Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
nicht sagen, genauso wenig wie die über Onkel Brian. Wenn ich dir verraten würde, dass er in den Armen seiner Geliebten gestorben ist, dann …« Mit gespieltem Schrecken schlug sich Dusten die Hand vor den Mund.
»Das hast du vorhin bereits am Tisch zur Empörung der Familie zum Besten gegeben. Ich glaube, auch dieses pikante Detail sollte ich eigentlich nicht erfahren. Dusten, sei ehrlich – es bereitet dir doch ein gewisses Vergnügen, über die Familie herzuziehen, nicht wahr?«
»O nein, Lili, was denkst du von mir? Es ist doch auch meine Sippe. Ich kann es nur nicht leiden, wenn man die Vergangenheit absichtlich verklärt. Wie bei Onkel Brian. Du glaubst gar nicht, was sie alles angestellt haben, damit sein unrühmliches Ende nicht ruchbar wurde. Sogar den Arzt haben sie verschaukelt, und die Frau hat Schweigegeld bekommen …«
»Und was war mit deinem Großvater? Ist der auch in den Armen einer anderen gestorben?«
Dusten wurde ganz ernst. »Du bist sehr hartnäckig. Nein, das ist eine kompliziertere Geschichte und nicht annähernd so lustig. Wenn ich dir im Folgenden eine kurze Erklärung abgebe, wirst du dann aufhören zu fragen?«
»Ich verspreche es dir.«
»Es gibt eine uralte Familienfehde zwischen den Munroys und einem anderen Clan. Man – besser gesagt, die Feinde unserer Familie, so jedenfalls würde Niall es ausdrücken –, man munkelt also, dass Großvater diesem Clan etwas angetan hatte, wofür man sich an ihm rächte. Zufrieden?«
Lili rollte mit den Augen. »Du sprichst in Rätseln.«
»Mehr kann ich nicht sagen. Wenn mein Cousin dir eines Tages von sich aus etwas erzählt, dann soll es mir recht sein. Aber ich gebe dir einen guten Rat: Frag ihn niemals danach!«
Sie waren weitergegangen und vor Caitlins Zimmer angelangt. »Und Isobels Mutter? Unter was für einer Gemütskrankheit litt sie?«
»Gemütskrankheit? Dass ich nicht lache. Aber wenn du wirklich die Wahrheit über diese Familie erfahren willst, dann solltest du beizeiten mit meiner Großmutter plaudern. Nein, bloß nicht, das war ein Scherz! Das kannst du Niall nicht antun. Aber ganz im Ernst, ich gebe dir einen gut gemeinten Rat: Lass die Vergangenheit ruhen! Das alles hat so viel Leid über diese Familie gebracht. Sieh mal, du hast die Gelegenheit, mit meinem Cousin ein ganz neues Leben ohne die alten Gespenster zu beginnen. Durch dich wird er bestimmt wieder ein bisschen menschlicher. Ich mochte dich auf Anhieb. Du strahlst eine erfrischende und natürliche Anmut aus. Wenn einer es schafft, dass er wieder der Alte wird, dann du.«
»Wie war er denn, der alte Niall?«
Dusten lachte. »Also in etwa so charmant wie ich, nur wesentlich strebsamer und wohlerzogener. Immer ein wenig ernst, aber durchaus umgänglich.«
»Und Caitlins Tod hat ihn so verändert?«
»Nicht nur ihn. Uns alle, aber er war vorher diplomatischer, wenn du verstehst, was ich meine. Ihm ging der Ruf der Munroys zwar immer über alles, aber er hatte die Gabe, die Mütchen zu kühlen. Er wäre ein guter Clan Chief geworden, aber wir sind nur eine Nebenlinie. Heute ist er manchmal so jähzornig wie Groß…«
»… wie dein Großvater, wolltest du sagen, nicht wahr?«
»Lili! Frag nicht! Weder ihn noch mich oder gar Großmutter Mhairie. Bleib, wie du bist, und lass dein Licht in dieser Düsternis leuchten! Dann wird alles gut.«
Lili stieß einen tiefen Seufzer aus und legte eine Hand auf die Klinke ihrer Zimmertür. »Vielleicht hast du recht. Es geht mich auch nichts an. Ach ja, ich brauche eine Viertelstunde zum Packen. Dann klopfe ich an deine Tür.«
»Lili, tu mir einen Gefallen! Was immer geschieht, versprich mir, dass du nicht verzweifelst. Ich weiß, dass Isobel gerade eine schwierige Phase durchmacht. Sie hat mir vorhin gestanden, dass sie dich nicht leiden kann, aber das stimmt nicht. Ich habe es in ihren Augen gesehen. Sie liebt dich und hat wahnsinnige Angst, dich zu verlieren. Bitte, verlass sie nicht!«
Lili kämpfte mit den Tränen. »Sie hat ihre tote Mutter gefunden, nicht wahr?«
Dusten schluckte trocken. »Hat Niall dir das etwa erzählt?«
»Nein, um Gottes willen. Er hat mit knappen Worten erwähnt, dass seine gemütskranke Frau ins Wasser gegangen ist …«
»Und wer hat sonst mit dir geredet? Darüber schweigt die Familie in der Regel.«
»Es … war in der Schule bekannt«, erwiderte Lili zögernd. »Lady Ainsley soll die Schauergeschichte in die Welt gesetzt haben, dass Caitlin sich vorher die Pulsadern
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