Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Schreibtisch ihres Vaters wie ein Denkmal. Immer wieder fiel ihr Blick darauf, während sie sich durch den Nachlass ihres Vaters arbeitete. Sie konnte nur hoffen, dass nicht noch weitere unangenehme Überraschungen auf sie warteten. Der Schuldschein war schlimm genug. Rory Munroy hatte ihrem Vater eine wirklich große Summe Geldes geliehen, und dieser hatte mit seinem Haus gebürgt. Mhairie konnte nur beten, dass der reiche Angus so viel Anstand besaß, nicht von seinem Recht Gebrauch zu machen. Deshalb war es auch unklug von ihr gewesen, ihn auf der Beerdigung zu brüskieren, aber sie hatte nicht anders gekonnt. Seine Beileidsbekundungen hatten in ihren Ohren wie reiner Hohn geklungen, und sie hätte ihm am liebsten in sein betroffen blickendes Gesicht geschlagen.
Doch vielleicht ließ er sie ja in Zukunft in Ruhe aus lauter Furcht, sich noch einmal zu blamieren. An diese Hoffnung klammerte sich Mhairie mit aller Macht.
Umso entsetzter war sie, als ihr Donalda in diesem Augenblick den Besuch von Angus Munroy ankündigte.
»Sagen Sie ihm, ich bin nicht zu Hause«, flüsterte Mhairie.
»Das werde ich ihm ausrichten.«
Doch da tauchte er bereits wie ein Rächer hinter Donalda auf. Sein Blick war hämisch.
»Nicht nötig, Baronesse. Ich habe mir schon so etwas gedacht, aber selbstverständlich gehe ich, wenn Sie mich hinauswerfen. Doch dann komme ich das nächste Mal in Begleitung eines Anwalts und wenn nötig des Chefs der Polizei zurück. Und Sie sind doch eine kluge Frau, die weiß, dass das Recht auf meiner Seite ist.«
Mhairie bebte vor Zorn, aber ihrer kalten Stimme war nichts anzumerken. »Schon gut, reden Sie!«
»Unter vier Augen, wenn ich bitten darf.«
»Donalda, Sie können gehen. Ich werde mit der Situation schon allein fertig.«
Die Haushälterin musterte Angus skeptisch. »Sind Sie sicher, Mylady?«
Mhairie nickte. »Ja, ganz sicher.« Dann wandte sie sich mit hochmütiger Miene an ihren Besucher. »Nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
»So geschäftlich, werte Mhairie? Dabei komme ich in einer privaten Angelegenheit zu Ihnen. Ich kann Ihren Vater nicht mehr um Ihre Hand bitten. Da dachte ich mir, ich frage Sie ganz persönlich von Angesicht zu Angesicht.«
Mhairie ballte die Fäuste. So viel Dreistigkeit hatte sie diesem Munroy doch nicht zugetraut. Sie funkelte ihn wütend an. »Gut, dann will ich Ihnen von Angesicht zu Angesicht antworten: nein, nur über meine Leiche.«
Mhairie musste sich ein Grinsen verkneifen, als Angus’ Gesichtszüge regelrecht entgleisten, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde.
»Ich muss wohl deutlicher werden. Ihr Vater hatte erhebliche Schulden bei meinem verstorbenen Bruder Rory. Und ich bin dessen alleiniger Erbe. Aus alter Verbundenheit mit Ihrer Familie und aus Respekt Ihrem Vater gegenüber habe ich bislang nicht von meinem Recht Gebrauch gemacht und die Schulden eingefordert. Aber nun, da Ihr Vater tot ist und Sie nicht meine Frau werden wollen, gebe ich Ihnen eine Woche Zeit, die Rückstände auszugleichen.«
Mhairie war leichenblass geworden. »Aber ich besitze kein Geld.«
»Das habe ich befürchtet, aber Ihr Vater bürgte mit seinem Haus und dem Land. Ich würde sagen, Sie sollten sich schnellstens eine neue Bleibe suchen, es sei denn … Sie haben eine Woche Zeit, meinen Antrag noch einmal zu überdenken.«
Mhairies blasses Gesicht überzog sich mit einer tiefen Röte. Sie sprang aus dem Sessel auf, umrundete wie ein Wiesel den Schreibtisch und baute sich kämpferisch vor Angus auf.
»Und wenn ich unter den Brücken des Conon schlafen müsste – ich werde nicht Ihre Frau. Ich verabscheue Sie zutiefst und werde Ihnen niemals im Leben verzeihen, was Sie Artair angetan haben! Aber sobald er mir mitteilt, wohin Sie ihn haben verschleppen lassen, folge ich ihm.« Ungeachtet der Tatsache, dass es unvernünftig war, ihren Widersacher derart zu provozieren, hatte sich Mhairie in Rage gebrüllt.
Angus hatte die Augen zu gefährlichen Schlitzen zusammengekniffen. Seine Gesichtszüge waren hart und unerbittlich.
Er wird mich an die Luft setzen, befürchtete Mhairie, aber ich kann nicht anders. Der Gedanke an den Geliebten und an ein Wiedersehen mit ihm verlieh ihr Flügel. Was nützten ihr Haus und Besitz, wenn sie als Artairs Frau in Kanada lebte? Nein, sie hatte keine Angst mehr vor Angus Munroy und seiner Macht. Was war ihr Elternhaus gegen die große Liebe?
»Haben Sie endlich verstanden? Um keinen Preis dieser Welt werde ich Sie
Weitere Kostenlose Bücher