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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mannes bemerkte. »Auch ein Kartenspiel könnte sich als nützlich erweisen.«
    »Ich brauche drei kalte Lammkoteletts und genau zwei Krüge Bier«, fügte Nanny Ogg hinzu.
    Herr Kerbe nickte. Das klang zwar nicht nach Kröten, aber es war immer noch besser als gar nichts.
    »Warum hast du danach gefragt?« zischte Oma, als der Mann forteilte. »Lammkoteletts und Bier nützen uns überhaupt nichts! Außerdem hast du bereits gegessen.«
    »Ich habe nie etwas gegen eine zusätzliche Mahlzeit einzuwenden«, erwiderte Nanny. »Du möchtest bestimmt nicht, daß ich hierbleibe, weil ich mich bald langweilen würde.«
    »Wie kommst du darauf, daß ich auf deine Gesellschaft verzichten möchte?«
    »Nun… selbst ich sehe, daß der Junge im Koma liegt. Und für die Kuh gibt es keine Hoffnung mehr, wenn ich ihren Zustand richtig beurteile. Wirklich schade. Ich vermute also, daß du eine… direkte Aktion planst.«
    Oma hob und senkte die Schultern.
    »Bei solchen Gelegenheiten muß eine Hexe allein sein«, fuhr Nanny fort. »Gib gut acht, Esme Wetterwachs.«
    Das Kind wurde gebracht, eingehüllt in eine Decke. Herr Kerbe folgte seiner Frau mit einem Tablett.
    »Frau Ogg trägt das Tablett in ihr Zimmer, um dort alles Notwendige durchzuführen«, verkündete Oma. »Ich verbringe die Nacht hier. Niemand darf den Stall betreten, verstanden? Was auch immer geschieht.«
    Die Mutter knickste besorgt. »Ich wollte eigentlich gegen Mitternacht nach dem Rechten se…«
    »Nein. Niemand. Geht jetzt.«
    Herr und Frau Kerbe verließen den Stall. Nanny zögerte kurz und sah noch einmal zur Tür herein. »Was hast du vor, Esme?«
    »Du hast oft genug bei Sterbenden gesessen, Gytha.«
    »Oh, ja, ich…« Nanny erschrak. »Esme… du willst doch nicht etwa…«
    »Guten Appetit, Gytha.«
    Oma Wetterwachs schloß die Tür.
    Sie rückte Kissen und Fässer zurecht, bis sie einen improvisierten Tisch hatte und etwas, auf dem sie sitzen konnte. Die Luft war warm und roch nach Rinderblähungen. Ab und zu überprüfte sie den Zustand beider Patienten, obwohl es eigentlich nichts zu überprüfen gab.
    In der Ferne verstummten allmählich die Geräusche der Taverne. Schließlich deutete ein Klirren und Klacken darauf hin, daß der Wirt die Tür abschloß. Oma hörte, wie er über den Hof ging, sich dem Stall näherte und vor der Tür stehenblieb. Einige Sekunden später wandte er sich ab und ging die Treppe hoch.
    Sie wartete noch ein wenig länger und zündete die Kerze an. Ein beruhigender Glanz ging von der fröhlichen kleinen Flamme aus.
    Oma legte die Karten auf den Tisch und versuchte, sich die Zeit mit Patiencen zu vertreiben – mit diesem Spiel war sie noch nie besonders gut zurechtgekommen.
    Die Kerze brannte herunter. Oma schob die Karten beiseite und beobachtete die Flamme.
    Irgendwann flackerte sie. Es wäre sicher niemandem aufgefallen, der nicht genau darauf gewartet hatte.
    Sie atmete tief durch und…
    »Guten Morgen«, sagte Oma Wetterwachs.
    GUTEN MORGEN.
     
    Nanny Ogg hatte den Teller und die beiden Bierkrüge schon vor einer ganzen Weile geleert und lag nun angezogen und mit hinter dem Kopf gefalteten Händen auf dem Bett. Stumm starrte sie an die Decke.
    Nach einer Weile kratzte es an den Fensterläden. Nanny stand auf und öffnete sie.
    Eine große Gestalt sprang ins Zimmer. Ein oder zwei Sekunden spiegelte sich der Mondschein an einem muskulösen Oberkörper wider und glitt über eine schwarze Mähne. Dann kroch das Wesen unters Bett.
    »Du liebe Zeit«, sagte Nanny.
    Sie wartete eine Zeitlang und nahm dann einen Knochen vom Tablett. Es klebte noch etwas Fleisch daran, und sie hielt ihn dicht über dem Boden vor das Bett.
    Eine Hand schoß darunter hervor und griff danach.
    Nanny lehnte sich zurück.
    »Armer kleiner Kerl«, murmelte sie.
    Wenn es um Greebo ging, trübte sich Nanny Oggs ansonsten sehr guter Blick für die Realität. Sie sah in ihm nur die etwas größere Version jenes flauschigen Kätzchens, das er einmal gewesen war. Alle anderen hielten ihn für ein zernarbtes Bündel aus einfallsreicher Bosheit.
    Jetzt hatte er ein Problem, mit dem nur wenige Katzen fertig werden mußten. Vor einem Jahr hatten ihn die Hexen in einen Menschen verwandelt, aus Gründen, die zu jenem Zeitpunkt zwingend gewesen waren. Es hatte große Anstrengung erfordert, und zur allgemeinen Erleichterung war sein morphogenetisches Feld nach einigen Stunden zur ursprünglichen Struktur zurückgekehrt.
    Aber die Magie ist nicht so einfach, wie

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