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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erzeugte im Bereich seiner Gürtellinie eine Art Explosion.
    Oma Wetterwachs rollte mit den Augen und seufzte. »Kannst du dich setzen?« fragte sie.
    »Nein. Aber ich könnte auf einen Stuhl fallen.«
    Oma holte eine kleine schwarze Flasche aus der Schürzentasche und schüttelte sie energisch. Jarge staunte.
    »Das hast du schon für mich vorbereitet?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte Oma. Sie hatte sich längst daran gewöhnt, daß die Leute eine mit öliger Flüssigkeit gefüllte Flasche von ihr erwarteten. Doch in den meisten Fällen ging die heilende Wirkung nicht von der Medizin aus, sondern vom Löffel.
    »Dies ist eine Mixtur aus seltenen Kräutern und so«, sagte sie. »Sie enthält auch Inkwer und Hagabutt.«
    »Meine Güte«, hauchte Jarge beeindruckt.
    »Trink jetzt davon.«
    Er kam der Aufforderung nach. Das Zeug schmeckte ein wenig nach Lakritze.
    »Nimm jeden Abend einen Schluck, bevor du zu Bett gehst«, fuhr Oma Wetterwachs fort. »Und geh dreimal um einen Kastanienbaum.«
    »… dreimal um einen Kastanienbaum gehen…«
    »Und… und leg ein Brett unter die Matratze. Es muß von einer dreiundzwanzig Jahre alten Kiefer stammen.«
    »… von einer dreiundzwanzig Jahre alten Kiefer…«, wiederholte Jarge. Er fühlte sich verpflichtet, einen Beitrag zu leisten. »Damit die Knoten in meinem Rücken auf das Holz übergehen?« spekulierte er.
    Oma war beeindruckt und beschloß, sich diesen sehr einfallsreichen Unsinn für andere Gelegenheiten zu merken.
    »Ja, stimmt genau«, sagte sie.
    »Und das ist alles?«
    »Was willst du denn sonst noch?«
    »Ich dachte, daß… getanzt und gesungen wird und so.«
    »Hab ich erledigt, bevor du hier eingetroffen bist«, behauptete Oma.
    »Na so was. Nun, was die Bezahlung betrifft…«
    »Oh, du brauchst mich nicht zu bezahlen«, sagte Oma Wetterwachs. »Es bringt Pech, Geld zu nehmen.«
    »Oh. Ja. In Ordnung.« Jarges Miene erhellte sich.
    »Aber vielleicht… Wenn deine Frau alte Kleider hat, meine Größe ist 12, schwarze Sachen sind mir am liebsten, oder wenn sie Kuchen backt, bitte ohne Pflaumen, davon bekomme ich Blähungen, oder wenn ihr etwas Honigwein übrig habt, oder vielleicht wollt ihr ein Schwein schlachten, die Jahreszeit ist gut geeignet dafür, Schinken mag ich besonders gern, in Frage käme auch die eine oder andere Hachse… Was ihr entbehren könnt. Ohne irgendwelche Verpflichtungen. Ich möchte niemanden zu etwas verpflichten, nur weil ich eine Hexe bin. Ist bei euch zu Hause alles in Ordnung? Frau und Kinder sind bei guter Gesundheit, hoffe ich?«
    Sie gab dem Besucher Gelegenheit, über die letzten Worte nachzudenken.
    »Und jetzt helfe ich dir durch die Tür«, fügte sie hinzu.
    Später wußte Weber nicht genau zu sagen, was als nächstes geschehen war. Normalerweise geriet Oma Wetterwachs nie aus dem Gleichgewicht, aber diesmal schien sie über einen der beiden Gehstöcke zu stolpern, als sie nach draußen trat. Sie kippte nach hinten und hielt sich instinktiv an Webers Schulter fest. Ihr Knie kam nach oben und traf eine bestimmte Stelle seines Rückgrats – etwas knackte…
    »Aargh!«
    »Entschuldigung!«
    »Mein Rücken! Mein Rücken!«
    Nun, Oma war schon ziemlich alt, dachte Weber später. Vielleicht wurde sie allmählich schwerfällig und ungeschickt. Sie war schon immer seltsam gewesen, aber ihre Mixturen genossen einen guten Ruf. Außerdem wirkten sie schnell. Jarge trug die beiden Gehstöcke, als er heimkehrte.
    Oma Wetterwachs sah ihm nach und schüttelte den Kopf.
    Die Leute waren so blind, fand sie. Sie glaubten lieber an irgendeinen Unsinn als an Chiropraktik.
    Eigentlich gab es daran auch nichts auszusetzen. Sollte es den Besuchern ruhig die Sprache verschlagen, wenn die Hexe wußte, wer sich ihrer Hütte näherte – von der aus man eine weite Kurve des Pfades überblicken konnte. { * } Und damit sich eine Tür von ganz allein öffnete, brauchte man nur eine dünne schwarze Schnur.
    Alles lief darauf hinaus, daß sie gerade einen recht einfältigen Mann überlistet hatte. Welch ein Triumph!
    Sie war Zauberern, Ungeheuern und Elfen gegenübergetreten… und nun freute sie sich darüber, Jarge Weber getäuscht zu haben, einen Mann, der es zweimal nicht zum Dorfidioten geschafft hatte, obwohl er alle notwendigen Voraussetzungen erfüllte.
    Sie war auf einem gefährlichen Weg. Vielleicht dauerte es nicht mehr lange, bis sie kicherte und brabbelte und Kinder in den Backofen lockte. Obwohl sie gar keine Kinder mochte.
    Über Jahre

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