Polyglott.«
    »Denk mal an!« entfuhr es Nanny. »Und du hast nicht mal durchs Astloch gesehen!«
    »Gytha, gibt es irgend etwas auf der Welt, das nicht schmutzig klingt, wenn du darüber redest?«
    »Hab’s noch nicht gefunden, Esme«, erwiderte Nanny Ogg fröhlich.
    »Ich meine, wenn Herr Faul im Schlaf spricht und in der Badewanne singt, dann klingt er ganz normal. Aber wenn er glaubt, daß andere Leute zuhören, tönt er plötzlich durch und durch fremdländisch.«
    »Wahrscheinlich will er damit die Basilica-Person auf eine falsche Fährte locken«, spekulierte Nanny.
    »Oh, ich schätze, Herr Basilica ist unserem Henry Faul sehr nahe«, sagte Oma. »Ich glaube sogar, daß sie ein und dieselbe Per…«
    Es klopfte leise an der Tür.
    Oma Wetterwachs drehte den Kopf. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, gnä’ Frau, Herr Kerbe. Dies ist meine Taverne.«
    Die Hexen schoben das Bett beiseite, und Oma öffnete die Tür einen Spalt.
    »Ja?« fragte sie mißtrauisch.
    »Äh… der Kutscher meinte, daß ihr… Hexen seid!«
    »Ja?«
    »Vielleicht könntet ihr uns… helfen?«
    »Wobei?«
    »Es geht um meinen Sohn…«
    Oma öffnete die Tür etwas weiter und sah eine Frau hinter Herrn Kerbe stehen. Ihr Gesichtsausdruck vermittelte eine deutliche Botschaft. Ein Bündel ruhte in ihren Armen.
    Oma Wetterwachs wich zurück. »Bring ihn herein, damit ich ihn mir ansehen kann.«
    Sie nahm das Baby entgegen, sank auf den einzigen Stuhl des Zimmers und zog die Decke beiseite. Nanny Ogg sah ihr über die Schulter.
    »Ich bin sicher, daß ein Fluch auf dem Haus liegt«, sagte Herr Kerbe. »Auch meine beste Kuh ist schwerkrank.«
    »Ach, du hast einen Kuhstall?« erwiderte Oma. »Genau der richtige Ort für Kranke. Wegen der Wärme. Zeig mir den Weg.«
    »Du möchtest mit dem Jungen in den Stall?«
    »Ja.«
    Der Mann sah seine Frau an und zuckte mit den Schultern. »Nun, du weißt es sicher am besten«, sagte er. »Hier entlang.«
    Er ging die Hintertreppe hinunter, gefolgt von den beiden Hexen, überquerte einen Hof und erreichte kurz darauf die stinkende Wärme des Stalls. Eine Kuh lag dort im Stroh. Als sie eintraten, rollte das Tier wie irre mit den Augen und versuchte zu muhen.
    Oma sah sich nachdenklich um.
    »In Ordnung«, sagte sie schließlich.
    »Was brauchst du?« fragte Herr Kerbe.
    »Nur Ruhe und Frieden.«
    Der Mann kratzte sich am Kopf. »Ich dachte, Hexen singen oder brauen was zusammen oder so.«
    »Manchmal.«
    »Ich meine, ich könnte dir eine Kröte besorgen…«
    »Ich brauche nur eine Kerze«, sagte Oma. »Eine neue, wenn möglich.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    Herr Kerbe wirkte ein wenig enttäuscht. Sorge nahm den größten Platz in seiner Miene ein, doch der Rest wies darauf hin, daß Oma Wetterwachs keine besonders gute Hexe sein konnte, wenn sie nichts mit Kröten anzufangen wußte.
    »Und Streichhölzer«, sagte Oma, als sie die Skepsis des

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