Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
mehr, die Makenzies zu verteidigen. Keine Angriffe mehr. Hörst du? Und ich möchte, dass wir an unserer Hochzeit nicht den Geburtstag deines Großvaters feiern.«
»Bist du wahnsinnig geworden?«, entfuhr es Niall.
Nein, ich bin nur die Tochter seines Mörders, dachte Lili und sagte laut: »Ich will nicht mehr hören, was die Makenzies für eine lausige Mörderbande sind. Dann müssen wir auch nicht klären, ob dein Großvater Artair Makenzie tatsächlich auf dem Gewissen hat oder nicht. Das bist du deiner Tochter schuldig, denn sie trägt die Anlagen unser beider Clans in sich …«
Lili hielt inne und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Nun hätte sie sich beinahe verraten.
Sie atmete auf, als Niall ihr heftig widersprach. »Isobel ist eine Munroy. Sie hat nichts von Caitlins Clan. Verstehst du? Gar nichts! Und sie wird niemals erfahren, was für Gift mütterlicherseits in ihr steckt.«
Lili konnte ihr Glück kaum fassen, dass er ihren entlarvenden Versprecher soeben überhört hatte. Ich muss vorsichtiger sein, ermahnte sie sich, sonst kommt der Tag, an dem Niall misstrauisch wird. Und dennoch musste sie die Gelegenheit beim Schopf packen, Niall seine Hetztiraden gegen die Makenzies ein für allemal auszutreiben.
»Niall«, sagte Lili streng, »Ich bin mit dir einer Meinung, dass Isobel nichts erfahren muss. Aber ich möchte nicht, dass sie im Hass gegen einen Teil ihrer Familie aufwächst. Also, sprich mit deiner Mutter und deinem Bruder. Pfeif sie zurück!«
»Aber …«
»Niall, ich meine es ernst. Wenn es bei euch weiterhin zum guten Ton gehört, die Makenzies als Pack und Mörderbande zu verteufeln, kann Scatwell Castle nicht mein Zuhause werden. Ich wünsche unseren Kindern eine Welt, in der Liebe regiert …«
Lili unterbrach ihre feurige Rede, als Niall ihr den Mund mit einem Kuss verschloss. Zum ersten Mal, seit sie im Tal von Strathconon war, fühlte sie wieder so etwas wie Zärtlichkeit für ihren zukünftigen Ehemann in sich aufkeimen.
47
Scatwell, April 1914
Am Tag der Hochzeit hing eine düstere Wolke über dem Tal von Strathconon.
Sie schien ein Spiegelbild der Stimmung zu sein, die an diesem Tag auf Scatwell Castle herrschte. Shona und Craig liefen mit Leichenbittermienen umher und redeten nicht mit Lili. Lady Caitronia ließ keine Gelegenheit aus, Lili mit abschätzigen Blicken zu strafen. Deshalb war Lili froh, dass die Trauung in der Kirche von Dingwall ohne Zwischenfälle vonstattengegangen war. Als der Geistliche gefragt hatte, ob es Einwände gegen diese Ehe gebe, hatte Lili schon befürchtet, Nialls Mutter werde das Wort ergreifen, aber offenbar wollte sich wie üblich keiner von ihnen in der Öffentlichkeit eine Blöße geben. Aber kein Familienmitglied hatte ihr gratuliert.
Die Einzige, die bester Laune war, das war Isobel. Sie sah entzückend aus in ihrem weißen Kleidchen, und sie wich Lili nicht von der Seite. Sie standen gemeinsam vor der Haustür, wo sie jeden Augenblick das Eintreffen der Gäste erwarteten.
Aus den Augenwinkeln beobachtete Lili nun, wie Lady Caitronia geradewegs auf sie zusteuerte. Ihre Miene wirkte wie versteinert. Das verhieß nichts Gutes, aber Lili legte den Arm um Isobel. In Gegenwart des Kindes würde ihre Schwiegermutter sich nicht trauen, ihr Gift zu verspritzen. Doch Lili hatte sich zu früh gefreut.
»Isobel, sieh doch bitte nach deinem Vater. Er sollte hier sein, wenn die Gäste eintreffen.« Isobel zögerte. »Wird’s bald?«, fügte die Großmutter in harschem Ton hinzu.
Lili wurde mulmig zumute, denn sie ahnte, was Lady Caitronia dermaßen aufgebracht hatte. Niall hatte tatsächlich angeordnet, dass an diesem Tag ausschließlich Hochzeit gefeiert wurde.
»Komm mit, meine Liebe, ich muss dir etwas zeigen«, zischte sie und zog Lili am Ärmel des kostbaren Brautkleides, das sie zusammen mit Isobel in Graham’s Tartan House ausgesucht hatte. Mister Graham hatte sie höchstpersönlich beraten, und herausgekommen war ein Traum in Weiß. Nur das Mieder war im Tartanmuster gehalten.
Lili leistete keinen Widerstand, als ihre Schwiegermutter sie in den Salon schubste, wo die letzten Vorbereitungen für das Fest getroffen wurden.
»Das da lasse ich mir von niemandem nehmen. Schon gar nicht von einer wie dir!«, schnaubte Lady Caitronia und wies auf einen altarähnlichen Aufbau.
Lili wurde leichenblass, als sie das übergroße Bildnis von Angus Munroy erblickte, von dem er grimmig auf sie herabstarrte. Es war auf einem Tisch
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