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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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wie er will, aber darüber schweigt auch er. Und außer dem alten Alec weiß doch hier kaum mehr jemand Näheres über die verdammte Geschichte am Bach.«
    Plötzlich wurde das Gespräch im Flüsterton fortgesetzt. Ob die Familienmitglieder befürchteten, dass Lili lauschen könnte?
    Ihr war immer noch ganz elend zumute. Seufzend presste sie die Hände auf den Magen.
    Doch da war Lady Caitronias Stimme laut und vernehmlich zu hören. »Hauptsache, sie schenkt uns den sechsten Baronet von Conon. Dann nämlich wird sie sich hüten, den Ruf ihres eigenen Kindes in den Schmutz zu ziehen.«
    Lili löste sich hastig aus ihrer Erstarrung, wandte sich um und stieß mit Dusten zusammen. Vor Schreck fehlten ihr die Worte.
    Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass die Erde sich auftun und sie augenblicklich verschlingen möge. So unangenehm war ihr der Gedanke, dass er sie beim Lauschen ertappt hatte.

18
    Inverness, Abend des 24. Dezember 1913
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm Dusten Lili bei der Hand und zog sie von der Tür fort zur Treppe. Erst als sie den ersten Stock erreicht hatten, ließ er ihre Hand wieder los.
    »Wo hast du Isobel gelassen?«, fragte Lili, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
    »Ich habe ihr eine Geschichte vorgelesen, und jetzt schläft sie. Und wie hast du es geschafft, der lieben Familie zu entkommen?«
    »Ich bin müde, was der Wahrheit entspricht.«
    »Und sonst?«
    »Wie meinst du das?
    »Was für einen Eindruck hast du gewonnen?«
    Lili fixierte ihre Schuhe. Aus Furcht, er werde ihr die Gedanken von den Augen ablesen, konnte sie ihn nicht ansehen.
    »Gib es ruhig zu. Du hast dich bestimmt gefragt, in welche Schlangengrube du da geraten bist, nicht wahr?«
    »Nein … ja, ich hatte den Eindruck, man war sichtlich bemüht, die Familiengeheimnisse vor mir zu verbergen«, entgegnete sie, ohne den Kopf zu heben.
    Dusten lachte. »Das hätte ich auch nicht besser ausdrücken können. Gut beobachtet.«
    Jetzt traute sie sich und blickte ihm fest in die Augen. Sie waren zwar von demselben Blau wie Nialls, aber der Ausdruck war ein anderer. Eine Mischung aus Spott, Lebensfreude und Sympathie für sie, stellte Lili überrascht fest.
    »Das war nicht schwierig zu erraten. Ständig wurden Sätze nicht zu Ende gesprochen und … Komm, wir tauschen die Zimmer, und du klärst mich unterwegs auf.«
    »Leider darf ich dir nichts erzählen, obwohl ich es liebend gern täte. Wer in diesem Haus was erfährt, das bestimmt mein werter Cousin, und der würde am liebsten alles totschweigen.«
    »Aber du machst mir nicht gerade den Eindruck, als würdest du sonst etwas auf Nialls Wort geben.«
    »Das sieht nur so aus. Wenn es darauf ankommt, spiele ich das angepasste Familienmitglied. Besonders nach außen. Wohlgemerkt spiele ich nur den loyalen Vetter, denn eigentlich gehöre ich nicht zu ihnen. Aber es gehört sich wirklich nicht, Außenstehenden gegenüber Einzelheiten preiszugeben, die unserem Ruf schaden. Nicht einmal der alte Alec hat aus mir ein anderslautendes Wort herausbekommen. Meine liebe Verwandtschaft wäre wahrscheinlich entzückt zu erfahren, dass ich mich ohne Einschränkung dem offiziellen Ergebnis der damaligen Ermittlungen angeschlossen habe. Schließlich fand alles lange vor meiner Geburt statt. Mein Vater war noch nicht einmal geboren, als diese verdammte Sache …« Er brach ab.
    »Jetzt fängst du auch noch an, peinlich darauf zu achten, dass ich nichts über die Familie erfahre. Was ist mit deinem Großvater denn nun eigentlich geschehen, und warum hält der alte Alec es für ausgleichende Gerechtigkeit?«
    Dusten blieb abrupt stehen. »Du bist mir ja eine ganz geschickte Person! Inmitten des schönsten Plauderns stellst du knallharte Fragen. Willst du eine ehrliche Antwort hören?«
    Lili nickte eifrig.
    »Wenn ich dir auch nur ein Sterbenswort verraten würde, können wir das diesjährige gemeinsame Hogmanay vergessen. Niall und ich werden uns ganz furchtbar in die Haare kriegen, und er wird mir vorwerfen, dass ich keinerlei Stolz in mir trage und der bösen Seite mehr Glauben schenke als der lieben Familie. Und er wird mich verprügeln, weil ich seiner bezaubernden zukünftigen Frau Lügen über die Familie aufgetischt habe.«
    »Dann frage ich Niall eben selbst.« Das klang trotzig.
    Dusten lachte. »Du wirst keine Antwort bekommen, und wenn, wird man dir das Märchen vom guten, dem übermächtigen Großvater erzählen, dem Helden von Strathconon. Sieh mal, ich kann dir die Wahrheit

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