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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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der Kirche von Inverness war an Mhairie vorbeigegangen wie ein flüchtiger Nachtgedanke, an den man sich am Morgen kaum mehr erinnert und der keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
    Mit geschmückten Kutschen waren das Brautpaar, die Gäste und die Familie anschließend in das Tal von Strathconon zurückgefahren. Auf Schloss Scatwell hatte man sie mit einer üppigen Tafel empfangen, auf der es an nichts fehlte, doch Mhairie hatte kaum einen Bissen hinuntergebracht.
    Dabei konnte sie sich nicht beklagen. Alle waren freundlich zu ihr gewesen, ja, Angus’ Mutter hatte sie sogar unter Entzückensrufen an ihren üppigen Busen gedrückt. Sie aber beschlich ständig das Gefühl, man müsse ihr die Seelenpein an den Augen ablesen, obwohl sie aufrichtig bemüht war, glücklich zu wirken.
    »Du siehst bezaubernd aus. Ich möchte auch so ein schönes Kleid haben – und überhaupt, es ist alles so prachtvoll hier«, seufzte Senga zum wiederholten Male, während sie ihrem Verlobten, dem Anwalt aus Beauly, der gerade in ein Gespräch mit Angus vertieft war, schmachtende Blicke zuwarf. Das zumindest vermutete Mhairie, bis sie erkannte, wem Sengas Bewunderung galt. Keinem Geringeren als Angus.
    »Dann lass dir eins schneidern«, knurrte Mhairie, der Sengas Getue mächtig auf die Nerven ging.
    »Aber Bruce ist Engländer. Seine Familie besitzt keinen Tartan. Und ich möchte so ein Kleid, wie du es hast. Was meinst du, was ich mir schon alles von meinen Eltern habe anhören müssen, weil du einen echten Kerl aus dem Hochland geheiratet hast«, erwiderte Senga in schnippischem Ton.
    »Nicht so laut! Er sieht schon ganz neugierig zu uns herüber«, ermahnte Mhairie die Freundin. Als Kinder waren sie unzertrennlich gewesen, aber inzwischen klaffte ein unüberwindlicher Graben zwischen ihnen. Einmal abgesehen davon, dass Sengas ganzes Trachten darauf abzielte, unter die Haube zu kommen, schien sie neidisch auf Mhairies vermeintlich großes Glück zu sein. Das hatte sie ihr heute Morgen vor der Kirche deutlich zu verstehen gegeben. »Warum bekommst du, die sich aus Männern nie etwas gemacht hat, ausgerechnet dieses Prachtexemplar von einem Ehemann?«, hatte sie geraunt, während sie Angus wohlgefällig gemustert hatte.
    Wenn du nur wüsstest, wie gern ich ihn dir abtreten würde, schoss es Mhairie durch den Kopf, aber das durfte ihre Freundin niemals erfahren.
    »Was für prachtvolle Locken dein Angus hat!«, seufzte Senga verträumt. Mhairie erstarrte. Ja, die dicken dunkelroten Locken der Munroys fielen selbst in den Highlands auf, wo es viele Rothaarige gab. Was, wenn das Kind nun Artairs blonde Locken erben würde? Sie würde schlecht behaupten können, dass die von ihr stammten, denn sie hatte dunkelbraunes glattes Haar. An diese Möglichkeit hatten bislang weder ihr Onkel noch sie selbst auch nur einen einzigen Gedanken verschwendet.
    »Ich vertrete mir ein wenig die Füße«, erklärte Mhairie hastig und war schon in den weitläufigen Park hinausgeeilt. Erst als sie den Brunnen erreicht hatte, dessen Rand ein steinerner Hirsch zierte, blieb sie stehen. Sie seufzte und ließ den Blick über das Anwesen schweifen. Alles machte einen überaus gepflegten Eindruck, der kurze Rasen, die in Weiß und Rot üppig blühenden Rhododendronbüsche, die hohen Fichten, die akkurat geschnittenen Hecken. Selbst das Wasser im Brunnen war glasklar und sauber.
    Und doch ließ sie dieses Paradies erschreckend kalt. Es zog sie magisch fort von hier, nach draußen, in die Richtung der Ruine, dorthin, wo einst Little Scatwell gestanden hatte. Ohne zu zögern, raffte sie ihr langes Kleid und verließ das Anwesen. Erst als sie bei der Brücke angekommen war, die über den Bach führte, hielt sie schnaufend inne und sah in die Ferne. Tränen rannen ihr über die Wangen, und sie wünschte sich ganz weit fort von hier. Ein stechender Schmerz im Unterleib riss sie aus ihren Gedanken. Sie zuckte zusammen, doch dann war alles vorüber. Trotzdem machte sie sich gemessenen Schrittes auf den Rückweg, aus lauter Furcht, das ungestüme Rennen könne dem Ungeborenen schaden.
    Völlig erschöpft erreichte sie das Anwesen der Munroys. Die Angst um ihr Kind hatte ihr den Schweiß auf die Stirn getrieben.
    »Wie siehst du denn aus?«, zischte Senga ihr vorwurfsvoll ins Ohr, kaum dass die Braut die Diele des Hauses betreten hatte. »Und überhaupt – wo warst du? Angus hat dich überall gesucht. Er wollte mit dir den Tanz eröffnen.«
    »Ich war im Park«,

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