Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
schlimme Zeiten für die Clans in den Highlands, besonders für die armen Crofter. Das Recht ist auf der Seite der Landlords. Angus Munroy hätte sich seiner Todfeinde längst entledigen können …«
»Willst du mir Angus als guten Mann und Beschützer der Crofter verkaufen? Genügt es nicht, dass er sie vertrieben und Artair getötet hat?«
»Wenn ich Alec Glauben schenken darf, überfiel er die Makenzies, nachdem er dich zusammen mit Artair gesehen hatte. Er war von tödlicher Eifersucht getrieben, als er sich mit seinen Leuten aufmachte.«
»Das kann doch keine Entschuldigung dafür sein, dass er meinen Liebsten auf dem Gewissen hat.«
»Das vielleicht nicht, doch versicherte er dir nicht, dass es nicht von seiner Hand geschehen ist? Was er getan hat, ist unverzeihlich, keine Frage, selbst wenn er nicht Artairs Mörder war. Nichtsdestotrotz wird er dich und das Kind auf Händen tragen.«
»Glaubst du allen Ernstes, ich könnte ihm je ins Gesicht sehen, ohne daran zu denken, was er Artair und seiner Familie angetan hat?«
»Dann sieh es meinetwegen als eine Art Wiedergutmachung. Dafür gibst du das Kind eines anderen Mannes als das seine aus und lässt ihm alles zugutekommen, was die Munroys ihm zu bieten haben. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit.«
Mhairie legte den Kopf schief und betrachtete den Doktor ungläubig. »Du würdest mich also bei diesem Betrug unterstützen?«
»Natürlich, das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu erklären. Noch fällt es nicht auf. Du kannst ihm dein Kind ungestraft ins warme Nest legen.«
»Wenn er das jemals herausbekäme, würde er mich umbringen.«
»Mhairie, wie sollte er denn darauf kommen? Es gibt doch nicht den geringsten Anlass. Wenn du ihn rasch heiratest und neun Monate später ein Kind zur Welt bringst, ist das eine sichere Sache.«
»Ich weiß nicht … mir ist nicht wohl dabei.«
»Du musst mich ja für einen unmoralischen Intriganten halten, aber in diesem Fall weiß ich keinen anderen Ausweg. Und wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Angus Munroy auch seine guten Seiten hat, würde ich dir wohl kaum dazu raten. Aber ich bin der festen Überzeugung, er wird dich auf Händen tragen. Und du könntest einen guten Einfluss auf ihn ausüben und ihn dazu bringen, etwas umgänglicher zu werden. Wenn ich mir nicht so sicher wäre, dass es die beste Lösung ist, würde ich das Kind und dich auch gegen den Willen meiner Frau in meinem Haus aufnehmen und euch beschützen, solange ich lebe. Aber das Kind wird ein Leben lang unter diesem Makel zu leiden haben …«
Mhairie hob zweifelnd die Schultern. »Gut, dann bitte ihn herein. Was glaubt er überhaupt, was mit mir los sein könnte? Muss er nicht argwöhnisch werden, weil ich in Ohnmacht gefallen bin?«
»Er glaubt, du stehst noch unter Schock wegen Artair Makenzies Tod. Und so ganz auf dem Holzweg ist er ja auch nicht.«
Mhairie atmete ein paarmal tief durch, nachdem der Doktor das Zimmer verlassen hatte. In ihrem Kopf schwirrte alles durcheinander. Durfte sie das wirklich tun? Sich in das gemachte Nest setzen, während Artair unter dem kalten Waldboden lag? Ich muss, Onkel Murray hat recht, das Kind braucht Sicherheit und Geborgenheit. »Vater, Vater, was soll ich tun?«, murmelte sie verzweifelt, aber sie bekam keine Antwort.
Der sonst stets überlegen wirkende Kerl ist ja grau im Gesicht, schoss es Mhairie durch den Kopf, als der junge Munroy zögernd an ihr Bett trat.
»Es … es tut mir leid, dass ich Sie so erschreckt habe, aber … aber ich … ich …«, stammelte er.
Mhairie hatte ihn noch nie so unsicher erlebt, doch sie schwieg.
»Es ist nicht … also, es ist nicht so … also, es tut mir leid, dass ich Ihnen das mit Artair Makenzie gesagt habe. Das war nicht richtig von mir, aber ich habe geglaubt, ich könne Sie damit für mich …«
»Es war nicht richtig, was Sie getan haben! Sie haben genug Land«, unterbrach Mhairie ihn schroff und bereitete seinem unsäglichen Gestammel mit diesen Worten ein Ende.
»Ja, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Sie ihn lieben und nicht mich. Ich liebe Sie nämlich, seit ich Sie zum ersten Mal gesehen habe. Ich kann mir ein Leben ohne Sie nicht vorstellen, aber deshalb darf ich nicht …«
»Das konnten Sie bislang aber gut verstecken«, giftete Mhairie. »Ich hatte das Gefühl, lediglich ein Stück Land zu sein, das Sie besitzen wollten. Aber tun Sie sich keinen Zwang an – nehmen Sie alles. Ich brauche es nicht
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