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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bestand aus zwei Teilen, die von den Seiten zusammengehalten wurden. Eine Saite riß.
    »Wer stellt so etwas an?« fragte er. »Im Ernst, Salzella… wo liegt der Unterschied zwischen Oper und Wahnsinn?«
    »Ist das eine Fangfrage?«
    »Nein!«
    »Dann lautet meine Antwort: Der Unterschied liegt in den Kulissen. Die Oper hat bessere Bühnendekorationen; dachte ich bisher…«
    Salzella kramte zwischen den Trümmern und richtete sich mit einem Brief in der Hand auf.
    »Soll ich ihn öffnen? Er ist an dich adressiert.«
    Eimer schloß die Augen.
    »Na los«, murmelte er. »Halt dich nicht mit den Details auf. Sag mir nur… wie viele Ausrufezeichen sind es?«
    »Fünf.«
    »Oh.«
    Salzella reichte Eimer den Brief.
    Der Text lautete:
     

     
    »Was sollen wir nur machen?« fragte Emil Eimer. »Im einen Augenblick schreibt der Kerl höfliche Mitteilungen, im nächsten schnappt er über.«
    »Herr Trubelmacher hat alle verfügbaren Leute losgeschickt, um nach Musikinstrumenten zu suchen«, stellte Salzella fest.
    »Sind Violinen teurer als Ballettschuhe?«
    »Es gibt nur wenig Dinge auf der Welt, die teurer sind als Ballettschuhe«, erwiderte Salzella. »Violinen gehören dazu.«
    »Noch mehr Kosten!«
    »So scheint es, ja.«
    »Aber ich dachte, der Geist mag Musik! Und Herr Trubelmacher meinte, daß die Orgel nicht mehr repariert werden kann!!!«
    Eimer lauschte dem Klang seiner letzten Worte und ahnte zwei Ausrufezeichen mehr, als Vernunft und Rationalität erforderten.
    »Nun, ich schätze, die Show muß weitergehen, nicht wahr?« fragte Eimer müde.
    »Stimmt«, bestätigte Salzella.
    Eimer schüttelte den Kopf. »Wie steht’s mit den Vorbereitungen für heute abend?«
    »Ich glaube, es klappt alles – wenn du das meinst. Perdita versteht die Rolle gut.«
    »Und Christine?«
    »Sie versteht es vorzüglich, ein Kleid zu tragen. Beide zusammen sind eine hervorragende Primadonna.«
    Der stolze Eigentümer des Opernhauses stand langsam auf. »Zu Anfang erschien mir alles so einfach«, stöhnte er. »Ich dachte, das mit der Oper kann doch nicht schwer sein. Lieder. Hübsche Tänzerinnen. Bunte Kulissen. Viele Leute, die viel Geld bezahlen. Muß besser sein als die umbarmherzige Welt von Käse und Joghurt. Und wie sieht die Sache aus? Überall werden Dinge zerstört. Dauernd finden wir Lei…«
    Etwas knirschte unter Eimers Schuh. Er bückte sich und griff nach den Überbleibseln einer Brille mit halbmondförmigen Gläsern.
    »Das ist Dr. Unterschafts Brille, nicht wahr?« fragte er. »Wie kommt sie hierher?«
    Er begegnete Salzellas bedeutungsvollem Blick.
    »O nein «, ächzte er.
    Salzella drehte sich langsam um und sah zu dem großen Kontrabaßkasten, der nicht weit entfernt an der Wand lehnte. Er wölbte die Brauen.
    »O nein «, wiederholte Eimer. »Na los. Öffne das Ding. Meine Hände sind plötzlich ganz feucht…«
    Salzella trat an den Kasten heran und griff nach dem Deckel. »Bist du soweit?«
    Eimer nickte und hielt unwillkürlich den Atem an.
    Der Musikdirektor öffnete den Kasten.
    »O nein!«
    Salzella drehte sich um.
    »Ah, ja«, sagte er. »Hals gebrochen, Korpus eingetreten. Es sind mindestens ein oder zwei Dollar nötig, um das in Ordnung zu bringen, kein Zweifel.«
    »Und die Saiten sind kaputt! Kostet die Reparatur eines Kontrabasses mehr als die einer Violine?«
    »Ich fürchte, die Reparatur aller Musikinstrumente ist teuer, wobei die Triangel möglicherweise eine Ausnahme bildet«, entgegnete Salzella. »Wie dem auch sei: Es hätte schlimmer kommen können.«
    »Schlimmer?«
    »Wenn Dr. Unterschaft da drin gelegen hätte.«
    Eimer starrte den Musikdirektor groß an. Nach einigen Sekunden schloß er den Mund. »Oh. Natürlich. Ja. Das wäre schlimmer gewesen. Ja. Wir können von Glück sagen. Glaube ich.«
     
    »Das ist also ein Opernhaus, wie?« fragte Oma. »Sieht aus, als hätte jemand einen großen grauen Kasten gebaut und anschließend Architektur drangeklebt.«
    Sie hüstelte und schien auf etwas zu warten.
    »Sollen wir uns mal umsehen?« fragte Nanny, die genau wußte, daß Omas Neugier nur von dem Bemühen übertroffen wurde, sie nicht zu zeigen.
    »Nun, ich schätze, es kann nicht schaden«, erwiderte Oma Wetterwachs, als erwiese sie ihrer Begleiterin einen großen Gefallen. »Immerhin haben wir derzeit nichts Besseres zu tun.«
    Das Opernhaus bot ein hervorragendes Beispiel für multifunktionelle Gebäudestrukturen. Die Grundform entsprach tatsächlich der eines Würfels. Während

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