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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Oma Wetterwachs.
    »Wir haben es der dortigen Oper gestattet, uns für den Rest der Saison zu engagieren«, erwiderte der Manager stolz.
    Falten bildeten sich auf seiner Stirn, und er blickte zum Gepäckfach empor. »Was ist das ?«
    Oma hob den Kopf. »Ach, das ist Greebo.«
    »Er kommt nicht als Mahlzeit für Herrn Basilica in Frage«, betonte Nanny.
    »Was ist Greebo?«
    »Ein Kater.«
    »Er sieht mich an und grinst .« Der Manager rutschte unruhig hin und her. »Außerdem rieche ich etwas.«
    »Komisch«, sagte Nanny. »Ich rieche überhaupt nichts .«
    Das Geräusch der klappernden Hufe veränderte sich, und die Kutsche schwankte, als sie langsamer wurde.
    »Ah«, brachte der Manager hervor. »Ich… äh… ich glaube, wir halten an, um die Pferde zu wechseln. Es ist… äh… ein wundervoller Tag. Vielleicht… äh… ist draußen noch ein Platz frei.«
    Er verließ die Kutsche, als sie anhielt. Wenige Minuten später rollte sie wieder los, und der Manager blieb draußen.
    »Nun, jetzt sind wir allein, Gytha«, sagte Oma Wetterwachs. »Abgesehen von Señor Basilica, der unsere Sprache nicht versteht. Habe ich recht, Henry Faul?«
    Herr Faul holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn ab. »Ich bitte euch, ihr Damen! Habt Erbarmen!«
    »Hast du irgend etwas Schlimmes angestellt, Herr Faul?« fragte Nanny. »Hast du vielleicht eine Frau mißbraucht, die nicht mißbraucht werden wollte? Hast du gestohlen? (Blei auf Dächern zählt dabei ebensowenig wie andere Dinge, die niemand vermißt.) Oder hast du jemanden umgebracht, der den Tod nicht verdiente?«
    »Nein!«
    »Sagt er die Wahrheit, Esme?«
    Henry erzitterte, als ihn Omas Blick durchbohrte.
    »Oh, na schön«, sagte Nanny. »Ich verstehe. Weißt du, ich selbst zahle keine Steuern, aber ich habe gehört, es soll eine sehr unangenehme Sache sein.«
    »Oh, darum geht es nicht, das versichere ich dir«, erwiderte Henry. »Es gibt da einige Leute, die bezahlen die Steuern für mich…«
    »Ein guter Trick«, meinte Nanny.
    »Herr Faul wendet einen anderen Trick an«, warf Oma ein. »Ich glaube, ich kenne ihn. Er ähnelt der Sache mit Inkwer und Hagabutt.«
    Der Dicke gestikulierte vage. »Es ist nur… wenn die Leute Bescheid wissen…«
    »Alles ist besser, wenn es von weit her kommt«, sagte Oma. »Darin liegt das Geheimnis.«
    »Es… ja, das gehört dazu«, räumte Henry ein. »Ich meine, niemand möchte einen Faul singen hören.«
    »Woher stammst du, Henry?« fragte Nanny.
    »Woher kommst du wirklich ?« erkundigte sich Oma.
    »Ich bin in der Krähenhorstgasse in den Schatten von Ankh-Morpork aufgewachsen«, antwortete Henry. »Dort ging’s schrecklich zu. Es gab nur drei Möglichkeiten, diesen Ort zu verlassen. Entweder sang man sich den Weg frei, oder man kämpfte.«
    »Und die dritte Möglichkeit?« ließ sich Nanny vernehmen.
    »Oh, man konnte durch eine schmale Passage die Betrug-und-Schwindel-Straße erreichen, und von dort aus ist es nicht mehr weit bis zur Sirupminenstraße«, sagte Henry. »Aber wer diesen Weg nahm, brachte es nie zu etwas.«
    Er seufzte. »Ich verdiente etwas Geld, indem ich in Tavernen und so sang«, fuhr er fort. »Aber als ich es mit anspruchsvolleren Dingen versuchte, fragten mich die Leute nach meinem Namen. Und wenn ich dann Henry Faul sagte, lachten sie über mich. Ich dachte daran, meinen Namen zu ändern, aber in Ankh-Morpork kannte mich praktisch jeder. Und dort will niemand jemandem zuhören, der Henry Faul heißt.«
    Nanny nickte. »Wie bei Zauberkünstlern. Sie heißen nie Fred Dingsbums, sondern immer Der Große Verblüffer, direkt vom Hofe des Königs von Klatsch, und seine Assistentin Bezaubernd.«
    »Ja«, sagte Oma Wetterwachs. »Und bei solchen Gelegenheiten fragen sich die Leute in Gedanken: Wenn er vor dem König von Klatsch aufgetreten ist – was macht er dann in einem Sieben-Seelen-Dorf wie Schnitte?«
    »Wohin man auch geht, man muß immer den Eindruck erwecken, von woanders zu kommen«, erklärte Henry. »Ja, und dann war ich berühmt, aber…«
    »Aber du stecktest in der Rolle des Enrico fest«, sagte Oma.
    Er nickte. »Ich wollte nur etwas Geld verdienen, um dann zurückzukehren und meine kleine Angeline zu heiraten…«
    »Wer war sie?« fragte Oma.
    »Oh, ein Mädchen aus meiner Jugend«, erwiderte Henry Faul.
    »Hat es die Gosse im Armenviertel von Ankh-Morpork mit dir geteilt?« fragte Nanny Ogg in verständnisvollem Tonfall.
    »Gosse?« wiederholte Henry. »Damals mußte man sich

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