Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
schließlich die Initiative und hinterließ den ehemaligen Herrschaften ihrer Mutter eine Nachricht. Sie trafen sich in einem Café am Strathpeffer Square. Lili war wahnsinnig aufgeregt, doch Mrs Denoon nahm als Erstes ihre Hand. »Wir sind doch immer für dich da, mein Mann und ich«, raunte sie. Doktor Denoon nickte beipflichtend. »Was war denn bloß los?«, fügte Mrs Denoon aufgeregt hinzu.
Lili holte tief Luft. »Ich weiß, es muss Ihnen alles recht merkwürdig vorgekommen sein, aber ich …« Sie kämpfte mit den Tränen.
»Dein Mann sieht wirklich atemberaubend aus, aber sein Verhalten ist befremdlich«, stellte Mrs Denoon trocken fest, während sie Lili tröstend über das Haar strich. »Er macht den Eindruck, als sei er ein Tyrann, der keine andere Meinung als die eigene gelten lässt.«
»Er darf niemals erfahren, wie mein Vater hieß«, stöhnte Lili gequält auf.
»Und auch nicht, dass er ein Mann aus den Highlands war, nicht wahr?«, ergänzte Doktor Denoon nachdenklich.
»Nein, weder noch. Das darf er nie erfahren, denn mein Vater war Gordon Makenzie …«
Die beiden Denoons blickten sie fragend an.
»Es ist so …« Lili zögerte kurz, bevor sie alles verriet, was ihr das Herz schwer machte.
»O je!«, entfuhr es Doktor Denoon. »Da kann ich ja nur von Glück sagen, dass ich seine Fangfrage nicht beantwortet habe.«
»Was wollten Sie mir eigentlich gestern über ihn erzählen?«
»Ach, Kindchen, das ist doch nicht mehr so wichtig.«
»Was?«, wollte Lili wissen.
»Dieser Freund sagte nur, er sei mit Ihrem Vater verabredet gewesen, aber der sei nie aus den Highlands zurückgekehrt, wo er etwas zu erledigen gehabt habe.«
Lili zögerte einen Augenblick lang, doch dann nahm sie kein Blatt mehr vor den Mund und schüttete den Denoons ihr Herz aus. Sie erzählte alles – bis auf ihre Gefühle für Dusten. Die behielt sie für sich, wenngleich sie letzte Nacht von ihm geträumt hatte. Ihr liefen noch immer kalte Schauer über den Rücken, wenn sie daran dachte. Dusten hatte auf der anderen Seite des Baches gestanden und sie mit süßen Worten gelockt, dass sie doch über die Brücke kommen möge, doch sie konnte nicht. Niall hatte ihr den Sgian Dubh an den Hals gehalten und gezischt: »Einen Schritt weiter und du bist tot.«
»Mein Gott, nun begreife ich, warum dein Mann so versessen darauf ist, so schnell wie möglich ein Kind von dir zu haben. Um zu zeigen, dass er in der Lage ist, einen ganzen Munroy zu zeugen und keine halbe Makenzie wie seine Tochter!«, rief Mrs Denoon aufgeregt aus. »Dabei wird er wieder nur ein Kind bekommen, das Teile beider Clans in sich trägt.«
»Und ich verstehe jetzt endlich, warum Sie mir den Rotwein über die Hose geschüttet haben«, ergänzte Doktor Denoon trocken. »Was wäre, wenn Sie ihm die Wahrheit gestehen würden? Sie können doch nichts dafür. Und er kann nicht mehr tun, als Sie hinauszuwerfen.«
»Um Himmels willen, nein!«, widersprach Mrs Denoon ihrem Mann heftig. »Das Kind wird sich doch nicht unnötig in Gefahr begeben. Der Mensch ist gefährlich und unberechenbar, wenn du mich fragst. Ich habe es an seinen Augen gesehen, als du ihm gesagt hast, dass du Lili für gesund hältst. Nein, liebe Lili, wir mieten uns einen Wagen, begleiten dich nach Scatwell, du packst deine Sachen, und wir fahren gemeinsam nach Edinburgh zurück. Rodina wird dich mit offenen Armen empfangen. Sie liegt mir ständig in den Ohren, wie sehr du ihr fehlst.«
Lili blickte verlegen zu Boden, doch dann sah sie die beiden offen an. »Ich kann nicht einfach gehen, aber ich darf ihm niemals verraten, dass ich eine Makenzie bin. Das brächte ihn um. Ich kann mich nicht feige davonschleichen. Da gibt es doch auch noch Isobel, die ich unmöglich verlassen kann …« Sie unterbrach sich, weil ihr mit einem Mal speiübel wurde.
»Entschuldigung«, presste sie gerade noch heraus, bevor sie zu den Waschräumen lief. Dort übergab sie sich in einem großen Schwall. Danach wusch sie sich das Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Sie war totenbleich. Kein Wunder, dachte sie und kehrte an den Tisch der Denoons zurück.
Der Doktor musterte sie durchdringend. »Mussten Sie sich gerade übergeben?«
Lili nickte beschämt.
»Wissen Sie, was ich glaube? Sie sind schwanger.«
»Aber ich hatte kürzlich Blutungen«, widersprach Lili schwach.
»Und waren sie genauso wie sonst?«
Lili versuchte sich zu erinnern. »Nein, sie waren schwächer und kürzer und …«
»Mein,
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