Mummenschanz
teilnimmt.«
»Wie lange dauert sie?« fragte Oma.
»Herr Ziegenberger ein sehr langer Besprecher ist.«
Oma Wetterwachs maß den Troll mit einem prüfenden Blick. »Bist du schon lange in der Verlagsbranche tätig?« fragte sie.
»Seit heute morgen«, lautete die stolze Antwort.
»Herr Ziegenberger hat dich eingestellt?«
»Ja. Kam zum Steinbruchweg und mich auswählte für…« Der Troll runzelte die Stirn, als er versuchte, sich unvertrauter Worte zu entsinnen. »… für Überholspur auf Schnellstraße der Verlagswelt.«
»Worin besteht deine Aufgabe?«
»Ich hauen soll auf Kopf.«
»Entschuldigung.« Nanny trat vor. »Ich glaube, dieses Gestein hab ich schon mal gesehen. Du stammst vom Kupferkopfberg in Lancre, nicht wahr?«
»Ja. Und?«
»Wir sind ebenfalls aus Lancre.«
»Ja?«
»Das hier ist Oma Wetterwachs.«
Der Troll lächelte ungläubig, und neue Falten bildeten sich auf seiner Stirn, als er Oma ansah.
Sie nickte.
»Ihr nennt sie Aaoograha hoa, nicht wahr?« fügte Nanny hinzu. »Man-geht-ihr-besser-aus-dem-Weg.«
Der Troll sah auf die Keule hinab, als zöge er ernsthaft in Erwägung, sich damit selbst zu erschlagen.
Oma klopfte ihm auf die moosbedeckte Schulter. »Wie heißt du?«
»Karborundum«, murmelte er. Eins seiner Beine begann zu zittern.
»Nun, ich bin sicher, daß du hier in der großen Stadt gut zurechtkommst«, meinte Oma.
»Ja, warum gehst du nicht und fängst gleich damit an?« schlug Nanny vor.
Der Troll warf ihr einen dankbaren Blick zu und floh, wobei er sich nicht die Mühe machte, die Tür zu öffnen.
»Nennt man mich wirklich so?« fragte Oma.
»Äh… ja.« Nanny gab sich in Gedanken einen Tritt. »Es ist ein Zeichen von Respekt.«
»Oh.«
»Äh…«
»Ich war immer bemüht, in Frieden mit ihnen zu leben.«
»O ja.«
»Und die Zwerge?« fragte Oma wie jemand, der ein neues Furunkel entdeckt hatte und es unbedingt eingehender untersuchen wollte. »Haben sie ebenfalls einen Namen für mich?«
»Ich schlage vor, wir gehen jetzt zu Herrn Ziegenberger«, sagte Nanny munter.
»Gytha!«
»Äh… nun… ich glaube, der Zwergenname für dich lautet Kirk’ez’rek d’b’duz .«
»Was bedeutet das?«
»Äh… ›Nimm den Weg auf der anderen Seite des Berges‹«, übersetzte Nanny.
»Oh.«
Oma Wetterwachs wahrte ein für sie untypisches Schweigen, als sie die Treppe hochgingen.
Nanny verlor keine Zeit mit Anklopfen und öffnete einfach die Tür. »Hallooooh, Herr Ziegenberger! Wir sind’s. Wir haben versprochen wiederzukommen. Oh, an deiner Stelle würde ich nicht versuchen, aus dem Fenster zu steigen. Wir sind hier im dritten Stock, und der Geldbeutel könnte dir beim Klettern gefährlich werden.«
Der Verleger schlich so durchs Zimmer, daß der Schreibtisch zwischen ihm und den Hexen blieb.
»Saß unten kein Troll?« fragte er.
»Er beschloß, dem Verlagswesen den Rücken zu kehren«, erwiderte Nanny. Sie setzte sich und lächelte fröhlich. »Ich nehme an, du hast Geld für uns.«
Herr Ziegenberger begriff, daß er in der Falle saß. Er verzog mehrmals auf unterschiedliche Weise das Gesicht, während er mehrere Antworten erwog. Schließlich grinste er so breit wie Nanny und nahm ihr gegenüber Platz.
»Natürlich ist die Lage derzeit recht schwierig«, sagte er. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich kann mich nicht daran erinnern, daß sie jemals schlimmer war«, fügte er mit einem beträchtlichen Maß an Aufrichtigkeit hinzu.
Er musterte Oma. Sein Grinsen verharrte an Ort und Stelle, doch der Rest des Gesichts wich zurück.
»Die Leute kaufen einfach keine Bücher mehr«, sagte er. »Und dann die Gravuren… Sie werden immer teurer.«
»Alle mir bekannten Leute kaufen den Almanach«, betonte Oma Wetterwachs. »Ich schätze, in Lancre gibt es niemanden, der ihn nicht kauft. Alle Bewohner der Spitzhornberge kaufen den Almanach, sogar die Zwerge. Für jeweils einen halben Dollar. Und Gythas Buch scheint reißenden Absatz zu finden.«
»Nun, ich freue mich natürlich darüber, daß es so beliebt ist, aber die Distributionskosten, der Anteil für die Zwischenhändler, Abnutzung und Abschreibung…«
»Dein Almanach reicht einen ganzen Winter, wenn man sparsam damit umgeht«, sagte Oma. »Vorausgesetzt natürlich, daß niemand krank und das Papier dünn ist.«
»Mein Sohn Jason kauft immer gleich zwei «, warf Nanny ein. »Nun, er hat eine große Familie. Die Tür des Aborts ist praktisch immer in Bewegung…«
»Ja, aber, wißt ihr, das Problem
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