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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vordermann zu bringen. Statt dessen muß ich beobachten, wie der eine oder andere Hintern hoch über der Bühne schwebt. Was mag als nächstes passieren, frage ich mich…«
    Die beiden Männer sahen sich einige Sekunden lang an. Dann schien irgendeine geheimnisvolle Kraft ihren Blick einzufangen und durch den Zuschauersaal zu ziehen, in Richtung des großen Kronleuchters.
    »O nein…«, ächzte Eimer. »Das würde er nicht wagen, oder? Dann müßten wir tatsächlich schließen.«
    Salzella seufzte. »Das Ding wiegt mehr als eine Tonne. Und es hängt an einem Seil, das dicker ist als dein Arm. Ein Vorhängeschloß sichert die Winde, wenn sie nicht benutzt wird. Es besteht keine Gefahr .«
    Sie sahen sich erneut an.
    »Ich sorge dafür, daß während der Vorstellung jemand aufpaßt«, fügte Salzella hinzu. »Ich kümmere mich selbst darum, wenn du möchtest.«
    »Und der Geist will, daß Christine heute abend die Rolle der Jod singt! Sie hat eine gräßliche Stimme!«
    Salzella hob die Brauen. »Das ist doch kein Problem, oder?«
    »Kein Problem? Das ist eine sehr wichtige Rolle!«
    Einmal mehr legte Salzella dem Eigentümer des Opernhauses den Arm um die Schultern. »Vielleicht wird es Zeit, daß du einige nur wenig bekannte Winkel jener wundervollen Welt erforschst, die man Oper nennt.«
     
    Die Kutsche hielt auf dem Hiergibt’salles-Platz in Ankh-Morpork. Dort wartete Herr Flinkroll, der örtliche Leiter des Fuhrunternehmens.
    »Du kommst fünfzehn Stunden zu spät, Herr Scherer!« rief er vorwurfsvoll.
    Der Kutscher nickte ernst. Er ließ die Zügel los, sprang vom Bock und inspizierte die Pferde. Seine Bewegungen wirkten steif.
    Reisende griffen nach ihrem Gepäck und eilten davon.
    »Nun?« fragte Herr Flinkroll.
    »Wir haben ein Picknick gemacht«, sagte der Kutscher. Sein Gesicht war aschfahl.
    »Du hast für ein Picknick angehalten?«
    »Und für ein bißchen Gesang«, fügte der Kutscher hinzu. Er zog die Futtersäcke der Pferde unter dem Kutschbock hervor.
    »Willst du allen Ernstes behaupten, daß du die Postkutsche für ein Picknick und etwas Gesang angehalten hast?«
    »Oh, und der Kater saß in einem Baum fest.« Herr Scherer hob die Hand zum Mund, und Herr Flinkroll stellte fest, daß sie mit einem Taschentuch verbunden war.
    Erinnerungen trübten den Blick des Kutschers. »Und dann gab es noch Geschichten.«
    »Was für Geschichten?«
    »Die kleine Dicke meinte, alle sollten eine Geschichte erzählen, zum Zeitvertreib.«
    »Ja und? Das kann dich wohl kaum aufgehalten haben.«
    »Du hättest ihre Geschichte hören sollen. Die über den sehr großen Mann und das Klavier. Ich geriet so sehr in Verlegenheit, daß ich von der Kutsche fiel. Mir käme es nie in den Sinn, solche Wörter zu benutzen, nicht einmal meiner eigenen Großmutter gegenüber!«
    Herr Flinkroll war stolz auf sein Gespür für Ironie. »Das Wort Fahrplan ist dir nicht eingefallen, wie?«
    Der Kutscher drehte den Kopf, wodurch Herr Flinkroll zum erstenmal Gelegenheit bekam, ihm in die Augen zu sehen. Aus einem Reflex heraus wich er einen Schritt zurück. Vor ihm stand ganz offensichtlich ein Mann, der am Abgrund der Hölle gestanden hatte.
    »Sprich du mit ihnen«, sagte der Kutscher und ging fort.
    Herr Flinkroll sah ihm verwirrt nach und trat dann zur Tür der Kutsche.
    Ein kleiner, gehetzt wirkender Mann stieg aus, zog einen Fleischberg hinter sich her und schnatterte in einer Sprache, die Herr Flinkroll nicht verstand.
    Und dann war Herr Flinkroll allein mit der Kutsche und den Pferden und einem rasch größer werdenden Kreis aus fliehenden Reisenden.
    Er öffnete die Tür und sah in die Kabine.
    »Guten Morgen«, sagte Nanny Ogg.
    Er sah verwundert von ihr zu Oma Wetterwachs.
    »Ist alles in Ordnung, werte Damen?«
    »Wir haben eine angenehme Reise hinter uns«, sagte Nanny Ogg und griff nach dem Arm des Mannes. »Wenn sich noch einmal die Gelegenheit bietet, fahren wir wieder mit dieser Kutsche.«
    »Der Kutscher meinte, daß es ein Problem gibt…«
    »Ein Problem?« wiederholte Oma. »Mir sind keine Probleme aufgefallen. Dir, Gytha?«
    »Er hätte sich etwas mehr beeilen können, als er die Leiter holte«, sagte Nanny und stieg aus. »Und er brummelte etwas, als wir anhielten, um die Aussicht zu genießen. Aber ich bin bereit, großzügig darüber hinwegzusehen.«
    »Ihr habt angehalten, um die Aussicht zu genießen?« wiederholte Herr Flinkroll. »Wann?«
    »Oh, mehrmals«, antwortete Nanny. »Es hat doch keinen Sinn,

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