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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und löschte die meisten Lichter. Der große Kronleuchter wurde nach oben in die hohe Nische gezogen, damit dort die Kerzen ausgepustet werden konnten. Anschließend erklang das Geräusch von Schritten, die sich entfernten…
    Zwanzig Minuten nach dem letzten Klatschen war der Zuschauersaal leer. Nur noch hier und dort glühte ein wenig Licht.
    Ein Eimer klapperte.
    Walter Plinge ging über die Bühne, wenn man in seinem Fall von »gehen« sprechen konnte. Er bewegte sich wie eine Marionette an Gummibändern, und seine Füße schienen nur durch Zufall den Boden zu berühren.
    Ganz langsam und sehr gewissenhaft begann er damit, die Bühne zu wischen.
    Nach einigen Minuten löste sich ein Schatten vom Vorhang und näherte sich. Walter blickte nach unten.
    »Oh hallo Herr Kater«, sagte er.
    Greebo rieb sich an seinem Bein. Katzen erkennen instinktiv Leute, die dumm genug sind, sie zu füttern, und Walter gehörte zweifellos zu dieser Kategorie.
    »Ich gehe und hole dir etwas Milch in Ordnung Herr Kater?«
    Greebo schnurrte. Es klang wie ein fernes Gewitter.
    Walter schritt in seiner sehr individuellen Gangart über die Bühne und kam dabei recht langsam voran, weil er immer wieder Umwege nach rechts und links machte. Schließlich verschwand er zwischen den Kulissen.
    Zwei dunkle Gestalten saßen auf dem Balkon.
    »Traurig«, meinte Nanny.
    »Er hat Arbeit und ein Dach über dem Kopf«, sagte Oma. »Außerdem kümmert sich seine Mutter um ihn. Vielen Leuten geht es schlechter.«
    »Aber eine große Zukunft hat er nicht«, erwiderte Nanny. »Ich meine, wenn man genau darüber nachdenkt.«
    »Ihr Abendessen bestand aus zwei kalten Kartoffeln und einem halben Hering«, erinnerte sich Oma. »Und von Möbeln konnte kaum die Rede sein.«
    »Eine Schande.«
    »Nun, jetzt ist Frau Plinge etwas reicher«, räumte Oma ein. »Besonders wenn sie all die Messer und Stiefel verkauft«, fügte sie hinzu.
    »Die Welt ist grausam zu armen alten Frauen«, sagte Nanny, Matriarchin einer großen Familie und unumschränkte Tyrannin eines weiten Bereichs der Spitzhornberge.
    »Erst recht dann, wenn man soviel Angst hat wie Frau Plinge«, sagte Oma.
    »Ich hätte ebenfalls Angst, wenn ich mich im Alter um jemanden wie Walter kümmern müßte.«
    »Du meinst Sorgen. Ich spreche von richtiger Angst. Damit kenne ich mich aus.«
    »Stimmt«, bestätigte Nanny. »Die meisten Leute, denen du begegnest, bekommen es mit der Angst zu tun.«
    »Frau Plinge lebt in Furcht«, sagte Oma. Sie schien die letzten Worte gar nicht gehört zu haben. »Ihr Selbst ist voll davon. Sie hat so viel Angst, daß sie kaum mehr einen klaren Gedanken fassen kann. Das Entsetzen umgibt sie wie eine Dunstwolke.«
    »Ist es auf den Geist gerichtet?«
    »Das weiß ich noch nicht. Einige Dinge sind mir nach wie vor unbekannt. Aber ich werde Klarheit gewinnen.«
    Nanny kramte in den geheimnisvollen Tiefen ihrer Kleidung.
    »Möchtest du was zu trinken?« fragte sie. Irgendwo zwischen ihren Unterröcken klirrte es. »Ich habe Sekt, Brandy und Portwein. Außerdem Oliven und Kekse.«
    »Gytha Ogg, ich glaube, du bist unter die Diebe gegangen!« sagte Oma streng.
    »Nein!« entgegnete Nanny entrüstet. Mit der für Hexen typischen fortschrittlichen Moral fügte sie hinzu: »Dann und wann nehme ich mir etwas, das zufälligerweise anderen Leuten gehört, aber deshalb bin ich noch lange keine Diebin. Ich denke nicht wie ein Dieb.«
    »Laß uns zu Frau Palm zurückkehren.«
    »In Ordnung. Aber wie wär’s, wenn wir vorher was essen? Bei Frau Palm verhungert man keineswegs, aber ihre Fressalien sind wie ein Frühstück, das mittags und abends fortgesetzt wird, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Von der Bühne her ertönten Geräusche, als die beiden Hexen aufstanden. Walter kehrte zurück, gefolgt von einem etwas dickeren Greebo. Er bemerkte die beiden Beobachterinnen nicht und fuhr mit dem Wischen fort.
    »Morgen früh statten wir dem Almanach-Mann Ziegenberger einen weiteren Besuch ab«, sagte Oma. »Ich habe inzwischen überlegt, was es zu unternehmen gilt. Und im Anschluß daran bringen wir diese Sache in Ordnung.«
    Sie sah zu dem unschuldigen jungen Mann, der die Bühne wischte. »Was weißt du, Walter Plinge?« murmelte sie. »Was hast du gesehen?«
     
    »War es nicht toll ?!« Christine saß im Bett. Agnes stellte fest, daß ihr Nachthemd weiß war. Und voller Spitzen.
    »Ja«, erwiderte sie.
    » Fünf mal mußte ich auf die Bühne zurückkehren! Herr Eimer meint, seit Dame

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