Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
war sie trotz ihrer kränkelnden Konstitution ein fröhliches Mädchen, bis sie sich auf einem Waldspaziergang unsterblich in den falschen Mann verliebte …« Er unterbrach sich hastig.
»Erzähl schon. Welcher Bursche aus dem Tal hat ihr den Kopf verdreht? War er nicht standesgemäß?«
»Ach, Mhairie, du bist unmöglich – und ich bin ein geschwätziger alter Mann, der dir mehr verrät, als er sollte. Ich habe schon viel zu viel gesagt. Aber wie der junge Mann heißt, der ihre Liebe nicht erwiderte, weiß ich auch nicht …«
»Onkelchen, ich sehe dir an den Augen an, dass du mich beschwindelst, aber ich habe Erbarmen mit dir. Ich stelle dir keine neugierigen Fragen mehr. Vielleicht erzählt mir ja eines Tages Harriet selbst von ihrer großen Liebe. Es wäre doch schön, wenn ich auf Scatwell wenigstens eine Freundin finden könnte.«
»Ich hoffe nicht, dass sie diese unsägliche Geschichte dir gegenüber je erwähnt«, knurrte ihr Patenonkel. »Und du solltest jedes Gespräch im Keim ersticken, wenn sie davon anfängt.«
»Nun mach es nicht so spannend, Onkel Murray! Erst foppst du mich mit merkwürdigen Andeutungen, dann willst du es mir aber nicht erzählen, und schließlich soll ich Harriet gegenüber auch noch so tun, als wisse ich von nichts …«
»Es war Artair.«
»Artair Makenzie?«
»Ja, welcher denn sonst ? Es war eine tragische Geschichte. Sie glaubt, er habe sie abgewiesen, weil sie eine Munroy ist. Und wenn sie erfährt, dass du, liebe Mhairie, der Grund bist, warum Artair sie verschmähte, hättest du keine Freundin, sondern eine Feindin im eigenen Haus.«
»Und woher weißt du das alles?«, fragte Mhairie verblüfft.
»Ich bin der Arzt der Munroys, habe aber auch die Makenzies behandelt. Rory hat dafür gesorgt, dass sie eine anständige ärztliche Versorgung bekamen, nachdem die Mutter der Kinder gestorben war. Und Artair hat mir vor ungefähr zwei Jahren einmal gestanden, dass er niemals eine Munroy heiraten werde, dass es aber noch einen weiteren Grund gebe, warum er Harriets Liebe nicht erwidere. Weil er sich nämlich unsterblich in dich verliebt habe … Schon lange bevor ihr einander gefunden habt.«
In diesem Augenblick brach Mhairies tapfere Fassade wie ein Kartenhaus zusammen. Sie schluchzte verzweifelt auf. »Warum kann er nicht lebendig durch diese Tür kommen und mich holen. Warum nicht?«
Ihr Patenonkel nahm ihre Hand. »Du musst an das Kind denken, Mhairie. Nur an das Leben, das in dir heranwächst und eine gute Zukunft verdient hat.«
»Du hast ja recht«, schniefte Mhairie. »Aber heute bleibe ich im Bett und weine alle Kissen nass … Es tut so weh, Onkel Murray, so unendlich weh.«
»Ruh dich nur aus. Soll ich einen Abstecher zu den Munroys machen, um Miss Harriet als Brautjungfer anzuwerben?«
»Das ist mir gleichgültig. Ich will gar nicht mehr an diese verdammte Hochzeit denken und daran, dass ich in dieses schreckliche Haus zu diesen furchtbaren Menschen ziehen muss.«
»Dann bade ruhig noch ein wenig im Selbstmitleid. Ein Mädchen in deiner ausweglosen Lage könnte es schlechter treffen. Und dass du um Artair trauerst, das will dir keiner nehmen. Denn das spielt sich hier drinnen ab.« Er legte die Hand auf das Herz. »Wer dort einen Platz hat, den kann keiner vertreiben. Merk dir das.«
»Ihm gehört mein ganzes Herz, nicht nur ein Platz«, erwiderte Mhairie trotzig.
»Es wäre schön, wenn sein Kind auch ein Eckchen bewohnen würde. Er hätte es so gewollt.«
Mhairie schnaubte laut, aber sie widersprach ihm nicht, sondern ließ ihn gehen. Als er bei der Tür war, rief sie ihm versöhnlich hinterher: »Du hast auch einen Platz in meinem Herzen!«
Sein Gesicht erhellte sich. »Weißt du, wen ich mein ganzes Leben lang über alles geliebt habe?«
»Deine Frau, nehme ich an.«
»Isla lernte ich mit den Jahren schätzen, das stimmt. Aber sie konnte nicht annähernd die wahre große Liebe aus meinem Herzen verdrängen – deine Mutter. Doch die hatte sich nun einmal unsterblich in den Baron verliebt, deinen Vater. Ein Teil von mir ist mit ihr gestorben, als ich hilflos mit ansehen musste, wie das Fieber sie dahinraffte. Doch das Leben musste weitergehen. Seitdem vergeht kein Tag, an dem ich nicht an deine Mutter denke. Verstehst du, was ich dir sagen will?«
»Ich glaube schon«, hauchte Mhairie und schaffte es, ihre Tränen zu unterdrücken, bis Doktor Maccain leise die Tür hinter sich geschlossen hatte.
39
Scatwell, Juli 1850
Die Trauung in
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