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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Leute oft glauben. Sie unterliegt gewissen universalen Gesetzen, und eins davon lautet: Ganz gleich, wie schwierig etwas sein mag – wenn es einmal vollbracht wurde, ist anschließend alles viel einfacher, weshalb sich die bis dahin schwierige Angelegenheit häufig wiederholt. Wie bei einem gewaltigen Berg: Über viele Jahrhunderte versuchen starke, tapfere Männer, ihn zu erklettern. Als es schließlich gelingt, dauert es nur wenige Jahrzehnte, bis Großmütter zum Gipfel schlendern, um dort Tee zu trinken. Und später kehren sie dorthin zurück, um nachzusehen, wo sie die Tassen vergessen haben.
    Auf der Grundlage dieses Gesetzes hatte Greebos Seele festgestellt, daß es in kritischen Situationen eine weitere Möglichkeit für ihn gab (abgesehen von den drei üblichen Katzenoptionen: Flucht, Kampf und den Darm entleeren). Er konnte menschliche Gestalt annehmen.
    Glücklicherweise war die Veränderung nicht permanenter Natur. Sie dauerte nur einige Stunden – den größten Teil dieser Zeit verbrachte Greebo damit, eine Hose zu suchen.
    Unter dem Bett erklang leises Schnarchen. Nanny atmete erleichtert auf, als es sich nach und nach in Schnurren verwandelte.
    Dann zuckte sie plötzlich zusammen. Sie war ein ganzes Stück vom Kuhstall entfernt, aber…
    » Er ist hier«, sagte sie.
     
    Oma Wetterwachs ließ den angehaltenen Atem langsam entweichen. »Komm näher und nimm dort Platz, wo ich dich sehen kann. Die guten Manieren verlangen es. Und eins will ich gleich klarstellen: Ich habe keine Angst vor dir.«
    Die große, in einen schwarzen Kapuzenmantel gekleidete Gestalt trat durch den Stall, lehnte die Sense an die Wand und setzte sich auf ein Faß.
    Oma verschränkte die Arme, sah den Besucher ruhig an und begegnete seinem augenlosen Blick.
    ICH BIN BEEINDRUCKT.
    »Ich habe Vertrauen.«
    UND WEM GILT DEIN VERTRAUEN? EINEM GOTT VIELLEICHT?
    »Natürlich nicht.«
    WEM DANN?
    »Es ist einfach Vertrauen im allgemeinen.«
    Tod beugte sich vor. Das Licht der Kerze malte seltsame Schattenmuster auf seinen bleichen Schädel.
    IM KERZENSCHEIN IST ES LEICHT, MUTIG ZU SEIN. ICH VERMUTE, DU VERTRAUST DER FLAMME.
    Tod lächelte.
    Oma Wetterwachs blies die Kerze aus, verschränkte erneut die Arme und starrte grimmig in die Dunkelheit.
    NA SCHÖN, sagte Tod nach einer Weile. DU FÜRCHTEST DICH ALSO TATSÄCHLICH NICHT.
    Oma entzündete ein Streichholz. Das plötzliche Licht fiel auf einen Schädel, der sich nicht bewegt hatte.
    »Wir wollen hier doch nicht die ganze Nacht sitzen, oder?« fragte sie und hielt das brennende Streichholz an den Kerzendocht. »Wie viele Seelen willst du holen?«
    EINE.
    »Die der Kuh?«
    Tod schüttelte den Kopf.
    »Du könntest dich für die Kuh entscheiden.«
    NEIN, DADURCH WÜRDE ICH DIE GESCHICHTE VERÄNDERN.
    »Die Geschichte besteht aus Veränderungen.«
    NEIN.
    Oma lehnte sich zurück.
    »Dann fordere ich dich zu einem Spiel heraus. Die Tradition erlaubt das.«
    Tod schwieg einige Sekunden.
    DAS STIMMT.
    »Gut.«
    ES IST TATSÄCHLICH ERLAUBT, MICH MIT EINEM SPIEL HERAUSZUFORDERN.
    »Ja.«
    ALLERDINGS… IST DIR KLAR, DASS DU ALLES RISKIEREN MUSST, UM ZU GEWINNEN?
    »Alles oder nichts. Ja, ich weiß.«
    KEIN SCHACH.
    »Kann Schach nicht ausstehen.«
    AUCH NICHT LEG-HERRN-ZWIEBEL-REIN. HAB DIE REGELN DIESES SPIELS NIE VERSTANDEN.
    »Nun gut. Wie wär’s mit Poker? Jeder bekommt fünf Karten. Es werden keine neuen gezogen. Allein das Glück entscheidet.«
    Tod überlegte.
    KENNST DU DIESE FAMILIE?
    »Nein.«
    WARUM DANN?
    »Wollen wir reden oder spielen?«
    WIE DU MEINST.
    Oma Wetterwachs griff nach den Karten und mischte, ohne auf ihre Hände zu sehen. Die ganze Zeit starrte sie Tod an und lächelte. Sie gab ihrem Gegenüber und sich selbst fünf Karten, streckte die Hand aus…
    Knochenfinger schlossen sich um ihren Unterarm.
    ZUERST WECHSELN WIR DIE KARTEN, FRAU WETTERWACHS.
    Er griff nach den beiden kleinen Stapeln und vertauschte sie. Dann nickte er Oma zu.
    NUN?
    Oma Wetterwachs sah sich ihre Karten an und legte sie auf den Tisch.
    VIER DAMEN, HM. EIN ZIEMLICH GUTES BLATT.
    Tod betrachtete seine eigenen Karten und sah dann in die durchdringenden Augen der Hexe.
    Eine Zeitlang rührte sich niemand. Schließlich ließ Tod seine Karten sinken.
    ICH HABE NUR VIER EINSEN UND DAMIT VERLOREN, sagte er.
    Erneut sah er Oma an. In den Tiefen seiner Augenhöhlen glühte es blau, und für den Bruchteil einer Sekunde erlosch eins dieser beiden Lichter. Selbst einem aufmerksamen Beobachter fiel es

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