Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
mit.«
Und schon war Dusten bei der Tür, doch Isobel war ihm gefolgt und klammerte sich an seinen Kilt.
»Bitte, Onkel Dusten, geh nicht! Ich möchte, dass du bleibst. Sonst wird es morgen Abend gar nicht lustig.«
»Weihnachten ist auch kein Fest, bei dem es lustig zugehen soll«, mischte sich Craig besserwisserisch ein. Das hielt Isobel aber nicht davon ab, ihren Onkel weiterhin am Gehen zu hindern.
»Isobel, bitte setz dich sofort auf deinen Platz! Es gehört sich nicht, dass eine junge Dame einen Mann anbettelt zu bleiben», tadelte Lady Caitronia ihre Enkelin, die daraufhin mit betretener Miene zu ihrem Stuhl zurückschlich.
»Ich fände es auch schade, wenn Sie gingen«, hörte sich Lili plötzlich flöten, obwohl sie sich doch fest vorgenommen hatte, den Mund zu halten.
Dusten lächelte. »Also, wenn mich gleich zwei hübsche junge Damen so herzlich bitten, kann ich ihnen den Wunsch nicht abschlagen. Und ich verspreche, dass ich fortan brav über das Wetter rede. Hat es bei Ihnen in Edinburgh auch so heftig geschneit, Miss Campbell?«
Lili fiel es schwer, sich ein Schmunzeln zu verkneifen, denn sie konnte sich nicht helfen: Ihr gefiel Dustens erfrischende Art, wie er die Familie auf die Schippe nahm. Auch wenn sie sich sehr wohl bewusst war, dass es auch gegen ihren Verlobten ging. Doch was sollte sie tun? Vom Gefühl her stand sie auf Dustens Seite, ohne zu wissen, warum. Mehr noch, nach der grimmigen Reaktion der Familie auf die Worte des Cousins ritt sie förmlich der Teufel, sich ebenfalls danebenzubenehmen.
»Danke der Nachfrage«, erwiderte sie daher gestelzt. »Es fing erst auf halber Strecke an zu schneien, Mister … Entschuldigen Sie, jetzt habe ich eine Frage an Sie. Sind Sie ein Baronet oder ein einfacher Mister? Obwohl meine Mutter nur Köchin war und ich mich eigentlich mit Adelstiteln nicht auskenne, habe an der St. George’s gelernt, dass nur der älteste Sohn den Titel erbt.«
Dusten grinste sie breit an. »Ich hatte das Glück, der einzige Sohn zu sein, aber mein Vater war der jüngere von zwei Brüdern, sodass Großvaters Titel auf Nialls Vater Brian überging und mein Vater Douglas ein Mister blieb, solange er lebte, aber er wurde auch nicht besonders alt. Sie werden zur Lady, wenn Sie Niall heiraten. Aber nur zur Lady Munroy, weil sie nicht adeliger Herkunft sind. Wenn Sie nämlich selber von hochwohlgeborener Herkunft wären, dürften Sie sich Lady Lili nennen. Mein Cousin besitzt einen stattlichen Titel: Sir Niall Munroy, Fünfter Baronet von Conon. Doch dann wissen Sie sicher auch, dass wir leider nicht zum Hochadel gehören. Dabei wäre Niall gar zu gern ins Parlament eingezogen. An meinem Cousin ist nämlich ein Politiker verloren gegangen, aber unsereins lässt man nicht im House of Lords zu. Und darf ich fragen, wann es bei Ihnen so weit ist? Ich meine, wann gebt ihr einander das Jawort? Und nenn mich bitte Dusten, ich werde dich Lili nennen, wenn ich darf. Schließlich gehörst du bald zur Familie.«
Lili holte gerade Luft, um Dusten zu antworten, als ihr Niall zuvorkam. »Wir werden an Hogmanay unsere offizielle Verlobung bekannt geben und am sechzehnten April heiraten. An Großvaters Geburtstag.«
»Ach, das sind ja wirklich wundervolle Aussichten!«, bemerkte Lady Caitronia entzückt.
Lili aber starrte Niall völlig verwirrt an. »Aber … aber wir haben doch noch gar keinen Termin … Ich meine, wir haben noch gar nicht über ein Datum gesprochen, und dass wir an Hogmonay Verlobung feiern, das … das wusste ich auch nicht«, stammelte sie.
»Hast du etwas gegen den sechzehnten April einzuwenden?«, gab Niall herrisch zurück.
»Nein, warum sollte ich? Ich dachte nur, ich sollte die Erste sein, der du …«
»Gut, wenn du nichts gegen das Datum einzuwenden hast, erledige ich die Formalitäten. Ich denke, wir können beruhigt in Scatwell heiraten und auch dort feiern. Dann sind wir wenigstens davor gefeit, dass uns die Schneewehen vom Rest der Welt abschneiden.«
Lili spürte beinahe körperlich, wie er hinter seinem überheblichen Befehlston seinen Zorn zu verbergen versuchte, und sie ahnte auch, warum er so zornig war. Es missfiel ihm, dass sie sich ganz offensichtlich gut mit Dusten verstand und dass sie in gewisser Weise auf seiner Seite stand. Ich darf Niall nicht weiter so provozieren, redete sie sich gut zu.
Also nickte Lili brav. Allerdings drängte sich ihr förmlich der Gedanke auf, wie ein Mensch sich binnen kürzester Zeit nur so verändern
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