Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
geklärt. Du lässt mich noch wissen, wann wir uns vor der Kirche treffen. Und mein Brautführer wird Doktor Maccain sein. Ich werde es ihm gleich mitteilen.«
Angus aber rührte sich nicht vom Fleck und sah sie fast flehentlich an. »Darf ich dich wenigstens in den Arm nehmen?«
Mhairie stöhnte laut auf. »Angus, wenn du zu diesem Zeitpunkt bereits erwartest, dass ich dir Zärtlichkeit entgegenbringe, dürfen wir nicht heiraten. Ich habe dir in aller Offenheit gesagt, wem mein Herz gehört, und ich brauche ein wenig Zeit, um zu begreifen, dass ich ihn für immer verloren habe.«
Angus’ Miene wurde finster, aber er sagte nichts dazu außer: »Nun, dann mache ich mich auf den Weg. Ich schicke dir den Doktor.«
Mhairie ließ sich seufzend in die Kissen zurückfallen. War es nicht furchtbar leichtsinnig, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte, um ihm das Kind eines anderen unterzujubeln? Aber hatte sie eine andere Wahl? Selbst wenn Angus sie in ihrem Haus leben ließe, sie dort ihr Kind bekäme und er sie als Mutter eines Wechselbalgs in Ruhe ließe, wüsste doch bald jeder, dass ihr Kind keinen Vater hatte. Die Leute würden mit dem Finger auf sie und vor allem auf das Kind zeigen. Und wovon wollte sie leben, das Kind versorgen, ihm eine Schulbildung bezahlen? Sie besaß doch nichts außer einem heruntergewirtschafteten Haus und einem Berg Schulden. Nein, sie hatte sich immer eine Familie gewünscht, und darauf wollte sie zum Wohle des Kindes nicht verzichten.
»Seinem triumphierenden Lächeln nach hatte er Erfolg«, bemerkte ihr Patenonkel, nachdem er sich zu ihr auf die Bettkante gesetzt hatte.
»Ja, ich werde seine Frau, und du wirst mich zum Altar führen. Du bist zwar nicht mein Vater, aber der Stifter dieser Ehe. Ich glaube, mein Vater hätte mich Angus Munroy niemals zur Frau gegeben.«
»Dein Vater war ein liebenswerter, weltfremder Schöngeist.«
»Im Gegensatz zu dir, willst du sagen.«
»Nein, aber deine Mutter hätte es so gewollt. Ich habe ihr nun einmal das Versprechen gegeben, dass ich immer für dein Wohl sorgen werde.«
Mhairie sah ihren Patenonkel fragend an.
»Deine Mutter hat mich auf dem Sterbebett einst darum gebeten, darauf zu achten, dass du immer auf dem Boden der Tatsachen bleibst. Sie hat deinen Vater geliebt, aber es war nicht immer einfach, mit einem Traumtänzer verheiratet zu sein. Keine Frage, er liebte sie auch über alles, aber wie oft war sie verzweifelt, weil er auf ein lukratives Geschäft verzichtete, wenn er sein Gegenüber nicht für integer genug hielt. Du hast völlig recht, er hätte dir niemals zu dieser Ehe geraten. Lieber hätte er mit dir, dem Kind und seinen Büchern in einem eiskalten Zimmer in der Stadt gehaust, statt dich an Angus Munroy zu verheiraten. Er hat nie viel von denen gehalten – außer von Rory, aber der war wirklich ein außerordentlich anständiger Kerl. Deine Mutter aber war aus anderem Holz geschnitzt. Sie hätte gewollt, dass dein Kind auf Scatwell Castle aufwächst statt in den Gassen von Edinburgh. Wenngleich es sie wahrscheinlich mit ihrem Glauben nicht hätte in Einklang bringen können, doch nun bleibt dir eben nur noch ein Patenonkel, der nur dein Allerbestes möchte.«
»Gut, Onkel Murray, ich werde aufhören, mit meinem Schicksal zu hadern. Und nun muss ich schnell an meine Freundin Senga schreiben. Sie soll meine Brautjungfer werden.«
»Wenn du willst, nehme ich den Brief mit. Ich habe heute noch einen Patientenbesuch bei ihrer Großmutter zu machen.«
Mhairie sprang wie der Blitz aus dem Bett und eilte zu ihrem Schreibtisch. In knappen Worten teilte sie der Freundin mit, dass sie in einer Woche heiraten werde und eine Brautjungfer benötige. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie gern sich Senga als Vorgeschmack auf ihre eigene Hochzeit im schönen Kleid zum Altar schreiten sah. Dabei fiel ihr ein, dass eine Brautjungfer zu wenig war.
»Sag mal, wie alt ist eigentlich Angus Munroys Schwester? Ich wusste bis vorhin gar nichts von ihrem Vorhandensein. Sonst kenne ich doch alle jungen Frauen im Tal.«
»Harriet ist neunzehn wie du.«
»Dann kann sie doch meine zweite Brautjungfer werden. Trotzdem merkwürdig, dass ich sie nicht kenne.«
Murray Maccain seufzte. »Kein Wunder, Harriet war immer schon ein zartes Wesen, das stets kränkelte. Sie hat einen Hauslehrer und besuchte nie eine Schule. Außerdem ist sie schwermütig. Sie verbringt ihre Tage damit, am Fenster zu sitzen und in den Park hinauszustarren. Früher
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