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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dachte an die Art, wie ihre Freundin sprach. Aufregung gehörte ebenso dazu wie die Atemlosigkeit von Leuten, die häufig in einer Traumwelt weilten. Sie probierte die Mischung erst in Gedanken aus und gab sie dann an die Stimmbänder weiter.
    »Ja?! Wer ist da?!«
    »Ein Freund.«
    Agnes zog die Bettdecke noch etwas höher. »Und du kommst mitten in der Nacht ?!«
    »Die Nacht bedeutet mir nichts. Ich bin ein Teil von ihr. Und ich kann dir helfen.« Es war eine angenehme Stimme, und sie schien vom Spiegel zu kommen.
    »Helfen?! Wobei?!«
    »Möchtest du die beste Sängerin der Oper werden?«
    »Oh, Perdita singt viel besser als ich!!«
    Einige Sekunden lang war es still, dann antwortete die Stimme: »Ich kann ihr nicht beibringen, so wie du auszusehen und sich mit deiner Eleganz zu bewegen. Aber ich kann dich lehren, wie sie zu singen.«
    Agnes starrte in die Schwärze. Scham und Demütigung stiegen wie Dampf von ihr auf.
    »Morgen wirst du als Jod singen. Und mit meiner Hilfe singst du perfekt …«
     
    Am nächsten Morgen hatten die beiden Hexen das Innere der Kutsche fast für sich allein. Nachrichten wie Greebo sprachen sich schnell herum. Nur Henry Faul saß auf seinem üblichen Platz neben einem kleinen, dünnen Mann.
    »So sieht man sich wieder«, sagte Nanny Ogg.
    Henry lächelte nervös.
    »Gestern abend hast du gut gesungen«, fuhr Nanny fort.
    Henry schnitt eine gutmütige Grimasse. In seinen Augen winkte das Entsetzen mit der weißen Fahne.
    »Ich fürchte, Señor Basilica spricht kein Morporkianisch, gnä’ Frau«, sagte der Dünne. »Ich übersetze für dich, wenn du möchtest.«
    »Was?« erwiderte Nanny. »Aber wieso… Au !«
    »Entschuldige«, sagte Oma Wetterwachs. »Mir ist der Ellenbogen ausgerutscht.«
    Nanny Ogg rieb sich die Seite. »Nun, ich wollte gerade fragen, wieso… Au !«
    »Meine Güte, es ist schon wieder passiert«, sagte Oma. »Dieser Herr wies uns gerade darauf hin, daß sein Begleiter unsere Sprache nicht versteht, Gytha.«
    »Hä? Was? Ach. Aber… Wie bitte? Tatsächlich? Oh. Nun…« Nanny atmete tief durch. »Aber er verspeist unsere Schweinefleischpasteten, wenn… Au !«
    »Ich muß mich für meine Freundin entschuldigen«, sagte Oma Wetterwachs. »Es ist ihr Alter. Manchmal klappt’s hier oben nicht mehr ganz richtig.« Sie klopfte sich an die Stirn. »Der Gesang hat uns gefallen. Wir haben ihn durch die Wand unseres Zimmers gehört.«
    »Ihr habt Glück«, erwiderte der kleine Mann. »Manchmal müssen die Leute jahrelang warten, um Señor Basilica zu hören…«
    »… wahrscheinlich dauert’s so lange, weil er mit dem Abendessen beschäftigt ist…«, kommentierte eine leise Stimme.
    »… im vergangenen Monat hat sein Gesang in der La Scalda von Gennua zehntausend Personen zu Tränen gerührt…«
    »Ha! Kein Problem, ich bin ebenfalls imstande, die Leute zum Weinen zu bringen…«
    Oma behielt die ganze Zeit Henry »Enrico Basilica« Fauls Gesicht im Auge. Er wirkte wie jemand, der gerade von tiefer Erleichterung durchströmt wird – und gleichzeitig befürchtet, daß sie nicht von langer Dauer sein wird.
    »Señor Basilicas Ruhm ist stetig gewachsen«, sagte der Manager stolz.
    »… ebenso wie sein Bauch«, fügte Nanny leise hinzu. »Und zwar durch die Pasteten anderer Leute. O ja, und jetzt ist er viel zu vornehm für uns, weil man außer ihm keinen anderen Mann im Atlas finden kann… Au !«
    »Na so was.« Oma zeigte ein Lächeln, das nur Nanny Ogg durchschaute. »Es ist hübsch und warm in Gennua. Ich schätze, Señor Basilica vermißt seine Heimat. Und wer bist du, junger Herr?«
    »Ich bin sein Manager und Dolmetscher. Äh… jetzt weißt du mehr über mich als ich über dich.«
    Oma nickte. »Da hast du vollkommen recht.«
    »Auch in unserer Heimat gibt es einige gute Sänger«, behauptete Nanny Ogg rebellisch.
    »Tatsächlich?« erwiderte der Manager. »Und woher kommen die Damen?«
    »Aus Lancre.«
    Der Mann bemühte sich, Lancre seiner geistigen Karte wichtiger musikalischer Zentren hinzuzufügen. »Habt ihr dort ein Konservatorium?«
    »Und ob«, bestätigte Nanny mit fester Stimme. »Bei mir wachsen die größten Tomaten weit und breit«, sagte sie, um jeden Zweifel auszuräumen.
    Oma rollte mit den Augen. »Ich glaube, mit Konservatorium ist kein Gemüsegarten gemeint.«
    »Ja, die Leute staunen immer wieder darüber, wie groß meine Tomaten werden. Und sie… Au !«
    »Ich nehme an, Señor Basilica reist nach Ankh-Morpork, nicht wahr?« fragte

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