Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
freiwillig gemeldet?«
»Wundert dich das? Er konnte nach deinem gemeinen Betrug keinen Augenblick länger mit dir unter einem Dach leben. Und da du dich in eine Ohnmacht geflüchtet hast … Und jetzt mach, dass du aus unserem Haus kommst!«
»Ich wüsste nicht, was ich lieber täte, als dieses Irrenhaus zu verlassen, aber ich kann nicht. Ich habe gerade Nialls Kind verloren und immer noch höllische Schmerzen.«
»Lüg doch nicht! Du kannst keine Kinder bekommen. Das hat er mir selbst gesagt. Und dass du dich in unser Haus eingeschlichen hast, um ihm den Todesstoß zu versetzen, musste er mir gar nicht mehr erzählen. Er hat sich in sein Zimmer eingeschlossen und wie ein waidwundes Tier gebrüllt: ›Sie ist Gordon Makenzies Tochter!‹ Am nächsten Morgen war er fort und hinterließ mir nur einen Brief. Dass er sich freiwillig gemeldet habe … und wenn du nicht auf der Stelle freiwillig gehst, dann prügle ich dich aus dem Haus …«
Ehe Lili sichs versah, hatte sich Lady Caitronia auf sie gestürzt und schlug auf sie ein, doch sie wurde von Dusten, der in diesem Augenblick ins Zimmer trat, zurückgerissen. »Bist du wahnsinnig?«, schrie er seine Tante an und beugte sich über Lili. »Bist du verletzt?«
Lili antwortete nicht. Sie war wie betäubt. Hatte sie sich bis jetzt an die Hoffnung geklammert, die Angelegenheit mit einem vernünftigen Gespräch aus der Welt schaffen zu können, war sie nun sicher, dass es kein Zurück mehr gab.
»Bring mich fort von hier, Dusten, bitte!«, stieß sie heiser hervor.
»Gut, ich hole Doktor Brodie. Der soll entscheiden, ob du transportfähig bist. Und du, Tante Caitronia, wage dich ja nicht noch einmal in ihre Nähe!«
»Du hast wirklich keinen Funken Ehre im Leib. Hast du es immer noch nicht kapiert? Lili Campbell ist die Tochter des verdammten Makenzie, der deinen Großvater umgebracht hat. Und sie hat sich an deinen Cousin herangemacht, um ihn zugrunde zu richten.«
»Er hätte es niemals erfahren, wenn er nicht in meinen Sachen gewühlt hätte. Unsere Kinder wären frei vom Hass dieser zerstörerischen Familienfehde aufgewachsen. Das war mein Plan«, erklärte Lili kühl. In diesem Augenblick empfand sie nichts als Leere. Keinen Zorn, keine Traurigkeit …
»Und das soll ich dir glauben? Eine Makenzie als Friedensengel? Dass ich nicht lache. Dein Vater hat wenigstens offen zu einer Waffe gegriffen, aber was du getan hast, das ist infam.«
»Raus jetzt!«, befahl Dusten, packte seine Tante bei den Schultern und schob sie unsanft aus dem Zimmer.
»Du bist und bleibst ein Nestbeschmutzer«, hörte Lili sie draußen auf dem Flur verächtlich zischen.
Als es endlich still war, atmete Lili tief durch, bevor sie sich fragte, ob alles anders gekommen wäre, wenn sie Niall gleich die ganze Wahrheit gesagt hätte. Damals in Edinburgh, bevor sie beide den Zug in die Highlands bestiegen hatten. Vielleicht wäre mir dann alles erspart geblieben, dachte sie seufzend. Doch als Dusten ins Zimmer zurückkehrte, wusste sie, dass es unabdingbar gewesen war, Niall in die Highlands zu folgen. Manchmal geht das Leben seltsame Umwege, ging es ihr durch den Kopf, während er sich neben sie auf die Bettkante setzte und ihre Hand nahm. In seinen Augen waren Liebe und Mitgefühl zu lesen, aber auch eine Spur von Neugier. Wahrscheinlich möchte er wissen, warum ich der Familie meine Herkunft verschwiegen habe.
Ohne dass er sie dazu aufgefordert hätte, begann Lili zögernd zu sprechen. »Am Abend, bevor ich mit Niall nach Inverness aufbrach, entdeckte ich in der Wohnung meiner verstorbenen Mutter Briefe, die bestätigten, was mir Doktor Denoon bereits wenige Wochen zuvor angedeutet hatte. Der Name meines Vaters lautete Gordon Makenzie, und er war nicht etwa vor meiner Geburt tödlich verunglückt, sondern saß im Gefängnis von Inverness, weil er einen Menschen umgebracht hatte. Deinen Großvater, aber das erfuhr ich erst viel später, als ich heimlich Caitlins Tagebuch las. Und natürlich habe ich geschwankt, ob ich Niall vor der Hochzeit davon erzählen sollte …«
Lili geriet ins Stocken, denn sie war den Tränen nahe. Doch dann fuhr sie mit ihrem Bericht fort. »Ich hatte mich in den Wunsch verstiegen, gegen den Hass anzugehen und durch unsere Kinder eine Verbindung zwischen beiden Familien zu schaffen. Und zwar ohne sein Wissen. Ich hatte Sorge, er könne daran zerbrechen, wenn ihm das gleiche Schicksal ein zweites Mal widerfuhr …«
»Ach, Lili, ich zweifle nicht
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