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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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regelrecht sehen, wie sich hinter seinen trüben Augen Worte zu Sätzen aneinanderreihten.
    »Entschuldigt bitte, werte Damen! Aber die Show muß weitergehen!«
    Die Worte waren gut gewählt und ergaben sogar einen Sinn, doch jeder Satz wurde der Welt als Einheit entgegengeschleudert.
    Oma zog Nanny zur Seite.
    »Danke!«
    Stumm beobachteten sie, wie der Mann mit großer Sorgfalt Kleister an die Wand strich und ein Plakat anklebte, wobei er darauf achtete, daß sich keine Falten bildeten.
    »Wie heißt du, junger Mann?« fragte Oma.
    »Walter!«
    »Du hast da ein hübsches Barett.«
    »Meine Mutter hat es mir gekauft!«
    Walter drückte die letzten Luftblasen zum Rand des Papiers und trat zurück. Er war so sehr auf seine Arbeit konzentriert, daß er die Hexen vergaß, nach dem Eimer griff und ins Gebäude zurückkehrte.
    Die Hexen betrachteten das neue Plakat.
    »Ich hätte nichts dagegen, mir ein solches Operndings anzusehen«, sagte Nanny nach einer Weile. »Señor Basilica hat uns Freikarten gegeben.«
    »Oh, du kennst mich ja«, erwiderte Oma. »Davon halte ich überhaupt nichts.«
    Nanny sah kurz zur Seite und lächelte innerlich. Sie war mit diesem speziellen Wetterwachs-Code vertraut. Entschlüsselt bedeutete er: Ich möchte schon, aber erst mußt du mich überzeugen.
    »Nun, du hast natürlich recht«, sagte Nanny. »Die Oper ist nur was für feine Leute in prächtigen Kutschen und so. Ich schätze, wir sind nicht vornehm genug.«
    Oma zögerte.
    »Wir wären da drin völlig fehl am Platz«, fuhr Nanny fort. »Wenn wir hineingehen, heißt es vermutlich sofort: Hinfort, ihr gräßlichen alten Weiber…«
    »Ach, so hieße es?«
    »Ich schätze, man sähe es nicht gern, wenn sich einfache Leute wie wir den feinen Pinkeln hinzugesellen«, sagte Nanny.
    »Ach, tatsächlich? Man sähe es nicht gern? Komm mit!«
    Oma stolzierte zum vorderen Eingang, wo bereits Männer und Frauen aus Kutschen stiegen. Entschlossen trat sie die Treppe hoch und bahnte sich mit den Schultern einen Weg zur Kasse.
    Sie beugte sich vor. Der Mann hinter dem Fenstergitter lehnte sich zurück.
    »Gräßliche alte Weiber, wie?« sagte Oma scharf.
    »Ich bitte um Verzeihung…«
    »Das will ich auch stark hoffen! Wir haben hier Karten für…« Sie blickte auf die beiden Freikarten hinab und zog Nanny näher. »Hier steht Parkett ! Das ist doch die Höhe! Sollen wir etwa auf dem Fußboden sitzen?« Sie wandte sich wieder an den Mann hinter dem Fenster. »Hör mal, das Parkett ist für uns nicht gut genug, wir wollen Plätze in…« Sie warf einen Blick auf die Tafel neben der Kasse. »… im Olymp. Ja, das klingt angemessen.«
    »Wie bitte? Ihr habt Karten fürs Parkett und wollt sie gegen Plätze in der Galerie tauschen?«
    »Ja. Und erwarte bloß nicht von uns, daß wir draufzahlen!«
    »Es lag mir fern, Geld zu verlangen für…«
    »Gut!« sagte Oma, lächelte triumphierend und nahm die neuen Karten mit einem zufriedenen Lächeln entgegen. »Komm, Gytha.«
    »Äh, entschuldige bitte«, sagte der Mann, als sich Nanny Ogg umdrehte. »Was ist das da auf deiner Schulter?«
    »Ein… Pelzkragen«, antwortete Nanny.
    » Entschuldige, aber ich habe gesehen, wie sich der Schwanz bewegt hat.«
    »Ja. Zufälligerweise glaube ich an Schönheit ohne Tierquälerei.«
     
    Agnes merkte, daß sich hinter der Bühne etwas tat. Männer bildeten kleine Gruppen und gingen wieder auseinander, um geheimnisvolle Aufgaben wahrzunehmen.
    Vorn begann das Orchester, die Instrumente zu stimmen. Der Chor trat auf, um einen »geschäftigen Marktplatz« zu formen. Mehrere Jongleure, Zigeuner, Schwertschlucker und farbenfroh gekleidete Bauerntölpel schienen ganz und gar nicht überrascht zu sein, als ein offenbar betrunkener Bariton einem zufällig vorbeikommenden Tenor einen Großteil der Handlung vorsang.
    Agnes sah Herrn Eimer und Herrn Salzella ein ernstes Gespräch mit dem Inspizienten führen.
    »Wie wollen wir das ganze Gebäude durchsuchen? Es ist ein riesiges Labyrinth!«
    »Vielleicht ist er einfach fortgegangen…?«
    »Ohne seine Brille sieht er weniger als eine Fledermaus.«
    »Aber wir können nicht sicher sein, daß ihm etwas zugestoßen ist.«
    »Ach? Darauf hast du nicht hingewiesen, als wir den Kontrabaßkasten geöffnet haben. Du warst sicher, daß er darin steckte. Gib’s zu.«
    »Ich… äh… dachte, daß wir nicht nur einen demolierten Kontrabaß finden, ja. Aber zu dem Zeitpunkt war ich ein wenig durcheinander.«
    Ein Schwertschlucker stieß

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