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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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letzten Klänge verhallten, klatschten die Zuschauer begeistert.
    Nanny Ogg sah zur Bühne, bemerkte etwas und lächelte. »So ist das also, wie?«
    »Gytha!«
    Sie seufzte. »Bin unterwegs, Esme. ‘tschuldigung, ‘tschuldigung. Tut mir leid, ‘tschuldigung…«
    Oma Wetterwachs stoppte im roten Plüschflur und lehnte dort die Stirn gegen die Wand.
    »Es ist schlimm, Gytha«, sagte sie. »Alles erscheint… verzerrt. Ich weiß nicht, ob ich es in Ordnung bringen kann. Die arme Seele…«
    Sie straffte sich. »Sieh mich an, Gytha!«
    Nanny Ogg öffnete die Augen ganz weit und zuckte unwillkürlich zusammen, als einige Splitter von Omas Selbst hinter ihre Pupille krochen.
    Oma setzte den Hut auf und rückte die eine oder andere graue Strähne zurecht. Anschließend griff sie nach den insgesamt acht Haarnadeln und steckte sie mit jener Bedächtigkeit fest, mit der ein Söldner seine Waffen prüft.
    »Na schön«, sagte sie.
    Nanny Ogg entspannte sich. »Ich will mich ja nicht beklagen, Esme«, sagte sie, »aber es wäre mir lieber, wenn du einen Spiegel benutzt.«
    »Ist Geldverschwendung«, entgegnete Oma.
    Voll ausgerüstet marschierte sie durch den Flur.
    Nanny mußte fast rennen, um mit ihr Schritt zu halten. »Der Mann, der dich aufgefordert hat, den Hut abzunehmen… Es freut mich, daß du ihm gegenüber nicht die Beherrschung verloren hast.«
    »Hatte überhaupt keinen Sinn. Morgen ist er tot.«
    »Meine Güte! Wieso denn?«
    »Wird von einem Karren überfahren, glaube ich.«
    »Warum hast du ihn nicht gewarnt?«
    »Ich könnte mich irren.«
    Oma erreichte die Treppe und stürmte hinunter.
    »Wohin gehen wir?«
    »Ich möchte herausfinden, wer hinter den Logenvorhängen steckt.«
    Der Applaus dauerte an. Er füllte auch das Treppenhaus.
    »Den Leuten gefällt Agnes’ Stimme«, sagte Nanny.
    »Ja. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    »Oh, Mist!«
    »Was ist?«
    »Ich habe Greebo im Zuschauersaal vergessen!«
    »Er macht gern neue Bekanntschaften. Meine Güte, dieses Gebäude ist wie ein Labyrinth .«
    Oma trat in einen gewölbten Korridor, der mit noch mehr Plüsch ausgestattet war. In regelmäßigen Abständen waren Türen in den Wänden.
    »Ah, ich glaube, hier sind wir richtig.«
    Sie schritt an der Wand entlang, zählte und streckte die Hand nach einer Klinke aus.
    »Kann ich den Damen helfen?«
    Die beiden Hexen drehten sich um. Eine kleine, ältere Frau hatte sich ihnen lautlos genähert. Sie trug ein Tablett mit Getränken.
    Oma lächelte. Nanny betrachtete das Tablett und grinste.
    »Wir haben uns gefragt, welche Person in diesen Logen gern hinter fast völlig zugezogenen Vorhängen sitzt«, sagte Oma.
    Das Tablett begann zu zittern.
    »Soll ich es für dich halten?« bot Nanny sich an. »Du verschüttest was, wenn du nicht aufpaßt.«
    »Was wißt ihr von Loge acht?« fragte die Frau.
    »Äh… Loge acht«, wiederholte Oma. »Das dürfte sie sein, ja. Es ist diese hier, nicht wahr?«
    »Nein, bitte…«
    Oma trat vor und drehte den Knauf.
    Die Tür war verschlossen.
    Das Tablett wurde in Nannys Hände gedrückt, die es gern entgegennahm. »Oh, danke, ich kümmere mich darum, kein Problem…«
    Die Frau zog an Omas Arm. »Nein! Das bringt schreckliches Unglück!«
    »Gib mir den Schlüssel«, erwiderte Oma. Hinter ihr inspizierte Nanny ein Glas Sekt.
    »Verärgere ihn nicht!« Die Frau wirkte entsetzt. »Es ist schon jetzt schlimm genug!«
    »Eisen«, brummte Oma und versuchte erneut, den Knauf zu drehen. »Bei Eisen wirkt meine Magie nicht…«
    Nanny trat ein wenig unsicher vor. »Gib mir eine deiner Haarnadeln. Unser Nev hat mir gewisse Tricks beigebracht…«
    Oma hob die Hand zum Hut – und ließ sie wieder sinken, als sie in Frau Plinges faltiges Gesicht sah.
    »Nein«, sagte sie. »Nein, ich glaube, wir lassen es vorerst dabei bewenden…«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was derzeit geschieht…«, schluchzte Frau Plinge. »So ist es nie zuvor gewesen…«
    »Hier, putz dir die Nase.« Nanny reichte der Frau ein fleckiges Taschentuch und klopfte ihr auf den Rücken.
    »Es wurden keine Leute umgebracht… Er wollte nur einen Ort für sich allein, um der Oper zuzusehen… Dadurch fühlte er sich besser.«
    »Über wen sprechen wir?« fragte Oma.
    Nanny Ogg bedachte sie mit einem warnenden Blick über Frau Plinges Kopf hinweg. Einige Dinge überließ man besser Nanny.
    »Jeden Freitag schloß er für eine Stunde oder so auf, damit ich saubermachen konnte, und immer hinterließ er mir eine

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