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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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Mhairie, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte, den Arm um die Schultern. »Und mit diesen Schuldgefühlen hast du dich ein ganzes Leben lang geplagt, du Arme.«
    »Verurteilst du mich denn nicht?«
    »O nein, Großmutter, und selbst wenn, diese Schuld hättest du hundertmal abgegolten. Angus hat deinen Geliebten zweimal umgebracht. Als er dir vorlog, dass er tot sei, und als er ihn dann tatsächlich am Fuath-Burn umgebracht hat. Es tut mir nur nachträglich für Onkel Brian leid. Er hat es wirklich nicht leicht gehabt.«
    »Aber jetzt, wo du es weißt, kannst du dir erklären, warum Artair in Ullapool geblieben ist und eine eigene Familie gegründet hat, obwohl er mich doch schwanger zurückgelassen hatte?«
    »Er hoffte, du habest einen guten Mann gefunden, bei dem es eurem Kind gut erging. Doch als er erfahren musste, dass du im Haus seines ärgsten Feindes lebst, da hat er nur noch rotgesehen.«
    »Ja, so würde es einen Sinn ergeben.«
    »Aber Großmutter, Hand aufs Herz: Was hättest du getan, wenn er gleich nach seiner Rückkehr zu dir gekommen wäre? Wärst du ohne Brian fortgegangen? Angus hätte dir das Kind doch nie gegeben.«
    Mhairie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich bezweifle, dass er mich überhaupt hätte gehen lassen. Ich war doch mit deinem Vater schwanger.«
    Dusten beugte sich zu seiner Großmutter hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Als er seinen Blick wieder in Richtung Hafen wandte, galt seine ganze Aufmerksamkeit einer Ansammlung von Fischern, die wild gestikulierten.
    Sie wurden immer lauter, und dann schallte es bis zu ihrer Bank. »Krieg mit Deutschland!«
    Großmutter Mhairie und Dusten sahen einander erschrocken an.
    »Um Gottes willen«, entfuhr es der alten Dame.
    »Ich werde mir gleich eine Zeitung holen. Es musste ja so kommen. Nach dem Attentat von Sarajewo hatte sich die Lage täglich weiter zugespitzt.«
    »Wäre es nicht besser, wir würden schon heute aufbrechen?«, fragte Mhairie zaghaft.
    »Ja, Großmutter, lass uns packen. In diesen Zeiten wird jeder Mann gebraucht.«
    »Aber du willst dich doch nicht etwa freiwillig melden!«, entfuhr es ihr besorgt.
    »Ich muss mir erst einmal ein Bild von der Lage machen, aber ich werde mich nicht vor meiner Verantwortung drücken, wenn es sein muss.«
    »Ist es nicht ein Krieg der Engländer, die ihre Kolonien behalten wollen?«
    »Dieser Krieg geht uns alle an, Großmutter Mhairie.«
    Und schon war Dusten im Haus verschwunden, gerade in dem Augenblick, als eine große dunkle Wolke den Himmel verdüsterte. Mhairie warf einen Blick nach oben und erschauerte. Sie konnte sich nicht helfen. Das war kein gutes Omen.

51
    Scatwell, am gleichen Tag, August 1914
    Es war früher Nachmittag, als der Chauffeur Lili vor dem Eingang von Scatwell Castle absetzte. Sie entlohnte den Mann reichlich und ließ sich die Koffer bis vor die Schlafzimmertür tragen. Bevor sie es betrat, blieb sie kurz stehen und lauschte. Es war totenstill im Haus, und Lili mutmaßte, dass die Familie außer Haus war.
    Als sie die Tür öffnete und ihr Blick auf das Bett fiel, erstarrte sie. Wie betäubt blieb sie im Türrahmen stehen. Ihr Atem ging stoßweise. Auf der Überdecke lagen ihre Kleider und der Koffer und darauf wild verstreut jene Dinge, die sie im Nachlass ihrer Mutter gefunden hatte: der Brief ihres Vaters, sein Foto, das Clanabzeichen aus Zinn und der Ordensstern. Vor dem Kamin lag der braune Ledereinband von Caitlins Tagebuch, alles andere glomm im Feuer vor sich hin. Vor dem Bett am Boden lagen Papierfetzen. Lili erstarrte. Es waren die Überreste von Dustens Brief.
    Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass Niall vom Misstrauen getrieben in ihren Sachen gewühlt hatte. Langsam näherte sie sich dem Schlachtfeld auf ihrem Bett und nahm als Erstes noch einmal das Foto ihres Vaters zur Hand. Ihr Herzschlag wollte aussetzen, als ihr Blick an der Widmung auf der Rückseite hängen blieb. Gordon Makenzie . Wenn Niall das gelesen hatte, gab es nichts mehr zu leugnen. Nun lag es in seiner Hand, wie er damit umgehen würde. Doch in jedem Fall würde sie ihm erst von der Schwangerschaft berichten, bevor er noch etwas Unüberlegtes tun würde.
    Mit klopfendem Herzen fasste Lili nach dem Ordensstern und legte ihn vorsichtig in den Koffer zurück. Dasselbe wollte sie mit dem Clanabzeichen tun, doch als sie es in der Hand hielt, sah sie es zum ersten Mal genauer an. In der Mitte eines Gürtels befand sich das Symbol eines lodernden

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