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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Christine abgeschlossen zu haben, damit er wieder ehrliche Unhöflichkeit zeigen konnte.
    »Perdita X«, korrigierte Salzella.
    »Was mag den Mädchen als nächstes einfallen?«
    »Ich glaube, wir können sie gebrauchen«, sagte Unterschaft.
    »Ja, wenn wir jemals ein Stück mit Elefanten aufführen.«
    »Aber ihr Umfang… Sie hat einen enormen Umfang.«
    »In der Tat. Mir ist aufgefallen, wie du sie angestarrt hast.«
    »Ich meine den Umfang ihrer Stimme, Salzella. Sie wäre eine beträchtliche Erweiterung des Chors.«
    »Sie ist ein Chor. Wir könnten alle anderen nach Hause schicken. Bei den Göttern! Sie kann sogar mehrstimmig singen. Aber was haltet ihr davon, sie in einer Hauptrolle auftreten zu lassen?«
    »Nichts. Dadurch würden wir zum Gespött der Leute.«
    »Ja. Sie scheint ganz… zugänglich zu sein.«
    »Ein wundervoller Charakter, dachte ich sofort. Und so hübsches Haar.«
     
    Sie hatte nicht damit gerechnet, daß es so leicht sein würde…
    Agnes hörte wie in Trance zu, während verschiedene Personen mit ihr sprachen: über Lohn (wenig), Ausbildung (viel) und Unterkunft (Chormitglieder wohnten im Opernhaus dicht unterm Dach).
    Und dann vergaß man sie mehr oder weniger. Sie stand abseits des Geschehens und beobachtete, wie auf der Bühne einige Mädchen umhersprangen, in der Hoffnung, Ballettänzerinnen zu werden.
    »Du hast eine erstaunliche Stimme«, sagte jemand hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Nanny Ogg hatte einmal betont, es sei ein Erlebnis, die sich umdrehende Agnes zu sehen. Sie war recht leichtfüßig, aber das Trägheitsmoment hielt die abgelegenen Bereiche auch dann noch in Bewegung, wenn Agnes bereits verharrte.
    Die junge Frau, von der die Bemerkung stammte, war selbst nach gewöhnlichen Maßstäben schlank, und sie war offenbar sehr darauf bedacht, noch schlanker zu wirken. Sie hatte langes blondes Haar und das glückliche Lächeln einer jungen Frau, die wußte, schlank zu sein und langes blondes Haar zu haben.
    »Ich bin Christine!« sagte sie. »Ist das nicht aufregend?!«
    Ihre Stimme versah sogar eine Frage mit einem Ausrufezeichen. Ein aufgeregtes Quieken schien daran festgeschraubt zu sein.
    »Äh… ja«, sagte Agnes.
    »Auf diesen Tag habe ich jahrelang gewartet!«
    Agnes hatte vierundzwanzig Stunden lang gewartet, seit ihrer ersten Begegnung mit dem Plakat an der Opernhausmauer. Doch sie hielt es für besser, nicht darauf hinzuweisen.
    »Welche Schule hast du besucht?!« fragte Christine. »Ich bin drei Jahre bei Madame Venturi am Konservatorium von Quirm gewesen!«
    »Äh… ich…« Agnes zögerte und griff nach einigen Worten, die sich ihr anboten. »Ich habe bei… Dame Ogg gelernt. Aber sie hat kein Konservatorium, weil es zu schwierig ist, die ganze Klasse nach oben in die Berge zu schaffen.«
    Christine nahm diese Erklärung einfach so hin. Wenn es ihr zu schwer fiel, etwas zu verstehen, ignorierte sie es einfach.
    »Die Bezahlung im Chor ist nicht besonders gut, oder?!« meinte sie.
    »Nein.« Man bekam mehr, wenn man den Boden schrubbte. Wenn man jemanden suchte, der schmutzige Böden reinigte, dann bewarben sich nicht Hunderte von hoffnungsvollen jungen Frauen.
    »Aber ich wollte schon immer in einem Chor singen! Und dazu der Status!«
    »Ja, da hast du vermutlich recht.«
    »Ich habe mir unsere Unterkunft angesehen! Ist ganz winzig! Welches Zimmer hast du bekommen?!«
    Agnes blickte auf den Schlüssel hinab, den man ihr gegeben hatte, zusammen mit einigen Verhaltensmaßregeln, die vor allem keine Männer betrafen – wobei das Gesicht der Chorfrau einen unangenehmen Bei- dir -besteht-da-sicher-keine-Gefahr-Ausdruck trug.
    »Oh… Nummer siebzehn.«
    Christine klatschte in die Hände. »Wundervoll!!«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin ja so froh!! Du wohnst direkt neben mir!!«
    Agnes war verblüfft. Sie hatte sich schon vor einer ganzen Weile damit abgefunden, immer als letzte für die große Mannschaft des Lebens ausgewählt zu werden.
    »Äh… ja… wie du meinst…«
    »Du bist ja so gut dran!! Hast eine majestätische Figur für die Oper!! Und dein Haar ist so hübsch aufgetürmt!! Übrigens steht dir Schwarz!!«
    Majestätisch, dachte Agnes. Dieses Wort wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Was die Kleidung betraf: Sie mied weiße Sachen, weil sie glaubte, darin auszusehen wie eine Wäscheleine an einem windigen Tag.
    Sie folgte Christine.
    Während sie sich von der anderen Chorsängerin zu ihrem neuen Quartier führen ließ, reifte folgende Erkenntnis in ihr

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