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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dauernd zu hetzen. Eile mit Weile ettzehtra. Könntest du uns bitte den Weg zur Ulmenstraße zeigen? Wir wohnen nämlich bei Frau Palm. Unser Nev hat das Haus sehr gelobt. Er meinte, niemand hätte dort nach ihm gesucht…«
    Herr Flinkroll trat zurück, die typische Reaktion der Leute, die mit Nannys Monologen konfrontiert waren.
    »Ulmenstraße?« brachte er hervor. »Frau Palm? Aber… respektable Damen halten sich von diesem Ort fern…«
    Nanny klopfte ihm auf die Schulter. »Gut«, sagte sie. »Dann begegnen wir dort niemandem, den wir kennen.«
    Als Oma Wetterwachs an den Pferden vorbeiging, versuchten diese, sich hinter der Kutsche zu verstecken.
     
    Emil Eimer lächelte fröhlich. Schweißperlen glänzten auf seinen Schläfen.
    »Ah, Perdita«, sagte er. »Setz dich, Mädel. Äh… hat es dir bisher bei uns gefallen?«
    »Ja, danke, Herr Eimer«, erwiderte Agnes pflichtbewußt.
    »Gut. Das ist gut. Ist das nicht gut, Herr Salzella? Es ist wirklich gut, habe ich recht, Dr. Unterschaft?«
    Agnes sah in drei besorgte Gesichter.
    »Wir freuen uns alle sehr, daß es dir bei uns gefällt«, sagte Herr Eimer. »Und wir haben einen wundervollen Vorschlag, der dazu führen könnte, daß es dir bei uns noch mehr gefällt.«
    Agnes musterte die drei Männer nacheinander. »Ja?« fragte sie wachsam.
    »Ich weiß natürlich, daß du erst seit kurzer Zeit zu uns gehörst, aber wir haben trotzdem entschieden…« Eimer schluckte, richtete einen flehenden Blick auf seine beiden Begleiter und erhoffte sich moralische Unterstützung, »… dich heute abend, bei der Aufführung der La Triviata, die Rolle der Jod singen zu lassen.«
    »Ja?«
    »Ähm. Es ist nicht die wichtigste Rolle, aber sie umfaßt die berühmte Abschiedsarie…«
    »Oh. Ja?«
    »Äh… allerdings… Ich meine… Um ganz genau zu sein…« Eimer gab auf und wandte sich verzweifelt an den Musikdirektor. »Herr Salzella?«
    Salzella beugte sich vor. »Nun, Perdita, wir möchten, daß du die Rolle singst, aber nicht direkt… spielst .«
    Agnes hörte aufmerksam zu, als man ihr die Sache erklärte. Sie sollte im Chor direkt hinter Christine stehen, die ganz leise singen würde. Dieser Trick war schon häufig benutzt worden, erläuterte Salzella. Viel häufiger, als das Publikum ahnte. Wenn Sänger an Halsschmerzen litten oder so betrunken zur Vorstellung erschienen, daß sie sich kaum auf den Beinen halten konnten. Oder wenn sie, wie in einem besonders spektakulären Fall, während der Pause gestorben waren und trotzdem ihre Arie sangen, indem man sie mit einem an den Rücken gebundenen Besenstiel aufrecht hielt und den Mund mit einer Schnur bewegte.
    Nein, unmoralisch sei so etwas nicht, betonte Salzella. Die Show mußte schließlich weitergehen.
    Drei gezwungen lächelnde Gesichter beobachteten Agnes.
    Ich könnte einfach weggehen, dachte sie. Weg von diesen Gesichtern und dem geheimnisvollen Geist. Niemand wäre imstande, mich aufzuhalten.
    Aber wohin sollte sie gehen? Nur zurück nach Hause…
    »Ja… äh… ja«, sagte sie. »Ich bin sehr… äh… Aber warum soll die Vorstellung auf diese Weise stattfinden? Warum übernehme ich nicht einfach die Rolle, um sie zu spielen und zu singen?«
    Die Männer sahen sich kurz an und sprachen dann alle zugleich.
    »Nun, weißt du, Christine hat… äh… mehr Bühnenerfahrung…«
    »… weiß genau, worauf es beim Spielen ankommt…«
    »… gutes dramaturgisches Erscheinungsbild…«
    »… offensichtliche lyrische Begabung…«
    »… paßt ins Kostüm…«
    Agnes blickte auf ihre großen Hände hinab. Sie fühlte das Erröten wie den Ansturm einer gewaltigen barbarischen Horde, die alles verbrannte, was sich ihr in den Weg stellte.
    »Wir möchten, daß du gewissermaßen als Geist auftrittst«, sagte Eimer.
    »Als Geist?« fragte Agnes.
    »Wir bitten dich darum, Christine deine Stimme zu leihen«, erklärte Salzella.
    »Oh, ja, ich verstehe. Ja, natürlich. Ich werde mir alle Mühe geben.«
    »Hervorragend«, sagte Eimer. »Das vergessen wir dir nicht. Bestimmt haben wir bald eine geeignete Rolle für dich. Geh heute nachmittag zu Dr. Unterschaft; er macht dich mit der Arie vertraut.«
    »Äh… ich kenne sie bereits«, sagte Agnes.
    »Tatsächlich? Woher denn?«
    »Ich hatte… privaten Unterricht.«
    »Das ist gut, Mädel«, sagte Eimer. »Beweist Eifer. Wir sind sehr beeindruckt. Melde dich trotzdem bei Dr. Unterschaft…«
    Agnes stand auf und hielt den Blick gesenkt, als sie den Raum verließ.
    Unterschaft

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